Mit „Das Neue Ätherversum“ (Link) publizierte der „Uhrwerk Verlag“ ein überaus erfolgreiches Ingame-Magazin für sein Steampunk-Rollenspiel „Space 1889“. Sowohl die SpielerInnen als auch die KritikerInnen waren sehr angetan, am Ende stand die verdiente Auszeichnung mit dem GOLDENEN STEPHAN / PEN&P. Logisch, dass da die Erwartungen an den Nachfolger enorm hoch sind – Kann die zweite Ausgabe noch einmal eine Schippe drauflegen oder wird sie ihre Fans enttäuschen?
Mit 92 Seiten ist das schwarz/weiß-Softcoverbüchlein auf jeden Fall schon mal etwas umfangreicher als der 80 Seiten umfassender Vorgänger. Dabei ist der grobe Aufbau gleich geblieben: Rund zwei Drittel des Inhalts besteht aus Ingame-Texten, beispielsweise Reisebeschreibungen, Biografien, Nachrichten und zeitgenössischer Werbung. Das letzte Drittel richtet sich speziell an SpielleiterInnen und gibt beispielsweise auf den Nachrichten basierende Abenteueraufhänger, Karten sowie Spielwerte für im Ingame-Teil vorgestellte Personen, Außerirdische und Gerätschaften. Erneut ist der Ingame-Teil in sieben Kapitel aufgeteilt:
- Länderkunde, Völkerkunde, Archäologie (z.B. eine Beschreibung der instabilen Balkan-Region) - Industrie und Ingenieurwesen (z.B. eine Vorstellung von Nikola Tesla und einen Bericht über die Vermessung des Mars) - Technik, neue Apparate, Maschinen, Bauwerke (z.B. mit einem Artikel über eine Steampunk-U-Bahn) - Aeronautik, Äthernautik, Marine, Militärwesen (z.B. eine Reportage über das Leben auf einer Orbitalstation und über die Gefahren der Reisen in Ätherraum sowie ein Bericht über eine gescheiterte Venus-Expedition) - Naturkunde und –geschichte (z.B. ein Bericht über die interplanetare vergleichende Temperamentenlehre) - Politik, Gesellschaft, Kultur (z.B. eine Sportreportage über Fußball mit Venus-Echsen und über das misogyne Verhalten der britischen Polizei) - Vermische Meldungen (z.B. Leserbriefe, welche übrigens LeserInnen des ersten Bandes schreiben durften)Im Anhang werden diese ganzen Berichte, Reportagen, Interviews etc. dann in Spielwerte und Regelmechanismen gepresst. Besonders gefällt mir dabei die Anregung, wie man seinen eigenen Balkan-Kleinstaat gründen kann. Diese gehobene politische Ebene hat mir bisher in einem doch durchaus für Politik und Intrigen bekannten Setting (wenn man nicht grad stumpf Marsianer abknallt oder in Venus-Höhlen rumkriecht ;-)) noch gefehlt und wird meine persönliche Runde sicherlich wieder sehr bereichern! Generell bietet „Das Neue Ätherversum 2“ wieder so viele Anregungen und Inspirationen, dass kreative SpielleiterInnen genug Material für das kommende Jahr haben, bis dann hoffentlich ein dritter Teil erscheint :-) Das übersichtliche Design ist im Ingame-Teil wieder historisch-nüchtern, im Anhang dann klassisch gehalten. Es gibt recht wenige optische Auflockerungen und Spielereien, stattdessen stehen erneut die wie immer gut geschriebenen, atmosphärischen Texte im Vordergrund. Wie schon beim Vorgänger eignet sich „Das Neue Ätherversum 2“ damit unabhängig vom spielerischen Mehrwert wieder sehr gut dazu, sich zwischen zwei „Space 1889“-Spielrunden die passende Stimmung beizubehalten :-) Für 92 schwarz/weiße DIN-A4-Seiten möchte der „Uhrwerk Verlag“ (welcher mir dankenswerterweise ein Rezensionsmuster zur Verfügung stellte) diesmal 16,95 € haben. Bei so einem Nischenprodukt und dank der guten Druckqualität des Softcovers geht der Preis in Ordnung. Das Fazit kann ich daher ganz kurz machen: „Space 1889: Das Neue Ätherversum 2“ (Link) schließt qualitativ nahtlos an den gelungenen Vorgänger an und ist für Fans des Steampunk-Rollenspiels sehr empfehlenswert. PS: Für Fans des bald erscheinenden "Space 1889"-Orkenspalter-Films (Link) gibt es einige nette Anspielungen.