2018 war das Deadpool-Jahr: Zahlreiche Comics, (zumindest in den USA) gleich zwei Kinofilme und nun auch noch ein eigenes Solo-Spielbuch zeugen von der großen Zugkraft des Mutantensöldners mit der großen Klappe. Na mal schauen, wie es sich anfühlt, für einen Tag mal selber der wohl beliebteste Antiheld des MARVEL-Universums zu sein... „Du bist Deadpool“ ist ein ziemlich klassisches Spielbuch, das auf altbewährte Mechaniken setzt: Immer mal wieder kommt man an Punkte, an denen man sich entscheiden muss: Linksrum, rechtsrum oder ab durch Mitte? Angreifen oder Schleichen? Je nachdem, wie man sich entscheidet, wird man dann auf jeweils andere Comic-Panels weitergeleitet, sodass die Geschichte mal mehr, mal weniger stark variiert. Wobei man hier nicht die totale Freiheit genießt, muss man doch bei einem aus fünf US-Einzelheften bestehenden Sammelband spätestens am Heftende (bzw. im Sammelband eher Kapitelende) wieder an einem gemeinsamen Punkt kommen, damit man im nächsten Kapitel/Einzelheft mit der gleichen Grundvoraussetzung weitermachen kann. Die eigentlich Handlung ist wieder von typischer Deadpool-Qualität: Eigentlich recht simpel, aber total abgedreht! Der zeitreisende Tomorrow Man wendet sich an Deadpool, damit dieser seinen gestohlenen Zeitreisehelm wiederfindet. Das ist auch gar nicht schwer, doch wie es die Geschichte nun mal will, muss Deadpool den Helm selbst ausprobieren... Dadurch landet er in verschiedenen Epochen, in denen er immer wieder kleine Abenteuer rund um den Zeitreisehelm bestehen muss. Beispielsweise muss er einen kreativen Weg finden, diesen nach der Zeitreise wieder aufzulanden. Oder er wird ihm gestohlen und er kann ihn sich nur wiederholen, wenn er von verschiedenen Informanten Hinweise auf die Kingspins Zahlenkombination kombiniert... Das sind alles nette, kurze Geschichtchen, die dank gelungenem (Nerd- & Meta-)Humor und kreativer Einfälle (z.B. Minispiele und grafischen Stilwechsel) für eine leider viel zu kurze Zeit sehr gut unterhalten. Fans der MARVEL-Helden werden zudem voll auf ihre Kosten kommen, gibt es doch einige sehr gelungene Gastauftritte (z.B. Hulk, Daredevil, Punisher, Fantastic Four). Die Regelmechanik ist ausgesprochen simpel: In Kämpfen gibt es eine vergleichende Würfelprobe. Deadpool darf jeweils zwei Würfel werfen, seine Gegner zwischen einem und vier. Zusätzlich dürfen bis zu drei kleine Gegenstände mitgeführt werden, welche gelegentlich optionale Entscheidungswege ermöglichen. Notieren kann man sich diese Gegenstände auf dem Charakterbogen, welcher dem Spielbuchset beigefügt ist. Zudem enthält es, neben dem eigentlichen Spielbuch, noch jeweils zwei Bleistifte und W6-Würfel. Gerade letztere Beigabe ist sehr sinnvoll, musste man sich den Würfel im US-Heftoriginal doch aus dem Heft herausschneiden und zusammelbasteln... Trotzdem empfinde ich den Preis von 19,99 € für ein 116 Seiten umfassendes Softcover als zumindest grenzwertig – Klar, da ist noch ein bissel Pappe drumherum und es gibt die Beigaben, trotzdessen ist der Preisunterschied zu gleichdicken Softcover-Sammelbänden doch merklich. Fazit: „Du bist Deadpool“ (Link) ist ein zwar leicht überteuertes, aber doch gelungenes Comic-Spielbuch für EinsteigerInnen. Fans des Mutantensöldners mit der großen Klappe werden dieses kreative Feuerwerk jedoch lieben – Und wenn sich von denen dann hinterher auch nur ein paar für „echte“ Solo-Spielbücher interessieren, haben wir alle gewonnen :-D