Das Echtzeit-Strategiespiel „StarCraft“ gehört zu den populärsten Computerspielen der Welt. Aber nicht nur die exzellente Spielmechanik an sich, auch die ruppig-dystopische SciFi-Spielwelt hat zahllose Fans überall auf der Welt begeistern können. Da bietet es sich natürlich an, dieses SciFi-Universum beispielsweise mit Büchern und nun eben auch Mangas auszubauen. Da stellt sich natürlich die etwas provokant formulierte Frage: Wie thematisch breit würden sich die Geschichten aufstellen in einem Kriegssetting, in welchem es eigentlich nur um pausenloses Alien-Gemetzel geht? Für den Genuss der ersten beiden (von bisher vier angekündigten), zeitgleich erschienenen Sammelbände sollte man durchaus etwas Vorwissen über das „StarCraft“-Universum mitbringen. Auch wenn man überhaupt keine Ahnung von der Materie hat wird man zwar die allermeisten Kurzgeschichten verstehen, denn zugegebenermaßen sind sie jetzt nicht übermäßig komplex. Aber es gibt doch nicht selten Fachtermini und Anspielungen. Jeder der beiden Manga-Sammelbände enthält vier Kurzgeschichten, welche allesamt in westlicher Leserichtung (also von vorn nach hinten) konsumiert werden können.
Die erste Kurzgeschichte des ersten Sammelbandes befasst sich mit der Frage Warum wir kämpfen. Aus drei Perspektiven, nämlich der eines terranischen Soldaten, der einer Protoss-Kämpferin und der des Zergschwarms wird die Geschichte einer blutigen Schlacht um einen Protoss-Tempel erzählt. Auch wenn das eigentliche Schlachtgeschehen mehr als chaotisch ist (und damit irgendwie perfekt die Atmosphäre der Computerspiele einfängt ;-)), bekommt man auch dank einiger Rückblenden ein hervorragendes erstes Gefühl für das dystopische SciFi-Universum.
Nach der Massenschlacht der vorherigen Geschichte folgt nun die gerade am Anfang überraschend ruhig präsentierte Desertation eines Donnergott genannten Kampfroboterpiloten-Asses, welcher zusammen mit zwei Kameraden eine verlassene Konföderierten-Festung ausrauben will. Das ist leichter gesagt als getan, denn unter ihnen befindet sich ein Verräter… Ironischerweise die grafisch schwächste, inhaltlich aber stärkste Episode dieses ersten Bandes.
Eine terranische Minenkolonie ist der Schauplatz des gnadenlosen Kampfes zwischen Mensch und Zerg. Die werden angelockt durch einen kleinen Jungen, der möglicherweise eine Kriegswaffe sein könnte. Nun stellt sich die Frage, ob man mit oder ohne diesen Jungen eine bessere Überlebenschance hat?
Die letzte Kurzgeschichte dieses ersten Bandes trägt den Titel Der Schutzpanzer – Teil 1 und ist der erste Teil eines Zweiteilers rund um einen verrückt gewordenen Elitepiloten, der mit seinem Kampfroboter-Prototyp Amok läuft. Sein bester Schüler soll ihn aufhalten…
Und damit sind die 192 Seiten des ersten Bandes auch schon vorbei und wie gehen nahtlos über zum zweiten Band, welcher (wie nicht anders zu erwarten :-P) beginnt mit der Fortsetzung…
Der Schutzpanzer – Teil 2: Noch mehr Kampfroboterkampf zwischen Schüler und Meister, mehr gibt es hier einfach nicht zu sagen…
Interessanter ist da schon die zweite Kurzgeschichte um ein Forschungslabor der Protoss, in welchem ein Zerg-Kriecher erforscht werden soll – Keine gute Idee ;-) Für „StarCraft“-Fans wohl die Geschichte mit dem meisten erzählerischen Mehrwert.
Das wahre Highlight dieses zweiten Bandes ist jedoch die Kurzgeschichte Berichtenswert, in welcher eine junge Star-Reporterin als eingebettete Berichterstatterin über die glorreichen Taten der terranischen Marines berichten soll. Rasch muss sie aber erkennen, dass sie nur als Propaganda-Werkzeug missbraucht wird. Und als sie dann auch noch hinter das wahre Geheimnis der Marines-Mission kommt, schwebt sie in akuter Lebensgefahr!
Zum Abschluss folgt noch Eine Geisterschichte über ein kleines Bergungsteam, welches auf einem vom Krieg abgeschotteten Planeten ein lange verborgenes Geheimnis entdeckt. Eine gute Gruselgeschichte, die merklich von den besten Zeichnungen dieses zweiten Bandes profitiert :-)
Und nach diesen vier Geschichten auf 176 Seiten ist dann auch schon der zweite „StarCraft“-Manga vorbei. Beide Taschenbücher kosten jeweils glatte 10 €, was im Anbetracht der Druckqualität, welche der „Cross Cult“-Verlag (welcher mir dankenswerterweise Rezensionsmuster zur Verfügung stellte) abliefert, vollkommen in Ordnung geht. Beide Sammelbände sind qualitativ ungefähr auf dem gleichen Niveau, wobei der zweite Band die etwas besseren Geschichten erzählt. Wobei man hier natürlich nicht außer Acht lassen darf, dass es sich halt jeweils um kurze Mangas handelt, welche mit kaum vorhandener Figurencharakterisierung und oft vorhersehbaren Handlungsverläufen keine Literaturpreise gewinnen werden – Aber ihnen gelingt es trotz allem den LeserInnen einen hervorragenden Eindruck vom Leben und Sterben in diesem dystopischen SciFi-Setting erahnen zu lassen. Dafür mein Lob, ebenso wie für die zumeist gelungenen Zeichnungen. Fazit: Als mir der „Cross Cult“-Verlag auf der Frankfurter Buchmesse (Link) von seinen Manga-Plänen erzählte, war ich zugegebenermaßen ein wenig skeptisch – Gerade auch, weil viele der Lizenzen (eben auch „StarCraft“) nun nicht unbedingt eine breite Themenvielfalt versprachen. Aber Asche auf mein Haupt, denn ich wurde mit „StarCraft: Frontline #1“ (Link) und „StarCraft: Frontline #2“ (Link) eines Besseren belehrt! Beide Sammelbände bieten hübsch anzuschauende, atmosphärisch dichte Kurzgeschichten aus dem bekannten SciFi-Universum.
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