Riesige Kampfroboter im zweiten Weltkrieg, da geht mir als alter „Dust Tactics“-Fan das Herz auf :-D Mit dem ersten Band „Das Rote Kommando“ aus der Comic-Reihe „Die Eisendivisionen“ bringt der kleine Verlag „Bunte Dimensionen“ aus Augsburg eine neue Weltkriegs-Pulp-Reihe auf dem Markt, die in ihrem Auftakt zwar noch nicht perfekt ist, aber schon Lust auf mehr macht :-)
1946: Der 2. Weltkrieg tobt noch immer, heftiger als je zuvor. Die Achsenmächte haben kurz vor der Niederlage mit „Eisenläufer“ genannten Kampfrobotern die Wende geschafft und gehen ihrerseits zum Gegenangriff über. Gerade die Sowjetunion muss schwere Verluste verkraften. Hier setzt nun die eigentliche Geschichte ein: Der fanatische sowjetische Politkommissar Kirigin wird von der talentierten Pilotin Tanja gerettet. Als „Dank“ zwangsrekrutiert er sie für „Das Rote Kommando“, der ersten sowjetischen Kampfroboter-Truppe. Die wurde bei ihrem ersten Einsatz nahezu komplett ausgelöscht, wird nun wiederaufgebaut und soll sogleich eine noch selbstmörderischere Geheimmission durchführen - Wobei Kampfroboter eigentlich eine große Übertreibung darstellt: Kämpfen die Achsenmächte mit, man kann es kaum anders bezeichnen, Land-Schlachtschiffen von der Größe eines Hochhauses, stehen den Sowjets kaum mehr als aufgemotzte Körperpanzerungen zur Verfügung. Ein echtes David gegen Goliath also...
Das mit gerade mal 48 Seiten recht dünne Hardcover nimmt sich überraschend viel Zeit für die Einführung der Protagonisten Tanja und Kirigin sowie die Etablierung des Weltkriegs-Pulp-Szenarios. Leider reicht es trotzdem nicht zu mehr als ein paar groben Charakterzügen: Tanja ist heldenhaft, leicht unangepasst und noch leichter rumzukriegen, Kirigin ist ein kompromissloser Fanatiker. Hmm, irgendwie bissel dünn :-( Auch die mal mehr oder weniger kurz auftretenden Nebencharaktere sind kaum mehr als Stichwortgeber: Ein feiger Love-Interest, ein Mentor-Veteran und Tanjas Tochter als emotionalen Ballast. Dazu die bösen Nazis, die müssen sein, sonst wärs kein Pulp :-P Auch die eigentliche Geschichte rund um die Geheimmission ist eher dünn und strotzt dazu vor Logikfehlern: Der größte deutsche Eisenläufer ist angeblich unverwundbar, daher soll er stattdessen gestohlen werden. Praktischerweise befindet er sich in einer von den Deutschen besetzten, ehemaligen Sowjet-Basis, welche auch noch einen Geheimgang besitzt über den sich die Truppe rein schleichen soll. Das ist bis hierhin auch noch irgendwie nachvollziehbar, wenn es auch etwas gewollt wirkt. Aber dann kommt ein Logikfehler, der so groß ist dass eine ganze Eisenläufer-Division durchpassen würde ;-) Dieser größte deutsche Eisenläufer ist angeblich unverwundbar, nicht mal eine Bombe kann ihn bezwingen. Aber, die Geschichte muss ja weitergehen, natürlich reichen ein paar kleine Stalinorgel-Raketen aus um ein so großes Loch reinzuballern, damit die sowjetischen Kampfroboter hindurch IN den deutschen Kampfroboter hineinstürmen können um ihn von Innen zu erobern. Zugegeben, das ist alles schon ganz großer Quatsch. Getoppt wird das nur noch von einer erzählerisch schlecht vorbereiteten und für die Gesamthandlung generell absolut unnötigen, pseudopornösen Duschliebesszene (da fällt erstmal auf, was für „Silikonbrüste“ diese zierliche Mädel hat), deren tieferer Sinn mir noch nicht ganz klar geworden ist (oder war es der Plan des Autors, die Hauptfigur als leicht rumzukriegend zu charakterisieren?).
Was der Geschichte an Logik oder erzählerischer Qualität fehlt, macht sie sie mit einer großartigen Atmosphäre und coolem Pulp wieder wett. Die Weltkriegskampfroboter als solche sind schon ziemlich cool, Weltkriegskampfroboter-Boxkämpfe sind noch ein wenig cooler – Wenn diese Kampfmaschinen dann aber auch noch Motorrad fahren, dann ist das megacool ;-) Ebenso megacool sind auch die großartigen Zeichnungen. Detailreiche, aber immer noch deutlich comichafte Bilder, dazu passende recht gedämpfte Farben mit vielen Grau- und Erdtönen. Ein besonderes Lob gebührt den wenigen Actionszenen: Dynamisch, brachial, als hätte Michael Bay die Regie geführt ;-) Durch die sehr gute Druckqualität kommen diese Szenen auch gut zur Geltung, sodass ich die 14 € trotz des geringen Buchumfangs für absolut gerechtfertigt halte.
Fazit: „Die Eisendivisionen #1: Das Rote Kommando“ ist ein gelungener Serienauftakt. Erzählerisch noch etwas mau, haben mich die Zeichnungen und die Atmosphäre sofort in ihren Bann gerissen. Der kleine Verlag „Bunte Dimensionen“ (Link) hat da echt ein heißes Eisen im Feuer, ich bin gespannt auf die Fortsetzung :-)
PS: Besser als der offizielle Comic zu „Dust Tactics“ ist dieses Buch auf jeden Fall :-P