Superhelden-Comichefte kommen, bis auf viel zu wenige Ausnahmen, zumeist von den großen amerikanischen Verlagen. Eine Gruppe talentierter österreichischer Zeichner wollte dies ändern, startete ein sehr erfolgreiches Crowdfunding und präsentiert der Welt nun mit den „Austrain Superheroes“ (A.S.H.) eine vorläufig vierteilige Comicheft-Reihe mit viel Wiener Lokalkolorit. Der Erstling „Wiener Blut“ war durchaus vielversprechend, nun ist das zweite Heft mit dem Titel „Die Macht des Dr. Phobos“ erschienen. Im Prinzip funktioniert A.S.H. wie jeder andere Superheldencomic auch: Auf der einen Seite stehen die mit besonderen Superkräften oder Gadgets ausgestatteten Protagonisten, auf der anderen Seite die übernatürlichen Antagonisten. Captain Austria Jr. leitet das Wiener Superheldenteam rund um die sexy Badenixe Donauweibchen (großartigster Superheldenname EVER!), die bärenstarke Lady Heumarkt und den unscheinbar-mysteriösen Bürokrat. Eigentlich sind sie dem Basilisk auf der Spur (einem Wiener Sagenwesen, dessen Jagd den übergreifenden Handlungsbogen der vierteiligen Reihe bildet), doch in diesem Heft muss erst einmal Dr. Phobos gestoppt werden. Dieser besitzt einen magisch aufgeladenen Gehstock, welcher seinen Opfern tiefsten Seelenqualen aussetzt. Auch Captain Austria Jr. ist dagegen machtlos, sodass er sich notgedrungen einem noch größeren Gegner stellen muss: Dem originalen Captain Austria, seinen Vater… Die 20 Seiten umfassende Haupthandlung ist in sich abgeschlossen und kann ohne Kenntnis des ersten Heftes gelesen werden. Sie bietet dem Leser all das, was er von einer typischen Superheldengeschichte erwartet: Einen fiesen Bösewicht, der zunächst die Oberhand behält. Einen Helden, der sich seinem persönlichen Dämon stellt und so ein wenig genauer charakterisiert wird. Einen Endkampf mit dem gesamten Team, wo jeder Akteur „seinen“ Moment bekommt. Und Bezüge zum heftübergreifenden Handlungsbogen. Ganz ehrlich, hier wird erzähltechnisch das Maximum aus dem arg begrenzten Platz herausgeholt. Ein dickes Lob dafür :-) Ebenfalls ein Lob geht an die zweite Story des Hefts: Auf weiteren 10 Seiten werden die Ursprünge des originalen Captain Austria ergründet. Der wird nämlich 1946 als amerikanischer Agent rekrutiert, um mit einer eigenen Superheldentruppe gegen Ex-Nazis und Sowjet-Superhelden vorzugehen. An sich ist die Geschichte nicht wirklich spannend (immerhin beantwortet sie ein paar Fragen, die pingeligen Lesern vielleicht aufgefallen sind ;-)), dafür glänzt sie in ihrer grafischen Umsetzung: Wohlgemerkt, im Jahr 1946 spielend, sieht sie auch so aus als wäre sie direkt aus einem Comic der Nachkriegszeit fotokopiert. Echt eine gute Idee! Und wo ich das Thema grafische Umsetzung angesprochen habe: Konturreiche Zeichnungen mit kräftigen, bunten Farben (allerdings irgendwie nicht mehr ganz so poppig-bunt wie im ersten Heft) erfreuen das Auge. Lediglich ein paar Details mehr könnten es sein, aber so im Gesamtbild gefällt mir der Stil recht gut. Auch die Druckqualität ist in Ordnung, sodass ich 4,90 € für so ein Indie-Liebhaberprojekt durchaus gerne zahle. Fazit: Der Auftakt war gelungen, die zweite Ausgabe (Link) steigert sich nochmal. Beeindruckend, wie viel Kreativität man in so wenige Heftseiten reinpressen kann :-D Sollten auch die letzten beiden Hefte diese Qualität halten, dann hoffe ich inständig auf eine Fortsetzung der A.S.H.-Reihe!
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