Das Städtebau-Brettspiel „Peloponnes“ aus dem Jahr 2009 gilt unter Spielern als echter Geheimtipp, selbst international hat es seine Fans. Erst heute verkündete er stolz auf der Verlagswebseite, dass die Spielbox ausverkauft sei – Herzlichen Glückwunsch :-) Mit dem „Peloponnes Card Game“ brachte der Berliner Verleger und Autor Bernd Eisenstein dann letztes Jahr eine sehr ähnlich funktionierendes, kompaktes Kartenspiel auf den Markt. Kann aber diese abgespeckte Version wirklich an das Vorbild heranreichen? Im „Peloponnes Card Games“ übernehmen 2 – 5 Spieler die Rolle des Oberhauptes eines antiken griechischen Stadtstaates. Ziel des Spiels ist es dabei, den Reichtum und die Bevölkerungszahl zu erhöhen, während über allen Spielern stets das Damoklesschwert in Form von fünf todbringenden Katastrophen schwebt... Dazu hat man jeweils 8 Runden lang Zeit, in denen man jeweils folgende Phasen abhandelt:
1. Machtkarten aufdecken: Zu Beginn werden jeweils sechs Machtkarten aufgedeckt, welche neue Gebiete und Gebäude symbolisieren. Diese bringen beispielsweise neue Ressourcen oder auch Machtpunkte, lassen das Ausbrechen einer Katastrophe aber näherrücken. 2. Katastrophen/Versorgung: Die bereits erwähnten Machtkarten lassen die fünf Katastrophen Pest, Unwetter, Erdbeben, Dürre und Verfall auf ihrer jeweiligen Zeitleiste ein Stück vorrücken. Ist deren Endpunkt erreicht, werden die negativen Effekte abgehandelt. Beispielsweise verliert man bei Verfall alle Luxusgüter und darf auch nicht mehr einen so großen Vorrat anlegen. Sollte das entsprechende Symbol auf den Machtkarten gezogen werden, wird in dieser Phase auch die Versorgung abgehandelt. 3. Auf die Machtkarten kann man nur Gebote abgeben, um diese zur Erweiterung seines Reiches zu nutzen. Dies erfolgt in Spielerreihenfolge, wer schon dran war kann sein Gebot hinterher nicht nochmal anpassen. Alternativ kann man auch passen und dafür drei Münzkarten erhalten. Bei wenigen Spielern kann man spezielle Karten stattdessen auch erobern, dann kosten sie mehr, man kann aber nicht mehr überboten werden. 4. Die neue Spielerreihenfolge wird anhand der Gebotshöhe bestimmt. 5. Nun kann man die ersteigerten Machtkarten in Besitz nehmen. Gebäude werden dabei mit erwirtschafteten Ressoucen bezahlt, wer sich dies nicht leisten kann darf stattdessen das Gebäude mit einer Münzkarte beleihen und muss es erst in der Versorgungsphase auslösen. Ressourcenüberschüsse können in Luxusgüter umgewandelt werden, diese sind für die Endwertung wichtig. 6. Nun generiert man noch das Einkommen anhand der (neu hinzugewonnenen) Machtkarten. Aber wozu das Ganze eigentlich?
Nach der achten Runde wird gewertet, wer die meisten Bevölkerungs- und Machtpunkte erringen konnte. Wichtig ist hierbei, dass für die vergleichende Wertung der Spieler nur der niedrigere der beiden Werte zählt, sodass man gezwungen ist sich um beide Punktarten zu kümmern. Ja, und das war es eigentlich schon. In kleineren Spielgruppen von zwei bis drei Spielern ist man schon in einer halben Stunde durch, bei der Maximalgröße von fünf Spielern braucht man ungefähr eine knappe Stunde. Diese Zeitangabe bezieht sich aber auf erfahrene Spieler, denn Anfänger müssen sich erst durch das nicht immer verständliche, dreisprachige Regelheftchen kämpfen (12 Seiten je Sprache). Hat man es aber dann mal verstanden, ist das Spielprinzip so eingängig, dass wir selbst einen Achtjährigen (also zwei Jahre unter der Altersempfehlung) problemlos mitspielen lassen konnte. Dieser hatte dann auch, genau wie wir, seinen Spaß. Neben der Spielanleitung störte uns allesamt einzig die geringe Interaktion zwischen den einzelnen Spielern. Das ist schade, da das „Peloponnes Card Game“ selbst für ein Kartenspiel recht glückslastig ist - gerade wenn man in kleineren Spielrunden spielt - und man dieses, beispielsweise mittels Handel, etwas hätte entschärfen können. Aber sei es drum, da man ein Spiel so rasch durch hat, kann man an einem Abend ja noch ein- oder zweimal Revanche fordern ;-) In der handlichen Schachtel enthalten sind neben dem dreisprachigen Regelheft und 20 Holzmarkern insgesamt 48 Machtkarten (24 Gebäudekarten, 24 Landschaftskarten), 5 Luxuskarten, 12 Zivilisationskarten, 72 Münzkarten, 5 Katastrophenkarten, 2 Übersichtskarten und jeweils eine Eroberungs- und Pfeilkarte. Das Spielmaterial ist optisch für einen Kleinstverlag durchaus ordentlich gestaltet und qualitativ hochwertig genug, um viele Spielabende zu überstehen. Der Preis von 16,99 € (Link) ist durchaus akzeptabel. Fazit: Das „Peloponnes Card Game“ (Link) ist ein wirklich nettes Städtebau-Kartenspiel, welches durch seine zügige Spieldauer und interessante Katastrophenmechanik hervorsticht. Es schwächelt etwas bei der Spielanleitung und dem hohen Glücksfaktor, wird aber auf lange Sicht sicher häufiger bei uns auf dem Tisch landen :-) PS: Interessant ist zudem, dass man das Spiel mit der kostenlos auf der Verlagswebseite erhältlichen Regelerweiterung (Link) auch alleine spielen kann!