Der erste Zyklus der „Black Hammer“-Reihe, welcher in Deutschland als die Sammelbände „Vergessene Helden“ (Link) und „Das Ereignis“ (Link) erschien, war eine absolute Offenbarung für anspruchsvolle Comic-LeserInnen. Der vielfach ausgezeichnete Autor Jeff Lemire schaffte sowohl dort, als auch in den zahlreichen SpinOff-Serien, eine atmosphärisch dichte, intelligente Dekonstruktion des Superhelden-Genres. Mit dem ersten „Age of Doom“-Sammelband startet folglich der zweite Zyklus – Und natürlich war ich gespannt, ob Jeff das Niveau halten würde... ...denn zugegeben, ein riesiger Teufel auf dem Cover ließ mich eher an die zwar gute, im direkten Vergleich aber so viel schlechtere „Hellboy“-Reihe denken ;-) Aber keine Sorge, hier gibt es zwar tatsächlich einen kurzen Ausflug in die Hölle, insgesamt bleibt Geschichte sich jedoch treu! Eine kleine Rekapitulation der vorherigen beiden Sammelbände, die man zwingend gelesen haben sollte: Der maskierte Boxer Abraham Slam, der liebesbedürftige Marsianer Barbalien, die fliegende Grundschülerin Golden Gail, die durchtriebene Hexe Madame Dragonfly, der Superwissenschaftler Col. Weird sowie sein treuer Roboterkumpan Talky Walky waren allesamt mal namhafte Superhelden. Doch beim Kampf gegen den Anti-Gott ging etwas schief, denn plötzlich landeten sie in einer als amerikanische Kleinstadt getarnten Paralleldimension, aus der sie auch nach zehn Jahren nicht entfliehen konnten. Und so leben sie nun, getarnt als eigenbrödlerische Farmersfamilie, ihr trostloses Leben – Und langsam, aber sicher zerbrechen die ehemaligen Superhelden daran... Der erste Sammelband endete mit einem großen Cliffhanger: Plötzlich landete Lucy, die Tochter des bei einem Fluchtversuchs aus der Paralleldimension gestorbenen, titelgebenden Superhelden Black Hammer, in eben jener Paralleldimension. Sie kann sich zwar nicht so richtig an das Geschehene erinnern, doch das hindert sie nicht daran, sogleich Erkundigungen über ihre neue Heimat einzuholen. Und schnell muss sie erkennen, dass vieles in dieser als amerikanische Kleinstadt getarnten Paralleldimension nicht mit rechten Dingen zugeht... Letztlich tritt Lucy das Erbe ihres Vaters an und wird selbst zu Black Hammer – Aber nur für genau eineinhalb Seiten, dann verschwindet sie plötzlich. Die zurück gebliebenen Helden sind schockiert, fangen aber sogleich an, neue Hoffnung zu schöpfen und ihre bisherige Situation zu hinterfragen. Derweil findet sich Lucy in einer weiteren Paralleldimension wieder, in der sie eigentlich gefangengehalten werden soll. Doch unaufhaltsam, wie sie dank ihrer neuen Kräfte ist, findet sie einen Rückweg. Dafür muss sie jedoch im wahrsten Sinne des Worten durch die Hölle gehen... Die Hölle also als Handlungsort, der Teufel als eine Art ultimativer Endgegner – Kann man eigentlich noch mehr eskalieren? Ja, man kann! Denn dieser Sammelband bringt die Geschichte wieder ein ganzes Stück vorwärts, da ist der Teufel quasi nur eine Metapher am Wegesrand – Denn worauf die Geschichte hinaus läuft, damit hab ich selbst mit den wildesten Verschwörungstheorien nicht gerechnet :-D Autor Jeff Lemire schafft es selbst im dritten Sammelband noch absolut problemlos, die Spannung auf einem konstant hohem Level zu halten, ohne auch nur im Geringsten auf billige Klischees oder genretypische Effekthascherei zu setzen. Dabei sind einem die Figuren, obwohl sie teils nicht wirklich sympathisch sind, allesamt ans Herz gewachsen. Man kann ihre Taten und die dahinter stehende Handlungsmotivation durchweg nachvollziehen, selbst wenn man sie moralisch nicht gut heißen kann. Das ist die große Kunst des Geschichtenerzählens, zu der auch gehört, dass es in jedem Sammelband einen ebenso dramatischen wie emotional befriedigenden Cliffhanger gibt – Wer dachte, dass die Ankunft von Lucy in „Vergessene Helden“ oder ihre Verwandlung in Black Hammer in „Das Ereignis“ der Gipfel des Cliffhangens sei, der sollte erst einmal abwarten, mit was für einem offenen Mund er bei „Age of Doom“ dasitzen wird ;-) Fans können hier also absolut bedenkenlos die 19,80 € zahlen, welche der „Splitter Verlag“ (welcher mir dankenswerterweise ein Rezensionsexemplar zur Verfügung stellte) für das 136 Seiten starke Hardcover verlangt. Fazit: Ich glaube, man kann aus dieser Rezension herauslesen, wie begeistert ich nach wie vor von der „Black Hammer“-Reihe bin :-) Nach den dramatischen Ereignissen in „Age of Doom Buch 1“ (Link) und dem nervenaufreibenden Cliffhanger verzehre ich mich förmlich nach der im Herbst erscheinenden Fortsetzung!
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