So ein Leben als Zwerg ist schon ziemlich mühsam: Im tiefsten Inneren des Berges schuftet man Tag für Tag, um zwischen Lavaströmen und Granitgestein nach wertvollen Schwer- und Edelmetallen zu suchen. Und wofür die ganze Arbeit? Damit nach Schmelzen und Schmieden, erschaffen unter Schweiß und Lärm, ein zwergisches Qualitätsprodukt entsteht. Ehrlich, da hat man sich doch wirklich mal einen kurzen Winterurlaub verdient, bei dem man so richtig schön eskalieren und die Sau rauslassen kann :-D Schade nur, dass die Bewohnter des ausgewählten Urlaubsdomizils viel lieber ihre Ruhe hätten und entsprechend rabiate Maßnahmen ergreifen, um ihren Willen durchzusetzen... LeserInnen der ruhmreichen und preisgekrönten Kinderbuch-Reihe von Rudolf Eizenhöfer wissen nun sicherlich bereits, welcher rabiate Spießbürger dem bunten Party-Treiben ein Ende setzen will: Der ebenso liebevolle wie grummelige Orkpapa, der seinem verspielten Sohn alleine aufzieht und ihm eine vernünftige, nämlich orkige Lebensweise beibringen will. Da wird im Winter beispielsweise kein freundlicher Schneemann gebaut, sondern ein gruseliger Schneetroll. Und der Weihnachtsbaum bekommt keinen Stern, sondern einen schönen Totenschädel auf die Spitze gesetzt ;-) Durch die zwergische Party-Kultur, welche zugegebenermaßen nicht gerade im Einklang mit der Natur steht, sieht der Orkpapa nun seine Lebensweise bedroht. Und da es in Rudolfs wie immer wundervoll gezeichneter Fantasywelt kein Ordnungsamt gibt, schreiten Orkpapa und Orksohn höchstselbst mit äußerst rabiaten Mitteln zur Tat: Sie igeln sich in einer Schneefestung ein, starten ein Schneeball-Artillerieduell, überrollen die Zwerge mit einer riesigen Schneekugel und feuern schließlich sogar mit einem Schneeball-Belagerungskatapult – Ja, feinsinnige Diplomatie und umsichtige Kompromissfindung sind jetzt nicht unbedingt die Stärken der kleinen Orkfamilie :-P Nun ist „Orkpapa & die Zwerge“ natürlich – auch wenn es meiner Erfahrung nach, dank dem genüsslichen Ausweiden von Klischees und einem edukativ-satirischen Subtext, eher von den Eltern gelesen wird – ein Kinderbuch. Was bedeutet, dass sich der Konflikt letztendlich friedlich auflöst und dass die Schneeball-Angriffe der Orks für die Zwerge kaum mehr als gelungene Urlaubsunterhaltung sind. Trotz dessen gibt es vereinzelte Sätze im generell wieder gut lektorierten Text, welche die heitere Stimmung mit etwas zu dramatischen Formulierungen brechen – Was sicherlich stärker ins Auge stechen würde, wenn sie nicht sogleich mit den putzigen, niedlichen Zeichnungen entschärft und relativiert werden würden. Die sind wieder auf dem gewohnt guten, kindgerechten Qualitätsniveau, wegen dem die „Orkpapa“-Reihe von so vielen Kindern und Eltern geliebt wird :-D Ist eigentlich jemandem aufgefallen, dass die Bilder diesmal einen anderen „Rahmen“ haben? Einen winzigen Rückschritt macht die Handlung, welche für meinen Geschmack diesmal zu sehr in ihrer Grundkonstellation verharrt und auf die, wenn auch sehr humorvolle, Eskalation der Geschehnisse abzielt. Da konnte mich der dritte Band „Orkpapa & Elfenprinzessin“ (Link) mit einer ganzen Palette an ernsten Themen, welche kindgerecht aufbereitet wurden, etwas mehr überzeugen. In diesem Band scheint mir der Fokus eher auf leichtfüßigem Spaß zu liegen, was ja auch gut zu der Intention des Zwergenurlaubs passt. Im Gesamtkontext fügt sich der vierte Band aber sehr homogen in die Reihe ein :-) Der „Verlag Schwarze Ritter“ (welcher mir dankenswerterweise ein Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt hat) liefert gewohnt gute Druckqualität und möchte diesmal für 48 Seiten im Hardcover glatte 13 €. Fazit: Mit „Orkpapa & die Zwerge“ (Link) liefert der Autor und Zeichner Rudolf Eizenhöfer zum vierten Mal ein gelungenes, spaßiges und wunderschönes Kinderbuch ab, an dem zweifelsohne auch wieder die Eltern ihre Freude haben werden.
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