Vor so ziemlich ganz genau einem Jahr rezensierte ich den Comic „Tango #1 Meer der Steine“ (Link), in welchem ich die Vorzüge der langjährigen Schreiberfahrung des Autors Alex „Matz“ Nolent anpries: Denn aus mehreren, schon vielfach gelesenen 08/15-Geschichte remixte er einen wirklich spannenden, actiongeladenen Thriller vor der malerischen Kulisse der Anden :-) Das hat damals wunderbar als OneShot funktioniert, eigentlich war es aber nur der Auftaktband einer ganzen Reihe... Nachdem ihn seine alten „ArbeitskollegInnen“ in seinem Exil aufgestöbert haben und das dann in allerlei Schießereien ausgeartet ist, hat sich John Tango ein wenig Ruhe verdient. Gemeinsam mit seinem neuen Freund Mario schippert er gemütlich zur einsamen Insel seines Großvaters Mike, um ein wenig auszuspannen. Doch daraus wird nichts, denn immerhin haben wir hier ja einen Actionthriller :-P Fiese Gangster, welche die kleine Insel als Umschlagplatz für ihre illegalen Geschäfte nutzen wollen, bedrohen Mike und seine Handvoll MitinsulanerInnen. Natürlich schrecken sie da auch nicht vor Gewalt zurück, sodass es rasch den ersten Toten zu beklagen gibt... Also schaltet Tango wieder in den „Arbeitsmodus“ und legt sich mit dem gesamten Verbrechersyndikat an – Allerdings nicht im Alleingang, denn der Hang zu brachialen Lösungen liegt irgendwie in der Familie: Großvater Mike geht noch viel brutaler vor ;-) Sind wir mal ehrlich: Der Comic-Autor Matz klaut sich auch im zweiten Band wieder allerlei Versatzstücke aus so ziemlich jedem B-Movie und jedem Groschenheft-Thriller zusammen – Manchmal möchte man sich da fragen, ob nicht irgendwann mal eine Plagiatsklage auf den Autor zukommen könnte? :-P Nein, das wird natürlich nicht passieren, aber „Tange #2 Roter Sand“ hält sich ungemein eng an Genre-Konventionen. Da gibt es keinerlei Überraschungen, man kann eigentlich zu jedem Zeitpunkt schon vorweg sagen, was gleich passieren wird... Böse Gangster überfallen friedliche Inselbewohner? Check! Tango macht sich auf ins gegnerische Hauptquartier, um sich mit dem Oberbösewicht anzulegen? Check! Natürlich klappt es nicht beim ersten Versuch, sondern es gibt aufs Maul? Check! Kommen die Gangster deswegen zurück, um dann in vorgefertigte Fallen zu geraten? Check! Achja, und ein wenig emotionalen Unterbau und Liebelei? Check! Und damit sind wir im Prinzip wieder bei der Kritik – oder eigentlich eher bei dem großen Lob? – des ersten Bandes: Das ist alles generisch und vorhersehbar, das hat man tausendmal gesehen, aber trotzdem ist es ungemein unterhaltsam! Matz kann kompetent schreiben und dann wird aus einem abgedroschenen Allerwelts(rache)thriller plötzlich eine spannendes Actiondrama, welches über seine Länge von 72 Seiten bestens unterhält. Zugegeben, danach vergisst man wirklich rasch, worum es eigentlich ging; denn die Erinnerungen vermischen sich mangels irgendwelcher Alleinstellungsmerkmale oder herausragender Charaktere (selbst über den Protagonisten erfährt man kaum was, aber über die Nebenfiguren und die Bösewichte noch viel weniger) nur allzu schnell mit nahezu identischen Werken... Aber während man es liest, hat man einfach Spaß :-D Dazu tragen zweifelsohne auch die gefälligen Zeichnungen von Philippe Xavier bei, der wieder sehr solide Arbeit leistet, diesmal aufgrund der Beschränktheit des Szenarios aber nicht so glänzen kann wie noch im ersten Band mit dem bezaubernden Bergpanorama der Anden. Auf dem bekannt hohem Niveau ist erneut die Druckqualität vom „Splitter Verlag“ (welcher mir dankenswerterweise ein Rezensionsexemplar zur Verfügung stellte), sodass die Fans des 1. Teils auch hier wieder zugreifen können. Fazit Ich will mich nicht erneut wiederholen, deshalb ganz kurz: Wer den Auftaktband mochte, wird auch „Tango #2 Roter Sand“ (Link) mögen :-) Und wer die Reihe noch gar nicht kennt, kann sich einfach das Szenario auswählen, welches er lieber hat; denn beide Bände funktionieren auch für sich allein stehend als OneShot gut.
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