Es gibt Superhelden-Teams, die passen auf den ersten Blick eigentlich gar nicht zusammen. Beispielsweise die immergute Power Girl und die eher sadistisch-verrückte Harley Quinn. Unter normalen Umständen würden sich dieser beiden Comic-Heldinnen über viele Comichefte hinweg verhauen, doch was ist in diesem Sammelband schon normal? Dabei bedienen sich die Autoren eines ebenso alten wie funktionierenden Kniffs: Power Girl hat ihr Gedächtnis verloren, und so glaubt sie der verrückten Harley Quinn (immerhin die Ex vom Superbösewicht Joker), dass die beiden schon immer gemeinsam gegen das Böse gekämpft haben. Durch verschiedenste Irrungen und Wirrungen (siehe dazu „Harley Quinn #4: Harley Quinn und Power Girl“) kommt es nun, dass das ungleiche Duo mittels Teleportationsringen durch das All reist, um zurück auf die Erde zu gelangen. Stattdessen kommen sie auf die Welt des überaus lüsternen Vartox von Valeron, welche(r) vom lustfeindlichen Tyrannen Oreth Odeox versklavt wurde. Gemeinsam mit den BEXF (Bund der Exfreundinnen – Jaja, der Vartox hat so einige Superheldinnen und auch einen Superhelden vernascht, der Schlingel ;-)) versuchen sie nun wieder die alte, lustvolle Ordnung herzustellen um hierdurch endlich zurück auf die Erde zu gelangen. Sind wir mal ehrlich, das klingt jetzt alles schon ziemlich verrückt. Und ohne jetzt groß zu spoilern (OK, ein kleiner Spoiler: Um ihr Ziel zu erreichen, muss Power Girl schließlich sogar Vartox heiraten und sich anschließend mit ihrer Roboterkopie herumschlagen…) kann ich behaupten, dass es von Kapitel zu Kapitel verrückter wird. Die gesamte Geschichte ist im Prinzip eine große Ansammlung an humorvollen Situationen und Dialogen, welche durch den „Rettet Vartox und findet zur Erde zurück“-Handlungsfaden eher notdürftig zusammengehalten wird. Und so gibt es in diesem Comic auch keine Charakterentwicklung… Aber was schreibe ich denn hier eigentlich? „Harley Quinn / Power Girl“ will keine komplexe Geschichte erzählen, sondern einfach nur unterhalten. Und das gelingt grandios: Nahezu auf jeder Seite gibt es einen oder gar mehrere Lacher! Sei es durch die Zeichnungen (phallusartiges BEXF-Raumschiff), durch witzige Dialoge (als der Sittenwächter glaubt, die Protagonistinnen seinen aufgrund ihres Outfits Prostituierte, bin ich fast vom Lesesessel gerutscht), durch Situationskomik (Harley Quinn schießt Power Girl ab, die gerade dabei ist sie zu warnen dass dies passieren könnte) oder durch unfassbar großartigen Schwachsinn (Roadtrip im Drogenrausch). Ganz ehrlich, ich glaube die Autoren waren die ganze Zeit nur damit beschäftigt, sich mit immer abstruseren Einfällen zu überbieten. Großartig! Der Unterhaltungswert der einzelnen Kapitel schwankt dann aber doch ein wenig. Nämlich genau dann, wenn es weniger Comedy und mehr Action gibt. Kann Harley Quinn die Action noch recht unterhaltsam gestalten (riesige Waffen mit riesigem Plappermaul), ist und bleibt Power Girl halt eine im Prinzip unbesiegbare Superheldin mit durchschnittlich spannenden Superkräften. Und der kauft man halt nicht so richtig ab, dass sie in echter Bedrängnis ist... Genau wie der Unterhaltungswert schwankt auch die Qualität der Zeichnungen. Insgesamt vier Zeichner, vier Tuscher und zwei Kolorierer waren am Werk, und das merkt man teilweise recht stark. Wobei ich aber betonen möchte, dass trotz dessen keine Seite, nicht ein Panel, irgendwie unansehnlich ist. Der komplette Comic ist knallbunt, mit dynamischen Bewegungen und teils recht vielen Details. Auch an der Übersetzung habe ich nix zu meckern und die Druckqualität von Panini (welche mir freundlicherweise ein Rezensionsexemplar zur Verfügung stellten) ist gewohnt hochwertig. 16,99 € sind in diese 148 Seiten starke, komplette Miniserie gut investiert. Fazit: Großartiger Schwachsinn, mehr muss man zu diesem Sammelband (Link zum Panini-Shop) nicht sagen. Schöne Bilder, wirklich viele Lacher, dynamische Action – Was will man als Comicfan mehr?
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