Es kommt eigentlich recht selten vor, dass ich mich als Fan eines Autors bezeichnen würde. Vielleicht vom deutschen Autoren-Genie Felix Münter, aber dann war es das schon – Bis jetzt! Denn spätestens mit seinem phantastischen Kinderbuch „Der Wolf im Slip“ hat mich Wilfrid Lupano (nach den großartigen Graphic Novels „Ein Ozean der Liebe“ und „Auf die Barrikaden!“) endgültig für sich begeistert. In dieser grafischen Kurzgeschichte gelingt ihm das Meisterwerk, einerseits die Kinder mit einer pädagogisch wertvollen, phantastischen Geschichte abzuholen, andererseits aber deren Eltern mit einer sozialkritischen und politischen, ja fast schon subversiven Meta-Ebene zu begeistern :-D Die Angst geht um im Märchenwald, denn der böse Wolf hat die drei kleinen Schweinchen gefressen. Nicht, dass das jemand beweisen könnte und leibhaftig hat den Wolf auch noch keiner gesehen, aber wer sollte es denn sonst gewesen sein? Diese Angst wird befeuert von einem ganzen Industriezweig: Die Zeitungen, Literaten und auch Privatdozenten schüren die Mär vom bösen Wolf, während Fallen-, Alarmanlagen- und Zaunhersteller ihre Sicherheitssysteme an die verängstigte Kundschaft verkaufen. Es gibt Selbstverteidigungskurse und Anti-Wolf-Nüsse. Zudem wird der Wald von einer schwerbewaffneten Wachtruppe kontrolliert... Doch dieses Kartenhaus der Angstindustrie fällt einfach in sich zusammen, als der Wolf wirklich auftaucht – In einem rot-weiß gestreiften Schlüpper :-) Und dann ist dieser Wolf auch noch ein echt netter Kerl, der mal absolut gar keine Lust auf drei kleine Schweinchen oder sonstige Waldbewohner hat! Das klingt jetzt eigentlich nach einem klassischen Happy End. Aber ganz im Gegenteil, damit gehen die Probleme erst los, denn die gesamte Angstindustrie des Waldes bricht zusammen. Zudem weiß niemand mehr, woran er eigentlich glauben soll. Eine große (Wirtschafts-)Depression macht sie breit und wer nun eigentlich die drei kleinen Schweinchen auf dem Gewissen hat, lässt sich nur vermuten... Es ist nicht schwer, als erwachsener Leser die vielen Anspielungen und Parallelen zur westeuropäischen und amerikanischen Gesellschaft zu finden. Wenn man die anthropomorphen Tiere weglässt, könne man diese Fabel fast schon 1 zu 1 als Sittengemälde in unsere Gegenwart übertragen! Und hier zeigen sich die Qualitäten des Autors: Trotz der unterschwellig schweren Thematik ist „Der Wolf im Slip“ ein ganz hervorragendes Kinderbuch, welches selbst Kindergartenkindern viel Freude und Lachen entlocken wird. Gerade auch, weil die stilsicher kolorierten, einfach gehaltenen Zeichnungen absolut kindgerecht gestaltet sind. Fazit: Ich denke man merkt mir an, wie sehr ich doch von „Der Wolf im Slip“ (Link) begeistert bin. Ein Kinderbuch-Meisterwerk, welches die erwachsenen Leser mit seinen vielen politischen und sozialkritischen Anspielungen sogar noch mehr verzücken wird :-D So empfinde ich den Preis von 14,80 € für ein 36 Seiten starkes Hardcover, welches der renommierte „Splitter Verlag“ (welcher mir dankenswerterweise ein Rezensionsexemplar zur Verfügung stellte) verlangt, als durchaus akzeptabel.
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