All der Hype um die Superhelden-Dekonstruktion „Black Hammer #1 Vergessene Helden“ hatte mich misstrauisch gemacht – Bis ich den ersten Sammelband selbst gelesen (Link) hatte ;-) Als unbedingt lesenswert habe ich ihn weiterempfohlen und selbst mein sonst überkritischer Podcast-Kumpel Herbert konnte nicht anders, als die höchsten Lobeshymnen (Link, ab 51:40) anzustimmen. Kurz: Die Erwartungshaltung an den Fortgang der Geschichte war enorm hoch – So hoch, dass die Enttäuschung eigentlich zwangsläufig kommen musste... Eine kleine Rekapitulation des ersten Bandes: Der maskierte Boxer Abraham Slam, der liebesbedürftige Marsianer Barbalien, die fliegende Grundschülerin Golden Gail, die durchtriebene Hexe Madame Dragonfly, der Superwissenschaftler Col. Weird sowie sein treuer Roboterkumpan Talky Walky waren allesamt mal namhafte Superhelden. Doch beim Kampf gegen den Anti-Gott ging etwas schief, denn plötzlich landeten sie in einer als amerikanische Kleinstadt getarnten Paralleldimension, aus der sie auch nach zehn Jahren nicht entfliehen konnten. Und so leben sie nun, getarnt als eigenbrödlerische Farmersfamilie, ihr trostloses Leben – Und langsam, aber sicher zerbrechen die ehemaligen Superhelden daran... Der erste Sammelband endete mit einem großen Cliffhanger: Plötzlich landete Lucy, die Tochter des bei einem Fluchtversuchs aus der Paralleldimension gestorbenen, titelgebenden Superhelden Black Hammer, in eben jener Paralleldimension. Sie kann sich zwar nicht so richtig an das Geschehene erinnern, doch das hindert sie nicht daran, sogleich Erkundigungen über ihre neue Heimat einzuholen. Und schnell muss sie erkennen, dass vieles in dieser als amerikanische Kleinstadt getarnten Paralleldimension nicht mit rechten Dingen zugeht... Während Lucy also sozusagen den Meta-Plot voranbringt (und für einen epischen Cliffhanger sorgt, der den des ersten Sammelbands locker in den Schatten stellt!), müssen sich die restlichen ProtagonistInnen weiterhin mit ihren Problemen auseinandersetzen. Autor Jeff Lemire führt die Handlungsfäden hier überaus konsequent fort und schreckt auch nicht vor (Selbst-)Morden zurück. Ihm gelingt es, dass einem die immer depressiveren Ex-Superhelden durch zahlreiche, hervorragend platzierte und erzählte Rückblenden immer mehr ans Herz wachsen und man tatsächlich mit ihnen mitleidet – Die „Black Hammer“-Reihe bietet ein unglaublich hohes narratives Niveau! Die Zeichnungen, welche die düster-depressive Atmosphäre der Geschichte hervorragend transportieren, sind auf einem ebenso hohen Niveau wie auch die Druckqualität vom „Splitter Verlag“ (welcher mir dankenswerterweise ein Rezensionsexemplar zur Verfügung stellte). Der Preis von 24,80 € für ein 176 Seiten umfassendes Hardcover (inkl. Bonusmaterial) geht für die gebotene Qualität voll in Ordnung. Fazit: Unsere Erwartungshaltung war hoch – So hoch, dass sie eigentlich zwangsläufig enttäuscht werden musste. Aber nichts dergleichen ist passiert, ganz im Gegenteil! „Black Hammer #2 Das Ereignis“ (Link) hält nicht einfach nur das hervorragende Niveau des Vorgängers, es übertrifft ihn durch die konsequente Fortführung der Geschichte qualitativ sogar noch! Die gesamte Reihe ist eine Offenbarung für das Superhelden-Genre!
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