Zugegeben, ich schreibe sehr gerne Verrisse. Und so hat mir damals das Verfassen der Rezension zu „Geschichten aus der Erotikwelt #1 Fifis Bordellabenteuer“ (Link) wesentlich mehr Freude bereitet als das Lesen eben jenes Pseudo-aufklärerischen Werbecomics. Aber auch ich habe so meine Grenzen – Band 2 unterbot den Auftaktband nochmal überraschend stark, da war ich sozusagen sprachlos beziehungsweise schreiblos ;-) Eigentlich hatte ich die Reihe schon vergessen, aber als ich zufällig mitbekam, dass im dritten Band die Autorin ausgewechselt wurde, hab ich mich doch noch mal dazu durchringen können, Fifis erotischen Abenteuern zu folgen... Der erste Band handelte von der beginnenden Zusammenarbeit der 21-jährigen Profiprostituierten Vivian a.k.a. Fifi (die nach erfolgreichem Abitur und abgebrochener Ausbildung das schnelle Geld suchte) und der etwas älteren Einsteigerin Sonja. Die machen halt, was man so als Wohnungsprostituierte so macht ;-) Aber Fifi denkt sich so, dass man ja nie genug Geld haben kann, daher macht sie im zweiten Band auch noch Hausbesuche. Das finden ihre Freier ziemlich geil, ihr Vermieter allerdings nicht – Im dritten Band setzt er Fifi und Sonja vor die Tür. Aber da die beiden mittlerweile genug Geschäftskontakte haben, kommen sie problemlos in einem Luxus-Saunaclub unter... Hier machen sie halt da weiter, wo sie im zweiten Band aufgehört haben: Männer aufgeilen und ihnen dann das Geld aus der Tasche ziehen :-P Soweit, so altbekannt. Aber immerhin werden sie diesmal mit einigen kleinen Problemchen ihren Berufswahl konfrontiert – Fifi verliebt sich, traut sich aber nicht ihrem Bald-Freund von ihren Job zu erzählen. Und Sonja merkt, dass sie mit Mitte – Ende 20 zu alt fürs Business ist und muss nebenbei kluge Ratschläge geben, weil eine neue Kollegin von ihrem Freund ausgebeutet wird. Man merkt, dass die neue Autorin Vivian Sommer (die hier unter Pseudonym echte Erlebnisse verarbeitet) wenigstens versucht, in die bisher als blütenweiß beworbene Prostitutionswelt einige wenige graue Farbspritzer einzuschmuggeln. Das ist lobenswert, ändert aber noch immer nichts daran, dass dieser Band wie noch mehr die gesamte Reihe eben nicht den authentischen Blick hinter die Kulissen bietet, sondern vielmehr als (noch nicht mal gut getarntes) Werbevehikel für einen sehr großen Erotik-Medienagentur fungiert... Das kann man sicherlich als problematisch empfinden, einige Handlungsstränge muss man dagegen als problematisch empfinden. Beispielsweise, wie schon kurz in der Inhaltsangabe erwähnt: Die ziemlich naive und mit Silikon vollgepumpte Lexa wird von ihrem Freund auf eher unfreundliche Art und Weise zum Anschaffen geschickt, weil er ihr irgendwann mal die Schönheitsoperation bezahlt hat. Nun stellt sich die Frage, was zu tun ist, wenn sie ihm das Geld zurück bezahlt hat. Protagonistin Sonja rät: „Wenn du keine Schulden mehr bei ihm hast, kannst du ihm ja freiwillig Geld geben. Dann wird er noch viel netter zu dir sein.“ - Bin ich eigentlich der Einzige hier, der das gleich in mehrfacher Hinsicht problematisch findet??? Es gäbe jetzt noch so ein paar Dinge, über die ich mich als spießiger Rezensent aufregen könnte; beispielsweise die Charakterzeichnung, die zwar im Bonusmaterial geringfügig vorhanden ist, in der eigentlichen Geschichte aber kaum die Komplexität eines „Erwachsenenfilms“ erreicht. Aber das will ich jetzt mal gar nicht tun, sondern eher die Zeichnungen von David Boller würdigen. Die sind durchaus in Ordnung und sogar halbwegs jugendfrei (rein zeichnerisch geht das „16+“ auf dem Cover in Ordnung), für meinen Geschmack wurden sie aber erneut viel zu warm und glossy koloriert. Aber das ist natürlich Geschmackssache, genau wie die gesamte Comic-Reihe. Immerhin, das muss man ganz deutlich sagen: Nach dem Totalausfall des zweiten Teils kämpft sich Fifi wieder auf das Niveau des Auftaktbandes zurück – Das ist kein hohes Niveau, aber immerhin. 14,80 € würde ich für 56 Seiten dünne Klappbroschur aber trotzdem nicht wieder zahlen. Fazit: Nach dem zweiten Band frage ich mich ja: Kann es noch schlechter werden? Zum Glück nicht, denn der Austausch der Autorin hat dem neusten Band „Geschichten aus der Erotikwelt #3 Fifi im FKK-Saunaclub“ (Link) merklich gut getan. Aber trotzdem ist hier noch sehr viel Luft nach Oben...
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