Gesetzeshüter, die gleichzeitig oder in ihrer Freizeit auch noch übernatürliche oder phantastische Wesen wie etwa Zombies oder Vampire sind, gibt es in Phantastik-Medien häufiger. Daher ist allein die Tatsache, dass die Protagonistin des Krimi-Comics „Black Magick“ eine Hexe ist, kein automatisches Must-Buy. Ob sich ein Blick trotzdem lohnt?
Rowan Black, von ihren Freunden kurz Ro genannt, ist eine erfolgreiche Ermittlerin der Portsmouther Polizei. Was niemand wissen darf: Sie ist zudem auch eine Hexe, welche in ihrer Freizeit mit einem ganzen Zirkel heidnische Rituale abhält. Bisher konnte sie dies auch gut verbergen, doch ein – nur auf den ersten Blick psychisch gestörter – Geiselnehmer kennt nicht nur ihr Geheimnis, sondern auch ihren wahren Namen. Zum Glück kann Rowan White, so sein Unheil verkündender Name, den ihren aber nicht mehr ausplaudern – Beim Versuch, die Hexe zu verbrennen, setzt er sich gleich selbst in Brand ;-) Aber dies ist nur der effektvolle, intensive Beginn einer auf mehrere Bände angelegten Hexenjagd: Während Ro und ihr Kollege in der realen und ihre Hexenfreundin Alex in der magischen Welt ermitteln, passiert auch schon der nächste okkulte Vorfall. Scheinbar haben es Hexenjäger auf den Zirkel abgesehen, zudem schmiedet eine noch viel gefährlichere Macht in Hintergrund ihre finsteren Pläne...
„Black Magick: Das Erwachen“ startet mit der oben genannten Geiselnahme samt feurigem Ende überaus temporeich, nimmt dann im Mittelteil aber deutlich die Erzählgeschwindigkeit heraus. Denn der Auftaktband widmet sich erst einmal ausgiebig der Einführung der Protagonistin sowie wichtiger Nebenfiguren und schafft damit zweifelsohne ein stabiles erzählerisches Fundament für kommende Bände. Das ist an sich äußerst lobenswert, nur leidet darunter die Spannung. Die Ermittler stochern ziemlich geruhsam im Nebel, der Lösung der Fälle kommen sie nur schrittweise näher. Das wäre an sich noch nicht tragisch, doch auch die Nebenhandlung rund um die vermeintlichen Hexenjäger schreitet nicht so recht vorwärts. Vielmehr wirkt diese Szenen eher wie kleine Appetithappen auf kommende Bände, was ja an sich nicht schlecht sein muss, aber die Erzählung des Auftaktbandes, losgelöst vom Gesamtkontext des Reihe, nicht bereichert. Dabei habe ich im vorletzten Satz bewusst "vermeintlich" verwendet, denn so richtig klar ist mir noch nicht, was diese Vielleicht-Antagonisten eigentlich tun wollen? Oder sind es vielleicht die Guten, die Ro gegen die magischen Monster unterstützen werden, welche am Buchende angeteasert werden? Dieser erste Teil wirft viele Fragen auf, sodass ich mich gezwungen sehe, den Folgeband zu lesen – Damit hat er seinen Zweck vollkommen erfüllt :-P
Vorbehaltlos loben kann ich dagegen aber die hervorragende grafische Umsetzung der Geschichte! Die schönen, mit klarer Linie gezeichneten Illustrationen wirken zusammen mit der weichen, düsteren grau-in-grau-Kolorierung (ausgenommen einige wenige, magische Farbtupfer) richtig schön atmosphärisch. Zudem finde ich die Idee sehr gelungen, dass die Grundfarbe der Seiten schwarz anstatt wie sonst weiß ist. Nahtlos fügt sich in das Gesamtbild die wie immer sehr gute Druckqualität vom „Splitter Verlag“ (welcher mir dankenswerterweise ein Rezensionsexemplar zur Verfügung stellte) ein. Der Preis von 19,80 € für ein 136 Seiten umfassendes Hardcover geht daher auch vollkommen in Ordnung.
Fazit: Der okkulte Krimi-Comic „Black Magick: Das Erwachen“ (Link) ist als einzelnes Werk betrachtet zwar etwas zu geruhsam und nebulös erzählt, im Gesamtkontext einer ganzen Serie jedoch ein überaus stabiles erzählerisches Fundament für weitere Bände. Und bei aller Kritik am Erzähltempo, die Handlung schafft es mit ihren ausgeworfenen und miteinander verworrenen Handlungsfäden durchaus, mein Interesse zu wecken und meine Vorfreunde auf den nächsten Band zu entfachen. Aber zugegeben, besonders freue ich mich darauf, noch mehr tolle Zeichnungen sehen zu dürfen, denn wo dieser Auftaktband erzählerisch nur ganz in Ordnung ist, ist er optisch ganz hervorragend :-)
PS: Witziger Übersetzungsfehler: Statt vier Geiseln hat Rowen White vier Greise ;-)