Das Lovecraft-Rollenspiel „FHTAGN“, kostenfrei herausgegeben vom Kulturverein „Deutsche Lovecraft Gesellschaft e.V.“, bietet eine regelleichte und dabei spielmechanisch gut funktionierende Alternative zu vergleichbaren Cthulhu-Regelwerken. Wir haben darüber in unserer gestrigen Podcast-Episode (Link) gesprochen, genauso wie über den Abenteuerband „Der Tod in Venedig“. Da Elea den aber noch spielen wollte, blieb ich im Podcast sehr knapp – Hier nun also meine ausführliche Meinung :-)
„Der Tod in Venedig“ ist ein kammerspielartiges Horror-Abenteuer für 3 – 4 Personen, wobei es genau zwei SpielerInnen benötigt. Die Spielleitung sollte idealerweise aus zwei Personen bestehen, alleine bekommt man das aber auch gut hin ;-) Die beiden SpielerInnen verkörpern das Künstler-Ehepaar Reginald und Rebecca Martin, welche im Jahr 1956 gemeinsam mit Sohn und Kinderfrau eine Reise nach Venedig unternehmen. Denn Reginald leidet unter einer harten Schreibblockade, welche mit einer kleinen Sommerfrische kuriert werden soll. Doch oh Schreck, eines Morgens wacht das Ehepaar mit deutlichen Erinnerungslücken auf – Und der Sohn ist weg! Hat ihn die Kinderfrau etwa an das fahrende Volk verkauft? Oder gibt es einen Zusammenhang mit den mysteriösen Visionen, welche verschwommen die Ereignisse der vergangenen Nacht andeuten? Und was haben eigentlich die spiritistischen GriechInnen des Armenviertels damit zu tun? Fragen über Fragen, welche in zwölf Szenen nacheinander gelöst werden müssen. Diese sind logisch aufeinander aufbauend – despektierliche SpielerInnen würden von Railroading sprechen, das an ein Theaterstück erinnet – und enden in einem definitiv im Gedächtnis bleibenden Finale, welches mehrere mögliche Enden enthält...
Ja, im Gedächtnis wird mir „Der Tod in Venedig“ definitiv bleiben – Und zwar als das erste Abenteuer, bei dem ich bereits beim Lesen der Zusammenfassung die „X-Card“ ziehen wollte ;-) Spaß beiseite, aber der Autor Moritz Honert geht in diesem Szenario deutlich über das hinaus, was ich und die meisten SpielerInnen, die ich kenne, zu ertragen bereit sind – Für eine spontane „FHTAGN“-Runde auf einer Convention mit zusammengewürfelten SpielerInnen ist diese Geschichte keinesfalls geeignet! Eingespielte Gruppen jedoch, die knallharten Horror nicht scheuen und die auch ihre gegenseitigen Grenzen kennen, werden hier aber definitiv viel Freude haben. Denn objektiv betrachtet ist „Der Tod in Venedig“ ein durchweg gelungener Abenteuerband: Die im generischen Femininum formulierte Geschichte ist so dramatisch und (trotz ihrer Knappheit) bildlich geschrieben, dass man bereits beim Lesen sehr atmosphärisches Kopfkino bekommt. Das Layout ist sehr übersichtlich und erlaubt dank der großen Schrift, dass man die Texte bei Kerzenschein lesen kann. Auch die Handouts wissen zu gefallen, sodass SpielleiterInnen keine große Probleme beim Leiten bekommen dürften.
Fazit: Für den Preis von 5,95 € bekommt man mit „Der Tod in Venedig“ (Link) ein 32 Seiten starkes „FHTAGN“-Heft, dessen Schock-Inhalt man wohl niemals wieder vergessen wird...