Worum geht es eigentlich bei Spionage? Na klar, man will Informationen viel früher haben als der Rest der Welt. Wie passend daher, dass ich bereits jetzt den neuen „Sisco“-Band rezensieren darf, obwohl der erst übernächsten Monat publiziert wird. Na mal schauen, was GigaChad-Agent Vincent Sisco-Castiglioni diesmal wieder anstellt... 

 
Zur Erinnerung, der korsische DGSPPR-Geheimagent Sisco (Direction Générale des Services de Protection du Président de la République) muss immer wieder für den französischen Präsidenten die Kohlen aus dem Feuer holen. Und zwar ganz ohne Skrupel, denn wie sein britischer 007-Kollege darf er selbst Landsleute ohne größere Konsequenzen töten. Nicht immer geht Sisco dabei aber so dezent vor, wie es sich für einen Geheimagenten gehört, weswegen er nach einem diplomatischen Eklat in den USA aufs Abstellgleis gestellt wurde und sich freischaffend in die Arbeit seiner ExkollegInnen einmischte. 

 
Nun ist er aber zurück, darf als Belohnung sogar bei einer Geiselbefreiung im Sudan mithelfen. Leider ist die nicht ganz so erfolgreich, denn sein eigentliches Ziel (seine Ex-Liebelei Manon Jouvert) wurde kurz vorher von den Entführern verschleppt. Ziemlich frustrierend, weswegen er mit einer simplen Eskortmission abgelenkt werden soll: Ein Koffer, gefüllt mit kompromittierenden Dokumenten und ordentlich Sprengstoff, soll in einer belgischen Bank deponiert werden. Russische Spione haben da was dagegen, aber als Manon plötzlich auftaucht, lässt Sisco seinen Kollegen mitsamt dem Koffer im Stich... 

 
Ich mag die „Sisco“-Comics ja ziemlich gern, auch wenn ich immer mal wieder ein paar Kritikpunkte an der Hauptfigur habe. Denn dessen Alphamännchen-Obermacker-Gehabe macht ihn, gerade zusammen mit seiner Skrupellosigkeit und seiner definitiv fehlenden Impulskontrolle, wirklich unsympathisch – In jeder anderen Agentengeschichte wäre eine so angelegte Figur definitiv der Antagonist ;-) Dass ich trotzdem immer wieder mit ihm mitfiebere, zeigt sehr eindrücklich, dass der Autor Benoît Chaumont a.k.a. „Benet“ immer wieder unterhaltsame Geschichten schreibt, welche mit ihrer Mischung aus intriganter Hinterzimmer-Politik und kompromissloser Action die unsympathische Hauptfigur überstrahlen. Auch wenn man sicherlich anmerken kann, dass es mitunter wie bissige Satire wirkt, wenn Sisco nach all seinen Fehlschlägen immer noch im Dienst ist – Klar, misslungene Missionen gehören zu einer guten Dramaturgie dazu, und auch sein britischer Kollege 007 sprengt manchmal mehr Dinge in die Luft, als eigentlich nötig wären. Aber niemand fährt so krass den Egotrip wie Sisco, und wenn dabei ein Kollege stirbt, dann ist die dienstrechtliche Konsequenz lediglich, dass er die Rachemission anführen darf... 

 
Fazit: Man muss sich also auf diese Art von Geschichte einlassen können. Kann man dies aber, wird man erneut mit hübsch gezeichneter, auf 56 Seiten flott erzählter Spionage-Action belohnt. Und ich gehe sogar noch einen Schritt weiter: Wenn der kommende 12. Band genauso spannend wird wie „Sisco #11 Belgian Rhapsody“ (Link), dann könnte dieser sechste Zyklus sogar der beste der gesamten Reihe werden!

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