Auf der SPIEL wollte ich am Stand vom CoSim-Verlag "Udo Grebe Gamedesing" (Link) eigentlich nur mal rasch das historische Globalstrategiespiel "Era of Tribes" antesten, nachdem mich mein Interview mit dem Autor Arne Lorenz neugierig gemacht hatte. Als Udo - übrigens ein cooler Typ - mir dann aber noch eine Autoren-Runde vom (vielleicht) nächsten Strategie-Hit aus eigenem Hause anbot und dann auch noch erzählte, dass dieses Spiel sogar Rollenspiel-Elemente enthalte, da musste ich einfach mal loszocken ;-) Und ich war so begeistert, dass ich den Autor Dirk Blech förmlich anflehte, mir für ein Interview zur Verfügung zu stehen :-)
Hallo Dirk. Bevor wir anfangen, stell Dich doch bitte mal den Lesern vor.
"Ich heiße Dirk Blech, bin 45 Jahre alt, verheiratet und habe 2 Kinder. Meine Hobbies sind meine Familie und das Entwickeln von Brettspielen. Wenn dann noch etwas Zeit übrig bleibt versuche ich mich ab und an auch mal am Joggen, was aber leider immer seltener ist."
Wie kamst Du zum Hobby und wie kam es, dass Du Spieleautor wurdest?
"Naja zum Hobby, das ist eine etwas längere Geschichte. Als Kind habe ich schon so das eine oder andere Quartett selber gemacht, damals mit einem Kindheitsfreund zusammen. Ich habe schon immer gerne Brettspiele gespielt, nur nie den passenden Zeitpunkt gefunden, meine Ideen selber in die Tat umzusetzen. In der Lehre haben ein paar Freunde und ich zusammen uns regelmäßig getroffen und nächtelang "Das Schwarze Auge" gespielt. Aus diesen Nächten wurde dann im Jahre 1997 die Idee geboren, selber Brettspiele zu entwickeln und herzustellen. Daraus ist dann der Kleinverlag „Udo Grebe Gamedesign“ kurz „UGG“ geworden."
Du arbeitest gerade an dem Strategiespiel "Heroes vs. Warlords". Stell dies doch bitte mal den Lesern vor.
"Meine erste Idee dazu hatte ich 2008, aber leider war die Umsetzung zu diesem Zeitpunkt nicht realisierbar. Nun „Heroes vs Warlords“ (ohne Punkt hinter dem vs - Anmerkung des Bloggers: Den Fehler hab ich natürlich extra gemacht, um auf den fehlenden Punkt hinzuweisen ;-)) ist ein Fantasy/Strategie-Brettspiel mit Rollenspiel-Elementen. Im Spiel geht es darum, als eins der drei Völker die anderen zu besiegen. Es müssen nicht immer drei Spieler teilnehmen, "Heroes vs Warlords" ist für 2 oder 3 Spieler ausgelegt."
Mit welchen anderen Spielen, egal ob Brett- oder Videospiel, kann man "Heroes vs Warlords" am ehesten vergleichen? Und was hebt Dein Spiel dann von der Konkurrenz ab?
"Mein "Heroes vs Warlords" kann man ohne Probleme mit dem bekannten Computerspiel „Heroes of Might and Magic“ vergleichen (Ich habe mich davon inspirieren lassen). Einige Elemente des Computerspieles sind auch hier wieder zu erkennen. Es gab auch ein Computerspiel mit dem Titel „Warlords“. Aber auch das eine oder andere Brettspiel hat mich dazu bewogen ein Spiel zu entwickeln, was in manchen Bereichen einfach mehr bietet. Meine Idee war ein Brettspiel zu entwickeln, welches immer wieder mit unbekannten Elementen aufwarten kann. Ich finde der große Unterschied im Vergleich zu den meisten anderen Spielen ist, dass es mit jedem neuen Spiel eine andere Spielwelt gibt. Ich habe bewusst das Spiel so gestaltet, dass es „Fog of War“ gibt, was es in Brettspielen eigentlich nicht oder fast nicht gibt, zumindest meines Wissen nach. Dazu gehört die Spielwelt, weil diese immer wieder bei Spielbeginn gemischt und dann auf die Tischplatte gelegt wird. Alle wichtigen Felder sind nie an derselben Stelle, was einen hohen wieder Spielwert garantiert. Des weiteren ist es so, dass jeder Spieler sehen kann, welche Soldaten den Helden begleiten aber nicht wie viele es sind, da die Menge verdeckt auf dem Heldenschirm liegt. Das selbe gilt auch für die Verteidiger einer Ortschaft und für die Verteidiger von Rohstofffeldern. Dann haben die Spieler optional die Möglichkeit, mit Ruhmpunkten Söldner, die zuvor gekauft wurden, vom Gegenspieler abzuwerben. In "Heroes vs Warlords" gibt es mehrere Möglichkeiten die Kämpfe auszuüben. Es gibt ein Basis-Kampfsystem und einErweitertes Kampfsystem. Wobei auch hier die Spieler entscheiden können, welche benutzt werden soll."
