Die Daltons Bob, Grat, Bill und Emmet gehören zu den bekanntesten Westernschurken, obschon ihre eigentliche Verbrecherkarriere eher kurz und wenig erfolgreich war. Nichtsdestotrotz hat das Kreativduo Olivier Visonneau (Text) und Jesús Alonso (Zeichnungen & Farben) den Brüdern mit dieser zweiteiligen Comic-Miniserie ein kritisches Denkmal gesetzt. Dafür nahm man sich dann aber auch einige künstlerische Freiheiten – Vielleicht zu viele? Die Dalton-Brüder waren eigentlich mal ganz anständige Gesetzeshüter, doch durch private Probleme (arme Großfamilie, Vater Alkoholiker) und nicht zuletzt ausbleibendes Gehalt kommen sie immer weiter vom rechten Weg ab. So kam es dann schon im ersten Band zum ersten Toten (Link), doch erst im vorliegenden Abschlussband zelebrieren sie ihre Verbrecherkarriere. Dabei sind sie zwar nicht wirklich erfolgreich (auch die realen Daltons haben mehrfach mehrere zehntausend Dollar „übersehen“), doch immerhin schaffen sie es immer wieder, ihren Häschern zu entkommen. Was primär an Bobs hübscher Freundin liegt, die als Informantin die lokalen Bahnmitarbeiter und Gesetzeshüter, auch unter Zuhilfenahme ihrer weiblichen Reize, ausfragt. Obwohl ihre Raubzüge also nie sehr erfolgreich sind, werden immer höhere Kopfgelder auf sie ausgesetzt – Auch deshalb, weil die Bande mit Charley Bryant einen neuen Komplizen angeheuert hat, der ungleich brutaler vorgeht... Die Schlinge zieht sich immer weiter zu, und als das Geld knapp wird, entschließen sich die Daltons zu einem letzten gemeinsamen Raubzug: Zwei Banken will man gleichzeitig ausräumen. Noch dazu am helllichten Tag in der eigenen Heimatstadt, wo jeder jeden kennt. Letztlich keine gute Idee ;-) Im Gegensatz zum sehr ruhig erzählten Auftaktband geht „Die Daltons #2 Der letzte Tag“ eher in eine klassische Richtung. Daher, man bekommt einen Western-Comic, der den Genre-Fans genau das bietet, was sie wollen: Knallharte Typen, die sich (gerade im Finale) toll inszenierte Schusswechsel liefern. Aber diese episodisch erzählte Comic-Biografie bietet eben noch viel mehr als stupides WildWest-Geballer: Die Dynamik der Brüderbeziehung steht wieder im Vordergrund, zudem wird erneut auf die Handlungsmotivation der Figuren eingegangen – Nicht, dass man als LeserIn das kriminelle Verhalten der Daltons jetzt gutheißen würde; aber zumindest entwickelt man erneut ein gewisses Verständnis für diese vom Schicksal geplagte Familie, die eher ein Opfer der Umstände ist. Dabei nimmt sich der Autor die ein oder andere künstlerische Freiheit, was der Spannung jedoch – obwohl man natürlich seit dem 1. Band schon weiß, wie es endet – sehr zuträglich ist und die Handlung etwas fokussiert. Präsentiert wird die Geschichte wieder in etwas groben, aber sehr atmosphärischen Zeichnungen, welche vom „Splitter Verlag“ (welcher mir dankenswerterweise ein Rezensionsexemplar zur Verfügung stellte) in gewohnter Qualität gedruckt wurden. Der Preis von 14,80 € geht für 56 Seiten im Hardcover voll in Ordnung. Fazit: „Die Daltons #2 Der letzte Tag“ (Link) ist einer der besten Vertreter dieses Comic-Genres! Denn er ist eine atmosphärisch gezeichnete und sich mit seinen Figuren ernsthaft auseinandersetzende, kritische Würdigung einer der bekanntesten WildWest-Verbrecherbanden.
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