Mit alternativhistorischem Weltkriegs-Pulp kann man mich ja immer begeistern, sodass ich die beiden bisherigen Bände der „Spynest“-Trilogie (Link) überaus wohlwollend gelesen habe – Waren sie doch das ironisch-trashige Kontrastprogramm zu den ansonsten eher bitterernsten, mitunter auch zynischen WK2-Comic-Beststellern (“Die Eisendivisionen“ (Link) & „Die verlorene Armee“ (Link)) aus dem kleinen, aber feinen Augsburger Verlagshaus „Bunte Dimensionen“. Nachdem die Reihe mit „Birdwatchers“ (Link) schon ziemlich überdreht und leichtfüßig begann, legte das Kreativteam Sala & Alliel im Mittelteil „Excalibur“ (Link) nochmal eine ordentliche Schippe Trash-Pulp obendrauf. Ob der Abschlussband hier noch mehr eskaliert? Kleiner Rückblick: Während ihrer Geheimmission, aus dem besetzten Paris einen geheimen deutschen Flugzeugprototypen zu stehlen, befreit die amerikanische Spionin Terryiona Crow den späteren 007-Autor Ian Fleming aus dem Fängen einer mit Experimentaltechnik ausgestatteten SS-Einheit. Nach einigen Irrungen und Wirrungen und vor allem nach allerlei Explosionen erfüllt das ungleiche Duo diesen Einsatz so erfolgreich, dass Terryiona nun vom britischen Geheimdienst zwangsrekrutiert wird. Ihre neue Mission: Zusammen mit Ian und dem britischen Premier Winston Churchill höchstpersönlich soll sie den zwar abgedankten, aber trotzdem mit den Nazis paktierenden britischen König Eduard VIII. in Portugal ausschalten. Leider gestaltet sich das aber ziemlich schwierig... Der zweite Band endete damit, dass sie den Ex-König nebst Frau zwar gefangengenommen hatten, ihr Fluchtflugzeug aber im Ozean landete. Glücklicherweise kommt ihnen zu Beginn dieses 3. Teils aber ein Verbündeter mit einem gestohlenen deutschen Schnellboot zur Hilfe, sodass die Geschichte des Abschlussbandes nicht schon nach zwei Seiten vorbei ist, sondern erst nach 48 :-P Nach allerlei actionreichem Hin & Her beschließt das Agentenduo nämlich, ihre wertvolle Fracht nicht in einen sicheren britischen Hafen zu verfrachten, sondern stattdessen zurück nach Portugal zu fahren, um den im vorherigen Band verlorengegangenen Churchill zu retten und eine deutsche Atombombe auszuschalten... Der dritte „Spynest“-Teil fährt zum Abschluss nochmal alles auf, was die Trash-Pulp-Reihe so populär gemacht hat: Actionreiche Prügeleien und Ballereien, allerlei Explosionen, ein gelegentlich etwas flacher (Running Gag-)Humor und nicht zuletzt eine gefällige, überdreht farbenfrohe Präsentation. Die Mixtur dieser Zutaten macht diesen Comic so unterhaltsam und lenkt davon ab, dass die rasch vorwärtsdrängende Geschichte eigentlich totaler Quatsch ist und dass die arg flachen Figuren (auf beiden Seiten) nur so vor Klischees triefen... Wobei, tatsächlich machen die beiden Protagonisten diesmal sogar eine kleine Weiterentwicklung durch, was überraschenderweise aber eher ein Schwachpunkt darstellt: Dass sich beide ineinander verlieben, mag ja irgendwie noch dem Genre und den zahlreichen 007-Verweisen geschuldet sein, wenn man bei all dem Liebesglück auch ein wenig mit den Augen rollert ;-) Dass aber Ian Fleming seine erheiternde Blasiertheit verloren hat und nun einfach zu einem knallharten, aber austauschbaren Elite-Spion wurde, ist dann doch ein wenig traurig... Noch trauriger jedoch ist das verschenkte Potential rund um den großen Nazi-Schurken der Reihe, den mechanisch aufgerüsteten SS-Obergruppenführer. Der ist immerhin sehr prominent vertreten auf den Covern der Bände 1 & 3 und spielte in den vorherigen beiden Bänden jeweils eine sehr unterhaltsame Antagonisten-Rolle als gefährlicher Supersoldat. Das ruft doch quasi nach einem epischen Showdown, so wie es ihn beispielsweise auch gegen die zweite Erzfeindin (SS-Domina) gibt. Aber Pustekuchen, dieses Finale wird viel zu rasch abgehandelt – Um den passenden Vergleich zu bringen: Jetzt verstehe ich, wie sich die ganzen „Star Wars“-Fans gefühlt haben, also in „Die letzten Jedi“ der Imperiumsanführer Snoke ähnlich rasch und unspektakulär entsorgt wurde :-( Fazit: Okay, genug rumgeheult, denn trotz dieser kleinen Schwächen macht „Spynest: Adler“ (Link) richtig viel Spaß :-D Ein gelungener Abschlussband, für dessen 48 Seiten im Hardcover man guten Gewissens 15 € zahlt.
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