Erzähl doch bitte mal etwas über die Spielmechanik, die Regeln, etc.
"Ich werde versuchen, die Regeln so kurz und knapp zu halten, damit das Basisregelwerk auf 2 - 3 DIN-A3-Seiten zusammenfassen lässt. Dazu kommen dann nochmal ca. 3 - 4 Seiten Erweiterungsregeln. "Heroes vs Warlords" ist in Phasen unterteilt. Eine Phase umfasst drei Züge. D.h. jeder Held/Spieler kann sich aufgrund seiner Bewegungsreichweite frei auf der Welt bewegen. Falls ein Held ein mit Gold umrandetes Feld betritt, wird ein Kampf ausgelöst. Es besteht die Möglichkeit den Kampf im Basissystem auszuüben, dieser ist unterteilt in Kampf ohne Bewegung oder mit Bewegung. Falls sich die Spieler dazu einigen sollten mit Bewegung zu spielen besteht die Möglichkeit, seine Soldaten taktisch zu bewegen bevor es zum Kampf kommt. Falls die Spieler das erweiterte Kampfsystem spielen wollen, steht dem auch nichts im Weg. Dies funktioniert genau wie das Basissystem, nur dass die Soldaten nun Lebenspunkte haben. Nach der Eroberung eines Feldes wird dies markiert und am Ende eines jeden Zuges die entsprechenden Ressourcen gutgeschrieben. Außerdem bekommt jeder Held nach einem gewonnen Kampf Erfahrungspunkte. Durch die gesammelten Rohstoffe kann dann die Ortschaft ausgebaut werden und dadurch bessere Soldaten oder ein besseres Einkommen erzielt werden."
Von unserem Probespiel habe ich in Erinnerung, dass es neben den Grundregeln eine ganze Menge optionaler Regeln geben wird. Welche wären das beispielsweise?
"Dazu gehören unter anderem Geländeeffekte. auch können alle neutralen Soldaten (Gold umrandete Felder) einen vorbeiziehenden Spieler in einen Kampf zwingen. Alle Helden können dieses unter sich auch tun. Außerdem gibt es Ruhmpunkte, um bestimmte Gebäude zu aktivieren oder Söldner abzuwerben sowie Abnutzung im Kampf, um nur ein paar zu nennen."
Und um wie viel machen diese das Spiel komplexer? Machen wir es mal an konkreten Zahlen fest: Bei einer durchschnittlichen Spielrunde, wie viele Stunden länger brauche ich bis zum Sieg? ;-)
"Die Erfahrung hat gezeigt, dass es im einfachsten Spielmodus ca. 3 - 4 Stunden bei einem Spiel mit 3 Spielern dauern wird. Wenn man jedoch alle Regeln benutzt kann es schon mal vorkommen, dass sich die Spielzeit auf 6 - 8 Stunden ausdehnen kann. Aber ich denke, dass alle die Fantasy-Rollenspiele kennen damit kein Problem haben werden. Ich kenne auch die eine oder andere Partie Risiko oder Monopoly die sich ziemlich in die Länge gezogen hat :-) "
Wird das Fantasy-Setting mehr generisch & stereotyp oder doch ganz speziell für das Spiel entwickelt sein? Und warum genau diese Fantasy-Völker?
Wir haben uns dazu entschieden, das Fantasy-Setting steroetypisch laufen zu lassen, nur dass dieser Teil nicht so komplex sein wird. Warum genau diese Völker, dass bin ich schon oft gefragt worden. Nun, ich denke da diese Völker alles Menschen sind, war es am einfachsten dies so umzusetzten, aber ich plane auch schon eine Erweiterung mit Drachen oder Echsen. Das wiederum ist dann nicht typisch, ich dachte mir Elfen bzw. Zwerge kann man immer noch dazu bringen, aber dass man Drachen/Echsen als eigenes Volk spielen kann, ist auch meines Wissens nach in der Brettspielwelt unüblich.
