Die sehr guten Spielecomics über die Abenteuer von Sherlock Holmes (Link) waren zwar ziemlich knifflig, richteten sich aber zumindest rein optisch eher an ein jüngeres Publikum. Mit seiner „Noir“-Reihe versucht „Pegasus Press“ nun eher ein erwachsenes Publikum anzusprechen. „Gefangen!“ heißt der erste Band und hier steht knallharter, blutiger Horror auf dem Programm. Na, ob das wirklich funktioniert? Die halbwüchsige Lili wurde verschleppt. Gerade mal läppische 10.000 € verlangen die Entführer, stattdessen rückt der Protagonist aber mit zwei schwer bewaffneten Kumpels an, um den Übergabeort (ein altes Schloss) auseinanderzunehmen :-P Aber leichter gesagt als getan, denn nicht nur die Entführer, sondern auch allerlei übernatürliche Phänomene sorgen für blutige Horror-Action... Mehr gibt es eigentlich gar nicht zur Handlung dieses Comic-Spielbuchs zu berichten. Man durchstreift halt Raum für Raum, um immer mal wieder auf Gegner zu treffen oder für den späteren Spielverlauf wichtige Gegenstände einzusammeln. Quasi wie ein Point&Click-Adventure, nur eben als Solo-Spielbuch; daher, je nach Entscheidung liest man bei anderen Abschnitten weiter. Und solch eine Entscheidung will gut überlegt sein, denn zu ausgiebige Untersuchungen des Schlosses kosten zu viel Zeit und führen mitunter zu einem unerfreulichen Ende. Und zu wagemutiges Vorpreschen endet schnell mal im Kugelhagel oder in einer heimtückischen Falle... Ja, „Gefangen!“ ist mitunter sehr tödlich ;-) Bevor man sich aber ins Abenteuer stürzt, darf man erst einmal seinen Charakterbogen ausfüllen. Man verteilt insgesamt fünf Punkte auf die Eigenschaften Stärke, Geschicklichkeit und Willenskraft und notiert zudem Lebenspunkte, Zeitfortschritte und die im Spielverlauf elementar wichtigen Gegenstände (beispielsweise Taschenlampe, Talisman und Fleischermesser). Als Rollenspieler hätte ich mir gewünscht, dass man hier auf die Eigenschaftsproben würfelt, aber die einfache Spielmechanik verlangt einfach nur einen Vergleich des Eigenschaftswertes mit dem geforderten Zielwert. Schade um die vertane Chance, aber letztendlich richten sich diese Comic-Spielbücher ja doch eher an Gelegenheitsspieler, die fernab jeglicher Komplexität einfach nur eine spannende Horror-Geschichte mit dezenten Rätseleinlagen erleben wollen. Für die ist der „Spiele-Comic Noir: Gefangen!“ dann auch eine sehr gute Wahl; sie werden die 14,95 €, die „Pegasus Press“ (welche mir dankenswerterweise ein Rezensionsexemplar zur Verfügung stellten) für ein 280 Abschnitte langes und atmosphärisch gezeichnetes Hardcover verlangt, nicht bereuen. Fazit: Der „Spiele-Comic Noir: Gefangen!“ (Link) bietet genau das, was der Titel verspricht: Ein düsteres Comic-Spielbuch, welches ältere Jugendliche und Erwachsene mit einem spannenden Horror-Thriller viel Freude bereiten wird.