Von den zahlreichen Comic-Serien aus dem Hause „Bunte Dimensionen“ ist mir die pulpige Alternativ-Weltkriegsaction „Die Eisendivisionen“ nach wie vor am liebsten :-) Wobei ich zugeben muss, dass mein Fan-Herz nach dem gelungenen Serienauftakt „Das rote Kommando“ (Link) doch etwas unter der eher faden Fortsetzung „Invasion aus dem Pazifik“ (Link) gelitten hat. Aber vielleicht kann ja der Abschlussband „Operation Rebalance“ neue Begeisterungsstürme entfachen? Hmm, obwohl es der letzte Band der Reihe ist, ist das Wort „Abschlussband“ eigentlich nicht ganz zutreffend. Denn einerseits spielt die „Operation Rebalance“ zeitlich gesehen zwischen den beiden Vorgängerbänden, andererseits gibt es auch keine sich über mehrere Bände erstreckende Geschichte (sieht man mal vom Weltkriegsszenario ab), sondern in jedem Einzelband eine für sich abgeschlossene Kriegsepisode. LeserInnen der kompletten Trilogie erhalten zwar ein umfassenderes Bild des Krieges, aber wie die vorherigen Bände auch kann man die Handlung komplett ohne Vorkenntnisse genießen :-) 1947 tobt der 2. Weltkrieg noch immer. Nachdem die Nazis die bedeutendsten amerikanischen Wissenschaftler entführt und dazu auch noch die Super-Energiequelle „Neptunium“ entdeckt haben, wendete sich das Kriegsglück dank riesiger Kampfroboter rasant: Die Sowjetunion leistet nur noch vereinzelt Widerstand, die USA haben gleich ganz aufgegeben. Lediglich die Engländer setzen ihren aussichtslosen Kampf fort. Mit der titelgebenden „Operation Rebalance“ will man die Kräfteverhältnisse wieder annähernd gleichsetzen: Wie vier Jahre zuvor die Deutschen wollen diesmal die Engländer in einer Geheimoperation die „Neptunium“-Wissenschaftler, darunter auch Einstein und Oppenheimer, sozusagen zurückentführen ;-) Hierzu verkleidet sich ein Himmelfahrtskommando aus den verwegensten britischen Geheimagenten als SS-Soldaten, um in die geheime Forschungsanlage „Wolfsschanze“ einzudringen. Doch das wichtigste Mitglied dieses Kommandounternehmens ist der amerikanische Freiwillige Jonah Karman, welcher in Vorkriegsdeutschland studiert hatte und daher die „guten“ von den „bösen“ Wissenschaftlern unterscheiden kann... Wodurch sich der dritte Band gegenüber seinen Vorgängern abhebt ist die etwas komplexere Handlung. Klar, es ist noch immer eine „Harte Kerle erfüllen gefährliche Mission“-Story, aber der Autor Jean-Luc Sala packt hier in 48 Seiten so ziemlich alles, was da halt so rein gehört: Verschiedene Prota- und Antagonisten mit ganz eigenen Plänen, dramatische Zwischenfälle, ausgekniffelte Pläne (die dann doch nicht funktionieren) und eine Prise Verrat! Dazu trifft man mit Tanja eine alte Bekannte wieder, was ein schöner Verweis auf den Auftaktband ist – Allerdings ist das auch der einzige Verweis auf einen anderen Band der Reihe ;-) Wodurch sich der dritte Band ebenfalls von seinen Vorgängern abhebt ist die zwar wieder etwas unlogisch und gewollt wirkende, aber diesmal auch merklich düsterere, mitunter gar etwas zynisch wirkende Handlung, welche es nur in den wenigsten Momenten schafft die LeserInnen emotional mitzunehmen. Das liegt primär an der, man muss bei dieser Reihe leider schon „traditionell“ schreiben, schwachen Figurenriege: Die allermeisten Prota- und Antagonisten sind auf eine Charaktereigenschaft reduzierte Stereotype, welche zumeist auch noch unsympathisch wirken. Negativ hervor sticht hier ausgerechnet Hauptfigur Karman, dessen emotionaler Ballast zwar nachvollziehbar ist, der die Mission aber mehrfach mit eigensinnigen, einfach irrationalen Aktionen gefährdet – Um diese Kritik nachzuvollziehen, hier mal ein Spoiler: Beispielsweise entscheidet er sich bei der Wahl zwischen „Ich erfülle meine Mission und der Krieg ist rasch gewonnen, hunderttausende Menschenleben werden gerettet.“ und „Ich verfolge meine irrationalen Rachepläne, was allerdings zu einer langanhaltenden und noch viel blutigeren, eskalierenden Fortsetzung des Krieges führt.“ natürlich für die dumme Variante :-P Aber hey, „Die Eisendivisionen“ war noch nie ein komplexes Charakterdrama, sondern immer schon unterhaltsamer Weltkriegs-Pulp. Seine starken Momente hatte die Serie immer dann, wenn die riesigen Panzerläufer in Aktion traten. Auch in diesem Band gibt es wieder die neusten Modelle aus der Nazi-Roboterwerkstatt zu bestaunen, welche auch ordentlich Schaden anrichten. Leider sind die Schlachten jedoch nicht so dramatisch wie erhofft, da der große Riesenroboter einfach mal so stark ist, dass er mit all den anderen Panzerläufern den Boden aufwischt. Zudem, aber das ist natürlich Geschmackssache, hat sich das Design der Panzerläufer wegentwickelt von den coolen Riesenpanzern mit Beinen (wie auf dem Coverbild zu sehen) hin zu einfallslosen generischen Panzer-Humanoiden, wie man sie in jedem zweiten Manga zu Gesicht bekommt :-( Aber das ist dann auch der einzige Punkt, den ich an der grafischen Umsetzung der Geschichte bemängeln möchte. Klar, Ronan Toulhoat (der immerhin die Cover-Illustration beisteuert) hat im Auftaktband wesentlich eindrucksvoller abgeliefert als Stefano Martino hier, aber insgesamt sind die Zeichnungen durchaus gefällig. Gerade wenn die Szenen außerhalb der Fahrzeuge spielen, kommt dank der guten Kolorierung die passende Atmosphäre rüber :-) Mehr als nur passend ist die Druckqualität vom Augsburger Kleinverlag „Bunte Dimensionen“, sodass ich den Preis von 15 € für ein 48 Seiten umfassendes Hardcover ohne Reue gezahlt habe. Fazit: Ich habe es ja in der Einleitung gefragt: Kann der Abschlussband neue Begeisterungsstürme entfachen? Im Vergleich zum mauen zweiten Band definitiv, aber das ja auch nicht schwer ;-) Spaß beiseite: „Die Eisendivisionen #3 Operation Rebalance“ (Link) ist der würdige Abschlussband einer spannenden, wenn auch stets etwas hinter ihrem Potential zurückbleibenden WW2-Pulp-Reihe (Link), welche dem gelungenen Serienauftakt „Das rote Kommando“ nahezu ebenbürtig ist.
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