Letzte Woche hatte ich ja ziemlich begeistert die Doppelnovelle „Verfluchte Eifel“ (Link) aus der Feder des kreativen Tausendsassas Thomas Michalski (Link) besprochen. Dessen Neuauflage wurde damals nahezu zeitgleich veröffentlicht mit dem Kriminalroman „Schleier aus Schnee“, von dem Thomas sagt, dass er in seiner Aussage sehr persönlich sei. Als in einer einsamen Waldhütte die Leiche einer jungen Frau gefunden wird, scheint alles auf einen möglichen Sexualmord hinzudeuten. Doch zu dieser ersten Theorie passt nicht die Tatsache, dass dem Opfer zwar Laptop und Handy, nicht aber seine Wertgegenstände geraubt wurden. Auch wurde die Tat viel zu professionell ausgeführt – Aber wer sollte schon einen Vorteil davon haben, eine unbescholtene Jung-Akademikerin zu exekutieren? Anfangs kommt Kommissar Gelbach gar nicht recht dazu, sich mit dieser Frage auseinanderzusetzen, denn viel zu schnell wird ihm ein Verdächtiger auf dem Präsentierteller offeriert – Eine falsche Fährte möglicherweise, doch seine Vorgesetzten scheinen keinerlei Interesse daran zu haben, den Fall weiter zu verfolgen. Gelbach lässt nicht so schnell locker und riskiert dafür seine Karriere... Zwar nicht seine Karriere, wohl aber sein Eheglück riskiert dafür der ambitionierte Lokaljournalist Kreil bei seiner parallel stattfindenden Recherche über die Hintergründe des Mordes. Mit jahrelanger Erfahrung und nicht immer sauberen Tricks jagt er der Story hinterher, wobei er der Polizei zumeist einen Schritt voraus ist. Dabei begibt er sich jedoch selbst in Gefahr, als ihm der Mörder plötzlich gegenübersteht... „Schleier aus Schnee“ ist ein ziemlich klassischer Kriminalroman, welcher sich rund um die beiden, jeweils auf ihre ganz eigene Art ermittelnden, Hauptfiguren entspinnt. Nach und nach setzen sich Kapitel für Kapitel die Puzzlestücke zusammen, bis der Mörder endlich geschnappt wurde. Doch hiermit ist der Fall noch lange nicht abgeschlossen, denn die Suche nach dem Motiv des Täters führt das ungleiche Protagonisten-Duo in einen Morast aus Korruption und Vetternwirtschaft, dessen Austrocknung die gesamte Region in Mitleidenschaft ziehen könnte. Obwohl die Ermittlungen im Fokus des Krimis stehen, nimmt sich der Autor auch die angemessene Zeit, um die wichtigsten Romanfiguren (allen voran der Reporter Kreil, aber auch Kommissar Gelbach und Kreils junge Kollegin Weidenroh) ausreichend tief zu charakterisieren. Natürlich ist „Schleier aus Schnee“ damit kein Charakterdrama und die sich zumindest an Stereotypen orientierenden ProtagonistInnen sind nun auch nicht so stark ausgearbeitet wie nach dem drölfzigsten Band einer skandinavischen Krimireihe ;-) Aber damit die LeserInnen ein Interesse an ihrem Schicksal entwickeln und damit sie die jeweiligen Handlungen und Gedankengänge nachvollziehen können, dafür reicht der Platz in dem 212 Seiten umfassenden Taschenbuch vollkommen aus. Dabei ist die Figurenkonstellation und auch -chemie so stimmig konstruiert, dass ich mir „Schleier aus Schnee“ problemlos als Auftaktband einer ganzen Reihe an Regionalkrimis vorstellen könnte, in der Kreil und Gelbach mehr oder minder unfreiwillig zusammenarbeiten! Viel Platz verwendet der Autor zudem für seine atmosphärischen Beschreibungen der Schauplätze, sodass ich mir als Leser den jeweiligen Handlungsort und die entsprechende Stimmung gut vorstellen konnte. Michalskis Schreibstil ist flüssig und lässt sich gut weglesen, ich hatte die 42 teils nur sehr wenige Seiten umfassenden Kapitel (plus Prolog und aufschlussreichem Nachwort) rasch durch – Ich konnte diesen Krimi, auch wenn der eigentliche Fall doch eher bodenständig ist, einfach nicht aus der Hand legen :-D Den Preis von glatten 11 € für das in typischer BoD-Qualität gedruckte Taschenbuch habe ich da gern gezahlt. Das eBook kostet 5,99 €. Fazit: „Schleier aus Schnee“ (Link) ist ein gelungener Kriminalroman! Der eigentliche Kriminalfall und die zweigleisigen Ermittlungen sind zwar, trotz der interessanten „Verschwörung“ im Hintergrund, recht bodenständig – Aber das ist keinesfalls despektierlich gemeint, denn die ganze Geschichte ist so atmosphärisch, spannend und gut geschrieben, dass man sie in einem Rutsch durchliest :-) Kurz: Verdiente 82 % beziehungsweise 4,1 / 5 Sternchen!
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