Und die darauf aufbauende Frage: Was gab es zuerst? Die Regeln oder das Setting?
"Beides parallel, ich versuche immer so viel wie möglich parallel laufen zu lassen."
Wie viel und was für Spielmaterial wird enthalten sein?
"Es wird einiges an Spielmaterial enthalten sein: - Die Spielwelt mit 24 Geländefeldern - 3 Stadtbildschirme - 6 Heldenschirme - Ein Kampfbrett für die Kämpfe mit Bewegung - Ein Schnellkampf-Brett - 2 Pappbögen mit Spielsteinen - 6 Heldenfiguren als Silhouette. - Ein Regelheft wo das Basissystem als auch das Erweiterungssystem enthalten sind - mehrere Würfel Ich denke schon, dass das eine Menge Material ist. "Heroes vs Warlords" soll später, so ist der Plan, für 50 Euro zu haben sein. Es sei denn, man bestellt es vor bei UGG (Link), dann bekommt man einen günstigeren Preis. Auch haben wir vor, mit dem Spiel auf Kickstarter zu gehen, aber dazu kann ich noch nichts Genaues sagen."
Du arbeitest bei der Entwicklung eng mit dem Kleinverlag "Udo Grebe Gamedesign" zusammen, der in der Spieleszene ja primär für seine CoSims bekannt ist. Beeinflusst Dich dies in der Entwicklungsarbeit, egal ob positiv oder negativ?
"Also ich muss sagen, dass ich Udo schon lange kenne und ich selber keine Probleme damit habe, mich mit Cosim´s zu befassen und zu designen. Ich finde es eher als Vorteil mit einer Firma zusammen zu arbeiten, die sehr komplexe Spiele herstellt."
Wo wir gerade über Entwicklungsarbeit sprechen: Wie kann ich mir die Entwicklung eines solch komplexen Spiel vorstellen? Lass die Leser doch mal über Deine Schulter schauen :-)
"Naja, die Entwicklung eines Spieles dauert oft ein paar Jahre von der Idee bis zur endgültigen Version und meistens werden die ersten Ideen schnell wieder über Bord geschmissen, da diese nicht spielbar sind. Aber ich versuche so viel wie möglich die Spieler an der Entwicklung teilhaben zu lassen. Ich veranstalte Playtests, sofern es meine Zeit zulässt. Dabei finden sich oft ein paar Unstimmigkeiten, die ich dann ausbessern muss. Solange alles noch in der Testphase ist, stellt das auch kein Problem dar. Aber es erfordert viel Feinschliff, damit es auch später ausbalanciert ist."
In welchem Stadium der Entwicklung ist "Heroes vs Warlords" jetzt?
"Ich bin dabei die Anmerkungen der Betatester aus- und einzuarbeiten. Würde sagen wenn alles klappt, sollte das Spiel auf der Messe Essen 2017 als Neuerscheinung zu haben sein."
Wann und in welchem Umfang wird es erscheinen?
"Über die Auflage sind wir uns noch nicht ganz einig, aber ich denke 1.000, werden es auf jeden Fall. Je nachdem wie gut die Kickstarter-Kampagne läuft, können es auch mehr werden und dann sind auch Erweiterungen in Planung, aber die hängen auch mit den Verkäufen des Basisspiels zusammen."
Wo können es interessierte Leser mal antesten? Bist Du auf Cons oder Messen anzutreffen?
"Am besten ist es, wenn mich die Leute per Mail heroes-warlords@online.de anschreiben oder auf meine Facebook-Seite (Link) gehen und sich melden, der Rest wird sich dann zeigen. Prinzipiell bin ich immer für einen Playtest zu haben. Und ja natürlich gehen ich/wir auf Messen bzw. Cons, aber das mit den Cons ist so eine Sache, da den Richtigen zu finden ;-) "
Eine letzte Frage: Hast Du für andere anstrebende Brettspielentwickler Tipps & Tricks?
"Immer am Ball bleiben, das Spiel oft und ausgiebig testen lassen und sich dann einen Verlag raussuchen, der das Spiel ggf. vertreiben kann. Und ganz wichtig, die Kritik der Tester anhören und auch dies ernst nehmen."
Dirk, ich danke Dir für das Interview und verweise gern nochmal auf die Projektseite (Link), zu der ich natürlich gerne anmerke dass einige Bilder nicht mehr den aktuellen Stand des Projekts wiederspiegeln.