Eigentlich ist es nur eine Standardexekution in den französischen Alpen. Doch als James Bond, der mit der Doppelnull-Tötungslizenz ausgestattete Geheimagent ihrer Majestät, sein Ziel im Visier hat, kommt ihm eine geheimnisvolle Attentäterin zuvor – Nicht das letzte Mal, dass sich seine Wege im neusten 007-Sammelband „Black Box“ mit der geheimnisvollen und angeblich bereits verstorbenen Selah Sax kreuzen... In den meisten 007-Geschichten besitzen die Bösewichte irgendwelche zerstörerischen Superwaffen, mit denen sie Großbritannien oder gar die ganze Welt bedrohen. Der mit den Yakuza in Verbindung stehende Technik-Guru Saga Genji sammelt dagegen lediglich kompromittierende Informationen, welche für den Weltfrieden vielleicht sogar noch ein ganzes Stück gefährlicher sind. In seinem Besitz befinden sich auch die dunklen Geheimnisse von Bonds Vorgesetzten, sodass diese ihn nach Tokio schicken um sich des Problems anzunehmen... Schnell findet er Genji, doch dieser stellt ihm eine tödliche Falle! Als dann auch noch die geheimnisvolle Selah Sax und sein amerikanischer Kollege Felix Leitner mitmischen, gerät die Mission völlig außer Kontrolle. Die 007-Sammelbände zeichnen sich ja dadurch aus, dass sie von immer neuen Kreativteams umgesetzt werden. Für die Geschichte zeigt sich diesmal Benjamin Percy verantwortlich, welcher eine zwar wie immer unterhaltsame, aber nicht sonderlich komplexe Handlung abliefert: Ziemlich rasch wird Bond mit dem Bösewicht Genji konfrontiert, der daraufhin einen Superkiller und ne Menge Yakuza-Kanonenfutter auf ihn ansetzt. Es folgen einige gute Anspielungen auf die Filme, dazu gibt es ordentlich Ballerei und Schlägerei sowie ein paar trefflich geschriebene Wortwechsel, dann folgt auch schon das Finale mit noch mehr Ballerei und Schlägerei ;-) Wirklich interessant ist, wie Percy die Figur des 007 überraschend schwach konzipiert: Ja, er ist noch immer ein Frauen vernaschender Superspion, aber in keinem der bisherigen Sammelbände hat James Bond so viele Fehler begangen – Ich will nicht spotten, aber man hätte fast glauben können, einen schwarzhaarigen Felix Leitner (Link) vor sich zu haben :-P Apropos Felix, der hat in „Black Box“ ein paar Gastauftritte. Eigentlich immer ein Grund zur Freude, doch interpretiert Percy dessen Figur um von einem respektvollen 007-Freund (ja, ich weiß dass es im Geheimdienstgeschäft keine Freundschaft gibt) hin zur einem stereotypen CIA-Großkotz. Gerade wenn man die gesamte 007-Reihe gelesen hat, ist diese Charakter-Umdeutung ein wenig ärgerlich... Weniger ärgerlich, sondern eher schade ist dagegen die recht dünne Figurenzeichnung von Selah Sax. Die bekommt überraschend viel Platz eingeräumt, man glaubt fast hier würde ein SpinOff-Comic (wie eben auch bei Felix Leitner) eingeleitet ;-) Leider findet die Geschichte nicht das richtige Maß um die Figur spannend zu gestalten: Für eine geheimnisvolle Femme fatale gibt sie einfach zu viel von sich preis, für eine die LeserInnen emotional berührende Protagonistin gibt es dagegen zu wenig Informationen. Auch die beiden Bösewichte werden erschreckend schwach charakterisiert, sie haben halt irgendwelche mehr oder minder sinnvollen Gründe :-P Stark dagegen ist die Action, welche von Rapha Lobosco in oft großflächigen Panels in Szene gesetzt wird. Gerade mit der kontrastreichen Kolorierung erinnern manche Szenen fast an Pop Art-Bilder. In den ruhigeren Momenten offenbart sich aber ein Mangel an Details und grafischer Varianz, wodurch „Black Box“ im Vergleich zu den anderen 007-Sammelbänden eher am unteren Ende meiner höchst subjektiven Zeichenstil-Rangliste zu finden ist... Gewohnt gut ist dagegen die Druckqualität vom „Splitter Verlag“ (welcher mir dankenswerterweise ein Rezensionsexemplar zur Verfügung stellte), welcher für 152 Seiten im Hardcover akzeptable 22,80 € verlangt. Echte 007-Fans greifen aber wie immer zur mit 176 Seiten umfangreicheren, limitierten Edition (Link) für 34,80 €. Fazit: Der vierte Sammelband „James Bond 007: Black Box“ (Link) ist gewohnt unterhaltsam und spannend. Er bricht jedoch mit der stark an die Romanvorlage angelehnten Tonalität seiner Vorgänger und interpretiert (nicht nur) seinen titelgebenden Protagonisten um. Das ist ungewohnt und erinnert eher an den SpinOff-Comic „Felix Leitner“, wirkt nach dem in den drei Vorgängerbänden eiskalten Killer-007 aber durchaus erfrischend. Für Fans gibt es daher erneut eine Kaufempfehlung :-)
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