Die französische SciFi-Autorin Élaine Taïeb war in ihren Heimatland Frankreich wesentlich bekannter als hierzulande, sodass es gar nicht mal so verwunderlich ist, dass nun auch ein Comic basierend auf einem ihrer Romane erschienen ist: Die zweiteilige Miniserie „Die Ausgestoßenen von Orion“ basiert lose auf „La Croix des décastés“, welches sie unter ihrem Pseudonym Julia Verlanger veröffentlichte. Der Planet Orion-XB12557 war früher eine blühende Weltraumkolonie, doch mittlerweile haben sich die Einwohner technologisch und sozial zurückentwickelt auf ein im wahrsten Sinne des Wortes antikes Niveau. Die Gesellschaft hat sich in ein streng reglementiertes Kastensystem gewandelt, in dem jeder seinen Platz hat und unter seines Gleichen bleiben muss. Der junge Krieger Kolhen hält sich nicht an dieses Gesetz, als er mit der Priesterin Lisea den Beischlaf vollziehen will – Eine Falle der Priesterkaste, die ihre Macht in einem Schauprozess ausbauen will. Und der Plan geht vortrefflich auf: Kolhen wird mittels Brandzeichen zu einem Ausgestoßenen, der in den Minen Zwangsarbeit verrichten soll. Auf dem Weg dorthin trifft er die ebenfalls ausgestoßene Jägerin Tryana, die ihm von mysteriösen Vorfällen berichtet: Ein Mann, der aus einer fliegenden Kutsche kam, traf sich mit Priestern, um ihnen Lichtwaffen zu verkaufen... Das klingt für Kolhen nun nicht unbedingt glaubwürdig, aber als sich die Gelegenheit zu Flucht ergibt, nimmt er die ebenso agile wie attraktive Tryana dann doch gerne mit ;-) Unterwegs erlebt er allerlei Abenteuer, bis er schließlich eine geheimnisvolle Magierin in den Fängen eines Piraten trifft – In Wirklichkeit ist sie jedoch eine abgestürzte Astronautin, welche auf der Jagd nach dem Mann in der fliegenden Kutsche ist... Erfahrene SciFi-LeserInnen werden nun sicherlich schon erraten haben, dass der Mann in der fliegenden Kutsche ebenfalls ein Astronaut war, die fliegende Kutsche war dementsprechend ein Raumschiff und die Lichtwaffe eine Laserpistole :-) Die Jagd nach dem intergalaktischen Waffenhändler kommt jedoch in diesem eher als Prolog zu verstehenden ersten Band nur am Rand vor. Vielmehr konzentriert sich die Geschichte einerseits auf das Zusammentreffen und die anschließende Flucht von Kolhen und Tryana sowie andererseits auf die Etablierung des überraschend interessanten Settings. Es ist durchaus faszinierend zu betrachten, wie antike Städte neben Raumschiffruinen stehen, ohne dass die Planetenbewohner auch nur Notiz davon nehmen (die denken sicherlich, das wäre nur komisch geformte Steine :-P). Auch die patriarchal geprägte, ziemlich raue Kastengesellschaft konnte durchaus mein Interesse wecken, zumindest mehr als die recht abgehackt erzählte und zudem auch noch vorhersehbare Flucht-/Rachegeschichte mit ihren langweilig charakterisierten Hauptfiguren: Kolhen ist ein unsympathischer, egoistischer Haudrauf und Tryana die sich ihm bei jeder Gelegenheit anbietende Schönheit, welche ohne den von ihr zufällig beobachteten Astro-Waffenhändler überhaupt keine Story-Daseinsberechtigung hätte... Ich will nicht zynisch klingen, aber ebenso patriarchal wie die Gesellschaft von „Die Ausgestoßenen von Orion“ scheint es auch im Kopf des Comic-Autoren Èric Corbeyran ausgesehen zu haben ;-) Gefallen haben mir die irgendwie oldschoolig wirkenden Zeichnungen von Jorge Miguel. Denn zusammen mit der stimmungsvollen Kolorierung und dem angemessenen Detailgrad passen sie perfekt zu dieser ebenfalls ein wenig oldschoolig wirkenden Geschichte :-P Der „Splitter Verlag“ (welcher mir dankenswerterweise ein Rezensionsmuster zur Verfügung stellte) präsentiert den 48 Seiten umfassenden ersten Band in einem wie immer qualitativ gut gedruckten Hardcover. Der Preis von 14,80 € geht da in Ordnung. Fazit: Der ein wenig wie ein Prolog wirkende Auftaktband „Die Ausgestoßenen von Orion #1“ (Link) scheint mit seiner Geschichte und seiner Präsentation irgendwie aus der Zeit gefallen, was vielleicht auch an der schon recht alten Roman-Vorlage liegt. Trotzdem fühlte ich mich insgesamt gut unterhalten, sodass Fans pulpiger SciFi-Comics gern mal einen Blick riskieren können.
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