Das Gilgamesch-Epos (Link) ist eine der ältesten überlieferten Dichtungen der Menschheitsgeschichte. Nun hat der Comic-Künstler Jens Harder, bekannt für seine Geschichtsepen „Alpha“ und „Beta“, sich des Themas angenommen und es im Stil assyrischer Tontafeln gezeichnet. Herausgekommen ist eine ebenso faszinierende wie auch sperrige Graphic Novel. Der Zweidrittel-Gott Gilgamesch ist der furchtlose und starke König von Uruk. Weil er seine Untertanen hart geknechtet hat, erschafft der Götterrat den Halbwilden Enkidu als seinen Widerpart. Mit Sex und Essen wird der Halbwilde nun domestiziert, damit er sich nun an Gilgameschs Seite in den Kampf gegen den Hüter des Zedernwaldes stürzen kann. Schließlich verbrüdern sie die beiden „Helden“ und erleben dabei allerlei Abenteuer, welche letztendlich den Götterrat erzürnen. So muss Enkidu sterben, was Gilgamesch auf die Suche nach der Unsterblichkeit und schließlich zur Selbsterkenntnis führt. Jens Harder versucht das Gefühl der ursprünglichen Geschichte möglichst authentisch zu transportieren. Die übersetzten Texte lesen sich daher teils sperrig, was paradoxerweise aber die Lesefreue steigert, weil sie sich so von der geschliffenen, modernen Sprache unterscheiden. Ein wirklicher Gewinn für diese Graphic Novel sind jedoch die ungemein stilsicheren Illustrationen, welche in Form eines Reliefs gezeichnet wurden und tatsächlich so wirken, als würde man sich jahrtausendealte Tontafeln anschauen. So eine gelungene Adaption benötigt selbstverständlich auch eine angemessene Präsentation. Hier schöpft „Carlsen Comics“ (welche mir dankenswerterweise ein Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt haben) wieder aus dem Vollen und bietet für 24,99 € ein in gewohnt guter Qualität gedrucktes Hardcover. Die 144 Seiten enthalten neben der Comic-Umsetzung der 12 Tafeln/Kapitel auch noch einen sehr lesenswerten Anhang mit Nachbetrachtungen und Original-Bildern. Fazit: „Gilgamesch“ (Link) ist keine Graphic Novel für Jedermann. Durch die authentischen Texte und Illustrationen wirkt sie manchmal sperrig, doch ist sie zeitgleich genau deswegen auch so ungemein faszinierend. Jeder Bildungsbürger sollte sich dieses Hardcover unbedingt ins Regal stellen ;-)
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