Der zweite Superheldenbürgerkrieg ist vorbei und hat mal wieder tiefe Gräber in dem MARVEL'schen Superhelden-Sozialgefüge hinterlassen. Beispielsweise können sich die legendären Guardians of the Galaxy nicht mehr leiden, was umso schlimmer ist, da sie mit zerstörtem Raumschiff auf der Erde gestrandet sind. Nun ist Peter Quill, besser bekannt als Star-Lord, also der Earth-Lord ;-) Auf sich allein gestellt, schafft er es dabei aber nicht eine Sekunde, sich aus Ärger herauszuhalten... Was macht man also, wenn mal als ehemaliger Weltraum-Superheld und sogar kurzzeitiger Planetenherrscher sowohl von seinen Kameraden als auch von seiner Freundin verlassen wurde? Genau, erst einmal ordentlich einen hinter die Binde kippen :-P Immerhin bietet sich der gealterte Logan als Saufkumpan an, was allerdings auch nur wieder in einer wüsten Schlägerei endet... Es kommt, wie es kommen muss: Peter wird verhaftet und neben einer happigen Geldstrafe zu Sozialstunden verurteilt. Seine Aufgabe ist es, den greisen Edmund 100 Stunden lang zu bespaßen. Aber auch hier kann er wieder nicht an sich halten; bei einem gemeinsamen Spaziergang mit Edmund verhindert Peter einen Bankraub. Das Resultat: Eine kräftige Standpauke von Ms. Marvel und ein Job als Barkeeper in einer streng geheimen Untergrundkneipe für Superschurken... An diesem Punkt sind erst einmal zwei (und zwar die besten zwei :-P) der insgesamt sechs Kapitel dieses Sammelbandes, bestehend aus insgesamt fünf US-Ausgaben der „Earth-Lord“-Miniserie sowie „Star-Lord Annual #1 The Grey Light“, vorbei. Leider verläuft sich die mit viel Potential startende Handlung dann in einer eher flachen 08/15-Räuberpistole mit semi-überraschenden Wendungen: Der greise Edmund war auch mal ein Superschurke, die Bar ist Teil eines Plans von Superdiebin Black Cat und der Staatsanwalt Matt Murdock, wegen dem Peter eigentlich erst verurteilt wurde, ist in Wirklichkeit Daredevil! Achja, und wer hätte es gedacht, am Ende berappelt sich der im Anbetracht seiner desolaten Ausgangssituation doch recht eindimensional charakterisierte Peter langsam mal und geht einen vorsichtigen Schritt auf seine ehemaligen Guardians-Kollegen zu. Dieser ganz nette, aber doch recht unspektakuläre Handlungsverlauf wird immerhin ansprechend in Szene gesetzt: Zwar sind die Zeichnungen recht steril und künstlich, aber gerade die Actionszenen wirken doch dynamisch. Und Logan wirkt auch noch im hohen Alter richtig schön bärbeißig, aber der reißt eh jede seiner wenigen Szenen sofort an sich :-D Eine wirklich nette Zugabe ist die Bonusgeschichte rund um Peters WildWest-Abenteuer auf einem staubigen Todesplaneten. Gerade auch der überraschende Gastauftritt eines beliebten Avangers macht richtig Laune, zudem sind die Zeichungen sehr atmosphärisch geraten. Ein dicker Pluspunkt für einen ansonsten eher durchschnittlichen Sammelband, der wie immer in guter Qualität von „Panini Comics“ (welche mir dankenswerterweise ein Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt haben) gedruckt wurde. Der Preis von 16,99 € ist für 164 Seiten im Softcover akzeptabel. Für knapp drei Euro mehr gibt es die auf 222 Stück limitierte Variante (Link). Fazit: „Star-Lord: Ein Held auf Abwegen“ (Link) beginnt verheißungsvoll, flacht ab dem Mittelteil dann aber leider ab. Eine nette „Gefallener Held muss zu sich selbst finden und gerät dabei mit einer Schurkin aneinander“-Geschichte, die durchaus gut unterhält, hinterher aber sofort wieder vergessen wird.
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