Nachts laufen auf diversen TV-Spartensendern gerne mal zumeist ziemlich billig produzierte B-Movies, welche versuchen die Zuschauer weniger durch eine ausgefeilte Geschichte als vielmehr durch explizite Schauwerte in Form von sexy Frauen und überbordender Gewalt zu unterhalten. Schon lange hatte ich kein entsprechendes Comic-Äquivalent mehr in den Händen, doch mit dem post-apokalyptischen Mutanten-Trash „Nach der Apokalypse“ hat der renommierte „Splitter Verlag“ nun sozusagen solch einen gedruckten B-Movie veröffentlicht... Vorneweg: Im Gegensatz zu B-Movies ist an „Nach der Apokalypse“ absolut nichts billig produziert: Die farbenfrohen Zeichnungen sehen, wenn die Figuren auch nicht selten an asiatische Porzellanpuppen erinnern, wirklich hochwertig aus und auch der „Splitter Verlag“ (welcher mir dankenswerterweise ein Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt hat) hat wie immer seine ganze Produktions- und Druckkompetenz in die Waagschale geworfen – Für den Preis von 18,80 €, den man auch für manche B-Movie-BluRay zahlt, bekommt man hier mit einem 88 seitigen Hardcover immerhin einen angemessenen Gegenwert :-) Nun werden sich die StammleserInnen meines Blogs sicherlich fragen: Was ist denn da los, warum kommt der Abschnitt zu den Zeichnungen und der Produktionsqualität schon am Anfang? Ganz einfach: Weil es sonst eigentlich nicht viele positive Worte zu verlieren gibt... Vor 96 Jahren fand die Apokalypse statt. Auf dem Niveau von Neandertalern leben Giala und ihr Stamm nun in den erstaunlich gut erhaltenen Ruinen einer unbekannten Metropole. Ein einfaches Leben, was sich durch eine klassische Rollenverteilung und den Mangel an Stoff auszeichnet – Offensichtlich haben die Frauen in dieser Post-Apokalypse ausschließlich in Läden für Bademode und Dessous geplündert :-P Jedenfalls ist dieses schöne Leben plötzlich vorbei, als ein feindlicher Stamm das Lager überfällt und alle Männer tötet. Die Frauen werden versklavt, aber immerhin können sie ihren Nachwuchs noch rechtzeitig in Sicherheit bringen. Nur war das Versteck vielleicht nicht ganz so klug gewählt, da dort überall Schlangen rumkriechen... Die Zeit drängt also, daher will Giala schnellstmöglich fliegen, was ihr beim unerwarteten Angriff einer Riesenechse dann auch gelingt. Dabei kann sie sogar noch die Kopfhörer des gegnerischen Stammesherrschers mitgehen lassen, welchen im Verlauf der Geschichte noch eine entscheidende Rolle zukommen wird! Bei ihrer Flucht trifft sie dann auf eine Gruppe ausgestoßener Mutanten, die im Stil der X-Men mit übernatürlichen Fähigkeiten ausgestattet sind. Gemeinsam wollen sie sich nun durch die Metrople kämpfen, um den Gialas Stammesnachwusch vor den Schlangen zu retten. Dafür braucht es aber ein Bündnis mit dem sogenannten Hexer, der seine Hilfe wiederum nur im Tausch gegen die Kopfhörer anbietet, welche dessen ursprünglicher Besitzer (der große Feind des Hexers) aber natürlich wiederhaben will... Die Hälfte des Buches ist rum, der Hexer hat nun endlich die Kopfhörer, und jetzt geht es eigentlich erst richtig los mit der Geschichte um einen alten Bruderzwist und die Rückgängigmachung der Apokalypse. Tatsächlich könnte es hier wirklich interessant werden, doch ist der verbliebene Platz im Comic einfach zu gering, um noch eine vernünftige Geschichte zu erzählen und die vormals aufgeworfenen Handlungsstränge abzuhandeln... Der zentrale Konflikt wird auf billigste Art und Weise auf einer läppischen Seite aufgelöst (Spoiler: „Meine Oma sagt, wir sollen uns lieb haben.“ „Hey, ich kannte deine Oma! Okay, dann werd ich die Apokalypse doch nicht rückgängig machen!“) und warum die Prota- und Antagonisten eigentlich tun, was sie da tun, bleibt dank unglaublich flacher Charakterzeichnung zumeist viel zu wage. Zudem stellen sich mitdenkende LeserInnen sicherlich rasch die Frage, ob der Autor Laurent Queyssi bei der Erschaffung dieser post-apokalyptischen Welt überhaupt irgendeinen Gedanken an ein konsistentes, nachvollziehbares Worldbuilding verschwendet hat :-( Das klingt jetzt alles ganz schön negativ, also versuche ich mein Fazit ein wenig differenzierter zu gestalten: „Nach der Apokalypse“ (Link) kann durchaus Spaß machen, wenn man seinen Kopf ausschaltet und sich lediglich an den schön gezeichneten, farbenfrohen Schauwerten (Gewalt & Frauen) ergötzt. Denn so, wie auch B-Movies berechtigterweise ihre Anhänger haben, wird auch dieser post-apokalypstische Mutanten-Comic zweifelsohne seine Fans finden.
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