Mit seiner Miniserie „Androiden“ hatte der renommierte „Splitter Verlag“ eine bisher herausragende SciFi-Reihe im Programm: Vier für sich stehende, abgeschlossene Geschichten rund um die Androiden-Thematik, die von ihren Autoren ganz unterschiedlich interpretiert wurden. War der erste Band „Wiederauferstehung“ (Link) noch ein klassischer SciFi-Verschwörungskrimi, ging der zweite Band „Glücklich wie Odysseus“ (Link) in Richtung philosophische Post-Apokalypse. Der nun erschienene dritte Band „Invasion“ wiederum präsentiert übernatürliche Endzeit-Action. Ich gebe zu, ich war diesmal recht skeptisch, findet sich in der Publikationsbiographie von Sylvain Cordurie doch eher Popcornkino, welches narrative Schwächen mit Schauwerten übertüncht. Unterhaltsam sind seine Werke aber allemal, also versuchte ich ganz offen an die Geschichte um übernatürlich begabte Widerstandskämpfer heranzugehen... Die Hauptfigur von „Invasion“ ist Jarrod, ein ziemlich unsympathischer Zeitgenosse, aus dessen Perspektive die Geschichte erzählt wird. Dieser wird von Widerstandskämpfern aus seinem Schlafkokon befreit, damit er den Sieg über außerirdische Invasoren erringen kann. Denn dank seiner außergewöhnlich stark ausgeprägten empathischen Begabung ist er sozusagen der Auserwählte (nicht die einzige Parallele zum Kultfilm „Matrix“, der sicherlich eine Inspiration für diese Geschichte war) und viel stärker als die anderen verbliebenen Menschen, welche allesamt über verschiedenste Fähigkeiten (etwa Telekinese und Feuerbälle) verfügen. Warum das so ist wissen sie nicht, genau so wenig wie sie wissen, warum sie sich alle nicht weiter als drei Tage zurückerinnern können... Nicht gerade enthusiastisch nimmt Jarrod sein Schicksal als Alien-Bezwinger an. Wo die beiden Vorgängerbände, trotz einer jeweils ganz anderen narrativen Ausrichtung, mit einer starken Geschichte punkteten, vernachlässigt „Invasion“ seine Handlung und die Figuren zugunsten actionreicher und atmosphärischer Schauwerte. Dabei setzt sich „Invasion“ zusammen aus altbekannten Genre-Versatzstücken (etwa Jarrods anfänglicher Unwille, die heldenhafte Aufopferungen einiger Teammitglieder und, bei solch einem Unsympathen als Protagonisten nicht verwunderlich, widerstandsinterne Konflikte), welche von Jarrod viel zu oft in Monologen vorgetragen werden. Was an sich kein Problem wäre, wenn er denn in seiner Protagonistenrolle als Identifikationsfigur taugen würde. Tut er aber nicht, ebenso wie sämtliche Nebenfiguren, welche vom Gefühl her einfach nur dazu da sind, dass es wenigstens ein wenig Interaktion gibt :-P Mit viel gutem Willen kann man die Geschichte immerhin noch als klassische, wenn auch ziemlich grob zusammengezimmerte Heldenreise interpretieren... Das klingt jetzt alles so negativ, das ist aber gar nicht meine Absicht. Denn dank der mehr als nur gefälligen Arbeit vom Zeichner Emmanuel Nhieu liest man den 56 Seiten umfassenden Hardcover-Band (für den der „Splitter Verlag“, welcher mir dankenswerterweise ein Rezensionsexemplar zur Verfügung stellte, 15,80 € verlangt) doch motiviert zu Ende. Auch, um zu verstehen, was die Geschichte eigentlich mit dem Androiden-Thema zu tun hat. Spoiler: Nicht viel ;-) Fazit: „Androiden #3 Invasion“ (Link) ist für sich stehend ein zwar inhaltlich eher schwacher, dafür aber atmosphärischer SciFi-Endzeit-Mischmasch, der sicherlich seine Fans finden wird. Leider hat die Graphic Novel das enorme Pech, dass sie ein Teil der „Androiden“-Miniserie ist und dass sie sich daher mit den zwei herausragenden Vorgängern vergleichen lassen muss.
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