Eines der großartigsten Produkte, die der „Uhrwerk Verlag“ je auf die Spielerschaft losgelassen hat, ist die überaus gelungene „Splittermond“-Einsteigerbox. Aber anders andere Verlagen wollte man es dabei nicht belassen – Und so veröffentlichte der Kölner Verlag mit der „Mondsplitter“-Reihe nach und nach weiteres Spielmaterial für seine Einsteigerbox. Das nunmehr fünfte Abenteuer trägt den Namen „Im Rücken des Feindes“ und bietet eine für SpielleiterInnen rasch vorzubereitende, an einem Spieleabend durchführbare Einbruchsmission inklusive epischer Endschlacht :-)
Das hatte sich der greise Graf Lukos Ranodis so schön ausgedacht: Um der Belagerung durch den machthungrigen Oberst Dasmonar Poneisis zu trotzen, wurden sämtliche Vorräte der Umgebung auf der Burg Lauwaban eingelagert und durch eine gut 50-köpfige Söldnerbande gesichert. Nun haben es Söldnerbanden aber nun mal so an sich, dass es ihnen weniger um Loyalität, sondern vielmehr um Gold geht – irgendwer hätte das dem Grafen ja mal sagen können :-P – und so ist die schöne Burg plötzlich futsch. Immerhin kann sich der Graf mit ein paar treuen Soldaten retten, aber das ändert nichts daran, dass Lauwaban nun in Feindeshand gefallen ist. Und mit ihr auch die dort gelagerten Vorräte, sodass die umliegenden Dörfer und auch die eine Belagerung versuchenden Resttruppen des ehemaligen Burgherren am Hungertuch nagen... Was für ein glücklicher Zufall ist es da, dass die SpielerInnen vorbei kommen. Viel zu schnell fasst der Graf zu ihnen Vertrauen (vielleicht sollte er nicht gleich so zutraulich sein, dann hätte er seine Burg sicherlich noch :-P) und lässt sie an seinem geheimen Rückeroberungsplan teilhaben: Ebenfalls in Feindeshand gefallen ist der nuumische Kriegsgolem Vinmar. Doch als echtes Qualitätsprodukt hat er eine eingebaute „Wegfahrsperre“, nämlich ein unscheinbares Artefakt, welches die SpielerInnen aus der besetzten Burg stehlen sollen. Denn wenn sie es in ihren Besitz nehmen und damit den Kriegsgolem aktivieren und kommandieren, läuft die Rückeroberung fast ganz von alleine ;-)
Das Abenteuer unterteilt sich in vier Kapitel (Auftragsvergabe in „Einstieg im Schlamm“, Infosammlung in „Spuren der Umgebung“, Einbruchsplanung in „Wege in die Burg“ sowie die Endschlacht in „Die Schlacht um Lauwaban“), welche wiederum aus zwei bis vier Einzelszenen bestehen. Diese müssen nicht zwangsläufig vollständig abgehandelt werden, aber sicherlich ist es ungemein hilfreich, sich erst einmal alle Optionen anzuschauen. Lobenswert ist dabei, dass durch die verschiedenen Möglichkeiten auch Heldengruppen beziehungsweise einzelne Charakterklassen, deren Fokus normalerweise nicht auf Schleichen und Einbrechen liegt, ihre Spotlight-Momente bekommen können. Hilfreich für den Spielfluss ist dabei sicherlich auch, dass der Autor Mike Krzywik-Groß einige Stellschrauben anbietet, um den Schwierigkeitsgrad des Abenteuers an die Gruppenbedürfnisse anzupassen.
Ein wirklich bedeutender Schwachpunkt ist mir tatsächlich nicht aufgefallen (außer vielleicht die Plotlücke, warum die überlegene Besatzerarmee das kümmerliche Häuflein Belagerer nicht einfach wegpustet?), aber das mag wohl am ergebnisorientierten, vorwärtsdrängenden Spielstil meiner Testgruppe liegen. Es soll aber nicht verschwiegen werden, dass ich kritische Stimmen las, welche gern mehr über die Motivation und Hintergründe der verschiedenen Nichtspielercharaktere erfahren hätten. Hier nehme ich den Autor mal in Schutz, denn letztendlich ist es immer eine Platzfrage und bei 32 Seiten DIN-A5 hat man davon halt nicht genug ;-) Zusätzlich enthält das gut lektorierte und gelayoutete Abenteuer-Heftchen noch vier Seiten an heraustrennbaren Handouts, sodass ich den Preis von 7,95 € gern gezahlt habe.
Fazit: Das fünfte „Mondsplitter“-Heftchen „Splittermond: Im Rücken des Feindes“ (Link) bietet ein gelungenes, abwechslungsreiches OneShot-Abenteuer. Selbst EinsteigerspielleiterInnen sollten es hiermit problemlos schaffen, eine Heldengruppe einen Spieleabend lang hervorragend zu unterhalten :-)