Das Asiafilm-Rollenspiel „New Hong Kong Story“ (Link zum begeisterten Kurztest) war für mich eine der positivsten Überraschungen des vergangenen Jahres :-) Kritisiert hatte ich in meiner Rezension jedoch, dass dem Grundregelwerk ein vernünftiges Einstiegsabenteuer (gab's aber als Download, Link) fehlte. Quasi als Wiedergutmachung liefert das „Chop-Shao Double Feature“ nicht nur gleich zwei grundlegend verschiedene Abenteuer, sondern auch noch eine beeindruckende Menge an praktischen Handouts. Im eher komödiantisch angelegten „Chopsticks and Dropkicks“ verkörpern die SpielerInnen (beziehungsweise, da wir hier ja beim Film sind, die SchauspielerInnen) die Angestellten eines kleinen Nudelrestaurants Anfang der 90er Jahre. In diesem treffen sich zwei eigentlich miteinander kooperierende, nun aber auf Krawall ausgerichtete Waffenschmuggelbanden. Das Restaurant wird zum Schauplatz eines Kampfes, in dessen Verlauf der Spielgruppe eine Diskette mit geheimen Bauplänen in die Hände fällt. Logisch, dass die Waffenschmuggler nun ganz scharf darauf sind, die Diskette zurück zu bekommen – Und logisch, dass sie auch vor Mordanschlägen und Entführungen nicht zurück schrecken... „Chopsticks and Dropkicks“ bietet ein lineares Actionabenteuer, welches eine drei- bis fünfköpfige Gruppe ganz hervorragend unterhalten wird. Wie in einer gut gemachten asiatischen Action-Komödie (ich musste die ganze Zeit an Jackie Chan denken :-D) kommt man hier eigentlich kaum zur Ruhe – Wirklich jede einzelne Szene bietet die Gelegenheit für spannende Actionszenen. Und obwohl das Abenteuer an sich eher linear ist, gibt es der Spielleitung genügend Freiheit, um diese Szenen sowohl komödiantisch als auch krawallig zu gestalten :-) Der Umfang von knapp 40 Seiten wirkt dabei mächtiger, als er eigentlich ist: Ohne Orts- & NSC-Beschreibung sowie Charakterblätter kommt man lediglich auf gut 10 Seiten, die sich rasch weglesen lassen und genau die Menge an Informationen bieten, damit man selbst als Anfänger-SpielleiterIn (auch dank der vielen hilfreichen Handouts) rasch und sicher losleiten kann. Um es also kurz zu machen: „Chopsticks and Dropkicks“ ist eines der besten und unterhaltsamsten OneShot-Abenteuer, das ich kenne. Ganz anders ist dagegen das Reiseabenteuer „37th Chamber of Shaolin“, welches mehr an einen klassischen Kung-Fu-Historienschinken erinnert. Hier verkörpert man die SchülerInnen einer legendären Kung-Fu-Schule, deren Meister von hinterhältigen Ninjas vergiftet wurde. Klar, dass man nun auf Rache sinnt, und so machen sich die SchauspielerInnen auf zu einem weit entfernten Kloster. Auf ihrer Reise dorthin treffen sie verschiedenste Nichtspielercharaktere (beziehungsweise NebendarstellerInnen, denn wir sind ja immer noch beim Film :-P) und natürlich warten auch immer mal wieder kleinere Abenteuer, die nach echten Kung-Fu-Recken rufen ;-) Um ihren verstorbenen Meister zu ehren, müssen sie sich außerdem in der siebenunddreißigsten Kammer der Shaolin beweisen... Primär ist „37th Chamber of Shaolin“ ein kampflastiges Reiseabenteuer, dessen Fokus jedoch besonders StimmungsspielerInnen ansprechen dürfte, welche die Verteidigung der eigenen Kampfschule und das Hineinfühlen in das Szenario zelebrieren. Rein vom Abenteuertext her ist es zwar geringfügig umfangreicher (ohne NSC- & Hintergrundbeschreibung sowie Charakterblätter knapp ein Dutzend Seiten); doch trotzdessen ist es so übersichtlich gestaltet und beschrieben, dass auch hier AnfängerspielleiterInnen wenig Probleme haben sollten. Beiden Abenteuern gemein ist, dass sie wunderbar als abgeschlossener OneShot funktionieren, der die Spielgruppe einen ganzen Abend lang unterhält. Gleichzeitig bieten sie aber auch genügend Anknüpfungspunkte, um als Auftakt einer Kampagne zu fungieren. Der „Black Mask“-Verlag (welcher mir dankenswerterweise ein Rezensionsexemplar zur Verfügung stellte) gibt für „Chopsticks and Dropkicks“ eine Spielzeit von 6 – 8 Stunden an, für „37th Chamber of Shaolin“ ungefähr 6 Stunden. Bekanntermaßen ist mein Spiel(leitungs)stil ja eher zügig, sodass ich schon wesentlich früher durch war – Aber gerade wenn ich so sehe, wie hingebungsvoll StimmungsspielerInnen sich in jeden einzelnen zurückgelegten Meter eines Reiseabenteuers hineinfühlen, dann halte ich diese Zeitangabe doch durchaus für realistisch :-P Für die 20 €, die das Doppelabenteuer kostet, bekommt man also einen angemessenen Gegenwert. Besonders auch deshalb, weil der „Black Mask“-Verlag hier so richtig mit Handouts und Spielmaterial rumprotzt: Neben dem eigentlichen DIN-A5-Abenteuerbüchlein in Ringheftung (anfangs ungewohnt, dann sehr praktisch) gibt es neun DIN-A3-Bodenpläne, 16 Charakterpolaroids, verschiedenste Counter zum Ausschneiden und spielerisch eigentlich sinnlose, aber super atmosphärische Handouts (Diskette, Nudelsuppenrestaurant-Bonuskarte und Essstäbchen – Wie geil ist das denn???). Fazit: Schon das „New Hong Kong Story“-Grundregelwerk bestach ja durch sein Herzblut, aber das „Chop-Shao Double Feature“ (Link) setzt nochmal einen drauf: Zwei an sich schon gute OneShot-Einstiegsabenteuer, welche durch die zahlreichen Beigaben nochmal deutlich aufgewertet werden. Spätestens jetzt avanciert das System zu einem echten Geheimtipp!