Eigentlich gibt es das Kartenspiel „Lost Cities“ ja schon so lange, da könnte man fast von einem Klassiker sprechen. Ich persönlich kannte es aber nicht und konnte daher ohne Vorurteile an die optisch überarbeitete Neuauflage herangehen. Und tatsächlich, ich glaube ich verstehe nun, was dieses simple 2-Personen-Kartenspiel so populär macht... „Lost Cities“ handelt von zwei wagemutigen Entdeckern, welche die entferntesten Winkel unseres Planeten – von der bitterkalten Arktis bis in den tiefsten Dschungel – erkunden wollen. Diese fünf (in dieser Neuauflage optional sechs) Expeditionen kosten jedoch Unmengen an Geld, sodass stets das Risiko besteht, dass statt Ruhm nur der Bankrott wartet... So viel zur Handlung, die kaum mehr als ein Feigenblatt dafür ist, dass die Spielkarten mit stimmigen Illustrationen entfernter Orte verziert sind ;-) Das eigentliche Spielprinzip ist ziemlich simpel, funktioniert aber erstaunlich gut: Stets hat jeder der beiden SpielerInnen acht Spielkarten auf der Hand. Wenn man nun an der Reihe ist, muss man erst eine Karte anlegen, dann darf man eine neue Karte ziehen. Dabei gelten für das Anlegen strenge Regeln: Zuerst einmal darf man die Karte nur zur passenden Expedition legen, also beispielsweise eine Dschungel-Spielkarte zur Dschungel-Expedition und nicht zur Arktis-Expedition. Soweit, so klar ;-) Etwas kniffliger wird es dadurch, dass man auf bereits an die Expedition angelegte Spielkarten nur Karten mit einem noch höheren Spielwert anlegen darf – Liegt also bereits eine 5 aus, dann darf man eine 6, 7, 8, 9 oder 10 anlegen, aber keine 2, 3, oder 4. Kann man nun keine passende Karte anlegen, darf man diese in die Mitte auf die entsprechenden Expeditionsfelder des Spielplans legen. Dort „parkt“ diese Karte sozusagen und darf dann, wenn wieder eine Karte am Ende einer Runde gezogen werden muss, gezogen werden – Allerdings darf dies auch der Gegenspieler, was nebenbei die einzige „echte“ Interaktion zwischen den beiden Kontrahenten ist. Wenn der Nachziehstapel aufgebraucht wurde, werden die Siegpunkte errechnet: Man zählt die Kartenwerte einer jeden Expedition zusammen und zieht 20 Punkte (die Expeditionskosten) ab. Hat man etwa eine 3, eine 9 und eine 10 liegen, dann wären das 22 Punkte – 20 Punkte Expedition = 2 Siegpunkte. Diesen Wert kann man auch noch vervielfachen, wenn man zu Expeditionsbeginn bis zu drei Wettkarten ausgelegt hat. Allerdings funktioniert diese Vervielfachung auch im negativen Bereich (aus der Grundschule wissen wir ja, dass die Multiplizierung einer Minuszahl eine noch größere Minuszahl hervorbringt ;-)), sodass die Wette auf eine verlustreiche Expedition das Gesamtergebnis empfindlich verschlechtern kann! Das waren dann auch schon komplett alle Regeln. Wie gesagt, ein sehr simples Spiel, welches letztendlich aber doch überraschend knifflig wird: Spielt man lieber erst einmal niedrige Karten aus oder macht man den Sack gleich mit hohen Karten zu? Versuche ich möglichst alle Expeditionen abzudecken, um überall ein paar Punkte zu machen, oder konzentriere ich mich auf wenige? Welche Karten hat wohl der Gegner auf der Hand und warum legt der schon wieder drei Wettkarten aus? Wer gerne ein wenig seine Chancen abwägt und sich auch nicht von dem hohen Glücksfaktor abschrecken lässt, ist hier genau richtig. Zumal so eine Spiel vielleicht 20, maximal 30 Minuten andauert und damit eher als eine Art Überbrückung anzusehen ist, bis die Spielgruppe vollständig zusammengekommen ist. Also quasi ein Kartenspiel-Snack, welcher durchaus Laune macht, der aber keinesfalls alleine einen ganzen Abend füllen würde... Die Produktionsqualität von „KOSMOS“ (welche mir dankenswerterweise ein Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt haben) ist auf gewohnt gutem Niveau mit gefälligen Zeichnungen und stabiler Druckqualität. Persönlich ist für mich ein Preis von 15,99 € für 72 großformatige Karten an der Schmerzgrenze – Der Preis relativiert sich aber, wenn ich bedenke, wie oft ich das Spiel jetzt schon gespielt habe ;-) Alternativ gibt es das Spiel auch noch in der Mitbringspiel-Variante (Link): Diese kostet weniger als die Hälfte (6,99 €), sie ist jedoch nur mit Pappplättchen ausgestattet. Fazit: „Lost Cities: Das Duell“ (Link) ist, trotz (oder gerade wegen?) der simplen Regeln ein sehr spaßiger Kartenspiel-Snack :-)