Ich will jetzt nicht von einer „Goldenen Regel“ sprechen, aber in sehr vielen Fällen ist es halt wirklich so, dass ein Qualitätsabfall von Trilogie-Mittelteilen durch den Finalband nicht mehr gerettet werden kann. Einmal Mist, immer Mist ;-) Wobei das nicht unbedingt immer etwas mit Trilogien zu tun haben muss, beim „Die Viper“-Quintett (Link) war es ja genauso :-P Entsprechend hatte ich keine Hoffnung mehr in die „Nottingham“-Trilogie, die nach einem vielversprechenden Auftaktband (Link) mit dem Mittelteil (Link) komplett abkackte... Aber gehen wir mal zurück zum Anfang: Robin Hood wurde in der Popkultur ja schon hunderte Male porträtiert – Je nach Sichtweise als König der Diebe, als verschuldeter Wegelagerer oder als Rebell für soziale Gerechtigkeit. Die franko-belgische Comicreihe „Nottingham“ fügte hier eine neue Sichtweise hinzu, denn nun war Robin Hood in Wirklichkeit sein Erzfeind, der Sheriff von Nottingham. Aber warum? Tja, der englische König Richard Löwenherz hat bei seinem Kreuzzug einen ziemlichen Fehlschlag hingelegt und es sich nebenbei auch noch mit einigen ziemlich mächtigen Herrschern verscherzt. Also die ideale Gelegenheit für seinen Bruder John, um mal die Fühler nach dem Thron auszustrecken. Dafür brauchte es aber das nötige Kleingeld, was ihm der königstreue Sheriff William von Nottingham auch freigiebig aushändigt – Nur um dann als Robin Hood sein Geld zurück zu stehlen! Leider gibt er bereits am Ende des ersten Bandes die grüne Kapuze weiter, sodass das spannende Grundkonzept „Robin Hood kämpft gegen sich selbst“ leider einem klassischen „Robin Hood, wenn auch in Person von Lady Marian, kämpft gegen den Sheriff“ weichen musste :-( Im zweiten Band ging es jedenfalls hin und her, es kamen bekannte Figuren hinzu (z.B. Bruder Tuck) und Lady Marian musste erst einmal mit ihrer neuen Rolle als „Oberschurkin“ klarkommen... Und das hat Folgen, denn im abschließenden dritten Band stellen sich ihrer erfolgreichen Diebeskarriere gleich zwei große Bedrohungen in den Weg: Einerseits schickt Prinz John einen unbestechlichen Richter, der in Nottingham mal nachschauen soll, warum der Sheriff dieses Diebesproblem nicht in den Griff bekommt. Und andererseits wittert eine konkurrierende Verbrecherband ihre große Chance, all die geklauten Reichtümer (die ja für die Armen bestimmt sind) in ihren Besitz zu bekommen. Dabei schreckt sie auch vor Erpressung, Entführung und gar einem direkten Angriff im Sherwood Forest nicht zurück! Also ganz schön gewichtige Probleme, mit denen sich der Sheriff herumschlagen muss – Gerade wenn man bedenkt, dass er den „Robin Hood“-Job ja schon im ersten Band an den Nagel gehängt hat ;-) Nun bedarf es gar keiner großen Spoiler, um den Verlauf der Geschichte zu erahnen: Der Richter ermittelt unermüdlich vor sich hin, auch gegen den Sheriff, während der Krieg der Diebesbanden eskaliert. Klar, dass sich diese Handlungsstränge irgendwann kreuzen und sich der Sheriff entscheiden muss, auf welcher Seite er letztlich steht... Okay, ich gebe es ganz offen zu: Nach dem zweiten Band habe ich nicht gedacht, dass das hier noch was wird. Und wenn ich mir so die inhaltliche Zusammenfassung dieses Bandes anschaue, dann glaub ich das immer noch nicht... Aber: „Robin“ ist überraschend gut. Nein, ich gehe sogar einen Schritt weiter, dieser Band ist das Glanzstück der gesamten „Nottingham“-Trilogie! Endlich bekomme ich genau das geboten, was mir das Kreativ-Duo Vincent Brugeas & Manu Herzet die ganze Zeit versprochen hat: Eine spannende „Robin Hood“-Geschichte mit einem Sheriff zwischen den Fronten, richtig interessante Widersacher und natürlich ordentliche Mittelalter-Action mit Schwert & Bogen. Dass der finale Twist mit seiner logischen Konsequenz dann auch noch so tief in die Magengrube schlägt, anstatt dass man daraus notdürftig einen vierten Band bastelt (um das leicht verdiente Geld mitzunehmen), rechne ich den den Autoren hoch an! Ich hab mich ja durchaus gefragt, warum der „Splitter Verlag“ (der mir dankenswerterweise ein Rezensionsexemplar zur Verfügung stellte) diese Reihe ins Programm genommen hat. Klar, Robin Hood geht immer, und das sieht auch alles echt hübsch aus. Aber erst dem abschließenden dritten Band gebe ich ein rundum positives... Fazit: Endlich bekomme ich die Geschichte, welche mir die Autoren für die gesamte Reihe versprochen haben :-D Und ich gehe sogar noch einen Schritt weiter: „Nottingham #3 Robin“ (Link) ist nicht einfach nur der beste Band der Reihe, er ist auch besser als die beiden vorherigen Bände zusammen! Ich hätte es vorab nicht gedacht, aber bin ich wirklich traurig, dass dies der letzte Band war :-(
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