Das vielfach ausgezeichnete, kooperative Abenteuerspiel „Die Legende von Andor“ zählt zu den bekanntesten „modernen“ deutschen Brettspielen. Neben zahlreichen Erweiterungen und einer digitalen Umsetzung sind auch mehrere Spin-Offs erschienen, zuletzt „Die Befreiung der Rietburg“. Na mal schauen, ob das auch so ein Klassiker werden wird :-) Die Rietburg wurde von zahlreichen blutrünstigen Monstern besetzt und der wiedererwachte Drache Tarok hat sich auch schon angekündigt – Da braucht es natürlich echte HeldInnen, zwei bis vier an der Zahl, welche wieder für Recht und Ordnung sorgen ;-) Dazu müssen vier von sechs möglichen Aufgaben erfüllt werden, wobei man vorher aber noch nicht weiß, welche genau! Aber mal ganz von vorn: Zu Beginn des Spiels wählen die bis zu vier SpielerInnen ihre Heldenfigur. Sechs verschiedene stehen jeweils zur Auswahl, die alle eigene Vor- und Nachteile besitzen: Bei der Bogenschützin Chada ist es beispielsweise dem Zufall überlassen, wie viel Schaden sie macht (wobei sie im Idealfall natürlich richtig hart austeilt ;-) aber man muss halt echt Glück haben...). Die Hüterin Kheela kann stattdessen einen Wassergeist beschwören, der Verbündete an anderen Orten unterstützt. Und der Zwerg Kram darf einmalig seine mächtige +4 Axt benutzen. So hat jede Heldenfigur eigene Vor- und Nachteile, welche sich merklich auf das Spielgeschehen und damit die Taktik der SpielerInnen auswirken. Gleich ist allen Figuren, dass sie über drei (in einem Sonderfall vier) Heldenkarten verfügen, auf denen ihre jeweils möglichen Aktionen (z.B. das Aufdecken verdeckter Monster, spontane Ortswechsel, Willenspunkte sammeln und natürlich Angriffe) abgebildet sind. Eine davon muss man in jeder Runde ausspielen, um jeweils eine der abgedruckten Aktionen auszuführen. Logisch, dass nicht jede Heldenkarte jede Aktion ermöglicht, sodass man stets abwägen muss, was denn aktuell sinnvoll wäre und was man sich für die nächste Runde aufsparen möchte. Alternativ kann man in seiner Runde auch gefundene Gegenstände benutzen, außerdem gibt es noch einige freie Aktionen (z.B. Gegenstände weitergeben oder Aufgaben als erfüllt deklarieren). Das Problem: Kann man keine Aktionen mehr ausführen, weil die Heldenkarten und die Gegenstandskarten alle verbraucht sind, muss man seine Spielfigur auffrischen: Dann bekommt man zwar die verbrauchten Heldenkarten zurück, es wird aber auch eine Erzählkarte vom Stapel gezogen, welche neue Monster ins Spiel bringt. Aber wozu denn nun das Ganze? Die Befreiung der Rietburg gelingt durch die Erfüllung von vier Aufgabenkarten. Beispielsweise muss man besonders starke Monster besiegen, sich mit Gold freikaufen, zehn Trophäen (besiegte Monster) eintauschen oder alle sechs Aufgabenkarten aufdecken. Das Problem ist nun, dass diese sechs Aufgabenkarten verdeckt sind und man so vorher gar nicht weiß, welche Aufgabe auf einen wartet. Aufdecken kann man sie aber nur, wenn an dem entsprechenden Ort keine Monster mehr lauern. Diese besiegt man, indem die Angriffsstärke der eigenen Heldenfigur den Kampfwert des Monsters erreicht oder übertrifft. Nun sind diese Monsterkarten aber manchmal auch noch verdeckt, sodass man gelegentlich eine wertvolle Heldenkarten-Aktion verbrauchen muss, um dann herauszufinden, dass man alleine viel zu schwach ist und die Hilfe von Verbündeten (andere MitspielerInnen, aber auch unterstützende Freundeskarten) benötigt ;-) Und so ist „Die Befreiung der Rietburg“ primär ein spielerisch eigentlich recht simpler Monsterschnetzler, bei dem sich der große Reiz daraus zieht, dass man gemeinsam antizipiert, welche Heldenkarten man wann ausspielt, um seine Aktionen nicht sinnlos zu vergeuden. Und das macht dann tatsächlich auch ziemlich viel Spaß, denn trotz des einfachen Spielprinzips ist dieses kartebasierte Abenteuerspiel ziemlich fordernd und spannend – Bei unseren Testrunden waren die Siege und oft auch Niederlagen jeweils immer sehr knapp! Der Wiederspielbarkeitsfaktor ist also wirklich hoch, sodass man den Preis von 22,99 €, den der „KOSMOS“-Verlag (welcher mir dankenswerterweise ein Rezensionsexemplar zur Verfügung stellte) für die gemessen am Inhalt etwas überdimensionierte Pappbox verlangt, voll in Ordnung geht. Da man für einen Durchgang auch nur ungefähr eine dreiviertel Stunde benötigt, kann man an einem durchschnittlichen Spieleabend auch mal zwei- bis dreimal sein Glück versuchen :-) Fazit: „Die Befreiung der Rietburg“ (Link) ist ein spielmechanisch zwar eher simpler, dafür aber wirklich spannender und fordernder Monsterschnetzler. Da kann ich mit ruhigem Gewissen eine Kaufempfehlung abgeben :-D