Robert Silverberg ist ein vielfach preisgekrönter SciFi-Vielschreiber, der sich in seinem erstmals 1969 publizierten Feuilletonroman „Downward to the Earth“ (dt. „Die Mysterien von Belzagor“) mit den Folgen der interstellaren Dekolonisierung befasst. Basierend darauf publiziert der renommierte „Splitter Verlag“ nun eine von Philippe Thirault geschriebene und von Laura Zuccheri gezeichnete, zweiteilige Comic-Reihe. Der junge, aufstrebende Offizier Gundersen wird auf die Weltraumkolonie Terra Holman versetzt, um dort mit seinem Vorgesetzten Kurtz die Beschaffung eines ebenso heilsamen wie psychedelischen Schlangengiftes zu überwachen. Offensichtlich schlägt sich Gundersen dabei ganz gut, denn nur wenige Jahre später ist er der Direktor eines wichtigen Staudammprojekts... Doch irgendwann scheint seine Karriere einen fürchterlichen Knick abbekommen zu haben, denn er versteckt sich vor seiner Vergangenheit in einem verstaubten Archiv auf der Erde. Dort findet ihn die junge Forscherin Dorothy, die gemeinsam mit ihrem Mann einem für Menschen eigentlich verbotenen Alien-Wiedergeburtsritual beiwohnen möchte. Gundersen lässt sich dazu überreden, den Job als Expeditionsleiter anzunehmen, und so besucht der nach gut einer Dekade erneut seine frühere Arbeitsstätte Terra Holman. Die Kolonie wurde mittlerweile aber von der Menschheit aufgegeben, in ihren ursprünglichen Namen Belzagor zurück benannt und der Herrschaft ihrer friedlichen Eingebohrenenvölker überlassen. Doch auch nach einer so langen Zeit sind die Wunden der Vergangenheit nicht geschlossen, sowohl bei Gundersen, der die Liebe seines Lebens sowie seinen Erzfeind zurück ließ, als auch bei den an Elefanten erinnernden Nildoror-Außerirdischen, die ihm noch immer seine früheren Taten vorhalten... Faktisch gesehen schreitet die Handlung in diesem ersten von zwei Bänden noch gar nicht so weit voran: Die Expedition landet auf dem Planeten, Gundersen trifft alte Bekannte und dann reist man auch schon durch den Dschungel, um sich bei den Nildoror nach langen Verhandlungen einen Passierschein abzuholen. Dazu gibt es ein wenig Liebelei, was die Expedition insofern verkompliziert, dass irgendwann gleich zwei Frauen Gundersens Nähe suchen, die sich gegenseitig nicht ausstehen können. Also noch kein großer Handlungsfortschritt, aber überraschenderweise konnte mich die ruhig erzählte Geschichte doch bei der Stange halten, indem sie mittels erzählerischen Zeitsprüngen und geheimnisvollen Andeutungen das Interesse an den Figuren und deren Hintergründen durchweg aufrecht erhielt. Bis auf einige wenige Ausnahmen bei den Nebenfiguren sind die verschiedenen Prota- und Antagonisten (nach der Lektüre dieses ersten Bandes ist noch nicht so ganz klar, wer davon was ist ;-)) überraschend vielschichtig gestaltet, tatsächlich wirken sie glaubhaft und nachvollziehbar. Sehr zugesagt haben mir die ungemein stimmungsvollen, schön kolorierten Zeichnungen von Laura Zuccheri. Wenn sie auch gelegentlich bei den Proportionen der Figuren schwächelt, reißt sie das mit den phantasievollen Außerirdischen und den atmosphärischen Landschaften problemlos wieder raus :-) Wie immer hat mir auch die tolle Druckqualität vom „Splitter Verlag“ zugesagt (welcher mir dankenswerterweise ein Rezensionsmuster zur Verfügung gestellt hat), sodass der Preis von 14,80 € für ein 56 Seiten dickes Hardcover durchaus in Ordnung geht. Fazit: Dem Auftaktband „Rückkehr nach Belzagor 1/2“ (Link) gelingt es ganz hervorragend, die bisher recht überschaubare und sehr ruhig erzählte SciFi-Geschichte mit allerlei Andeutungen und Rückblenden erzählerisch so interessant zu gestalten, dass man ein echtes Interesse an dem weiteren Fortgang der Handlung sowie dem Schicksal der glaubhaft charakterisierten Figuren entwickelt. Ich bin wirklich gespannt, wie der für Herbst 2018 angekündigte Abschlussband (Link) das Alles auflösen wird :-)
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