Comic-Vielschreiber Jeff Lemire erweitert seine legendäre Superhelden-Dekunstruktion „Black Hammer“ (Link) mal wieder um ein SpinOff. Soweit, so althergebracht, macht er dies zur Überbrückung der viel zu langen Wartezeit doch immer mal wieder gern. Dabei lag der Fokus der SpinOffs bisher auf der Ausgestaltung der Vergangenheit. Mit „The Quantum Age“ wagt er nun aber einen Blick in die ferne Zukunft – Und das ist nicht der einzige Unterschied! In der „Black Hammer“-Hauptreihe sind die großen SuperheldInnen nach einem spektakulären Kampf gegen den Anti-Gott verschwunden. Naja, zumindest fast, denn eigentlich werden sie in einer anderen Dimension zwischengelagert! Aber die Welt muss sich auch ohne sie weiterdrehen, und so schließen sich ihre NachfolgerInnen in der Quantum League zusammen. Unter ihnen ist auch die junge Hammer Lass, die den legendären schwarzen Hammer von ihrer Urururgroßmutter aus der Zukunft überreicht bekam, um damit die Welt zu retten... Zeitsprung: SuperheldInnen gibt es nach einem Krieg gegen die Marsianer nicht mehr, stattdessen hat ein ehemaliges Quantum League-Mitglied eine xenophobe Diktatur errichtet. Um diese zu stürzen, müssen sich verschiedenste, den LeserInnen aus den verschiedenen Comics bereits bekannte, SuperheldInnen zusammenschließen. Doch der Kampf scheint aussichtslos... Jetzt habe ich die auf 176 Seiten ausgebreitete Geschichte wirklich auf das Allerallerallernötigste heruntergebrochen. Denn eine genaue Wiedergabe dieses SpinOffs würde mit all den Zeitsprüngen und Querverweisen vermutlich mehrere DIN-A4-Seiten füllen ;-) „The Quantum Age“ ist damit das komplexeste SpinOff, welches mehr noch als alle seine Vorgänger voraussetzt, dass man die Hauptreihe von vorn bis hinten auswendig kennt. Dafür bekommt man dann aber auch neue Erkenntnisse zum Verlauf der „Black Hammer“-Saga. Allein schon, dass der Verbleib vom hinterrücks ermordeten Sidekick Talky-Walky aufgeklärt wird, macht dieses SpinOff für Fans so lesenswert! Aber apropos ermordet, der Autor Jeff Lemire macht auch in dieser Geschichte keine Zugeständnisse an die Lesegewohnheiten von Superhelden-LeserInnen: Wie er am Ende den Sturz der xenophoben Diktatur auflöst, ist ebenso ungewöhnlich wie befriedigend – Und vor allem konsequent. Ich hätte bei all den Zeitsprüngen ja wirklich gedacht, dass sich Jeff verzetteln würde, aber wieder einmal liefert er grandios ab und verfestigt somit seinen Ruf als Ausnahmetalent der Comic-Autoren! Da kann der Künstler Wilfredo Torres leider nicht mithalten, denn seine Zeichnungen fügen sich zwar in den Grafikstil der bisherigen Serien ein, im direkten Vergleich gehören sie aber eher zu den schwächeren „Black Hammer“-Vertretern. Dafür ist die Druckqualität vom „Splitter Verlag“ (der mir dankenswerterweise ein Rezensionsexemplar zur Verfügung stellte) auf gewohnter Qualität, sodass Fans die 24 € sehr gern zahlen werden. Fazit: Es ist fast schon beängstigend, mit was für einer qualitativen Konstanz der „Black Hammer“-Autor Jeff Lemire am laufenden Band seine Comic-Reihe erweitert. Auch „The Quantum Age“ (Link) macht hier keine Ausnahme :-)
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