„Untold Stories of a Galaxy“ geht nach einem kaum mehr als durchschnittlichen Auftaktband sowie einem in der erzählerischen Qualität merklich gesteigerten zweiten Teil in die dritte Runde. Da der Autor Michael E. Campbell (Link) seine SciFi-Cyberpunk-Reihe ja vom Erzählstil her an eine TV-Serie angelegt hat, welche über einen mehrere Staffeln fortwährenden Handlungsbogen verfügt, befinden wir uns mit dem dritten Teil „Kysaek: Im Zentrum“ sozusagen mit Folge bzw. Kapitel 11 am Beginn der zweiten Staffel. Na mal schauen, wie diese sich so im Vergleich zur ersten Staffel schlägt :-) Natürlich muss jede Besprechung einer zweiten Staffel, sei es im Fernsehen oder in der Literatur, mit einem Rückblick auf Staffel 1 beginnen ;-) Daher nur ganz kurz, zur Einordnung der Ereignisse: In der ersten Hälfte der ersten Staffel (Folge bzw. Kapitel 1 – 5 in „Kysaek: Der Anfang" (Link)) verhindert die prismatisch begabte, aber alles in allem ein ziemliches Versagerinnen-Leben führende Wachfrau Kysaek zweimal einen terroristischen Angriff auf den Großkonzern PGI. Beim zweiten Mal entdeckt sie dabei aber zufällig die höchst illegalen Forschungsprojekte ihres Arbeitgebers, sodass dieser sie nun als Anführerin eben jener von ihr abgewehrten Terroristen verleumdet. Aufgrund eines enormen Kopfgeldes von der halben Galaxie gejagt, findet sie im zweiten Band (Link) „Kysaek: Die Jünger von Dealith“ (Folge bzw. Kapitel 6 – 10) Unterschlupf bei jener gleichnamigen, nur aus Frauen bestehenden Terrororganisation. Das Glück ist aber nur von kurzer Dauer, denn die konzerneigenen Sicherheitstruppen stöbern ihr Versteck auf und metzeln alle nieder… Naja, fast alle, denn Kysaek kann gerade so mit einigen wenigen Mitterroristinnen fliehen, welche sie sogleich zur Anführerin ernennen. Damit ist die Protagonistin also beim Versuch zu beweisen, dass sie nicht die Anführerin einer Terrororganisation ist, zur Anführerin einer Terrororganisation aufgestiegen. Ich feiere diese Ironie :-D Jedenfalls ist das überlebende Häuflein knapp an Ressourcen und noch knapper an möglichen Fluchtorten, sodass man sich entschließt auf dem Zentrumsplaneten zu siedeln. Der ist nämlich bevorzugtes Ziel intergalaktischer Flüchtlingsströme, sodass das Grüppchen in der Masse untertauchen will… So, ab jetzt gibt es wieder sanfte Spoiler: Tatkräftig wie immer siedeln sich die Frauen irgendwo in den Weiten des untersten Sektors in einem kleinen Flüchtlingsdörfchen an, um sogleich ein florierendes und nicht gerade legales Geschäft zum Lebensunterhalt zu gründen – Einmal kriminell, immer kriminell :-P Ihnen geht es damit auch prinzipiell ziemlich gut, zumal es im untersten Zentrumssektor auch kaum Sicherheitskräfte gibt, welche sie daran hindern könnten. Leider nutzen aber auch andere kriminelle Banden diesen Umstand aus, sodass sich die kriminellen Jungunternehmerinnen mit Erpressung, Schutzgeld und Entführung herumschlagen müssen… Und dann gibt es da noch einen unbekannten Angreifer, welcher Kysaeks geheime Identität kennt! Ganze acht Folgen bzw. Kapitel umfasst der dritte Band und die sind wieder vollgepackt mit voranschreitender Handlung. Die Flucht sowie die Ankunft und der Aufbau in einer neuen Welt sind diesmal die zentralen Themen des Bandes, der PGI-Meta-Plot rückt bis auf einige Ausnahmen in den Hintergrund. Große Teile des Bandes lesen sich daher fast schon ein wenig wie ein Western-Roman über ein paar kriminelle Siedlerinnen, welche sich in der Prärie eine neue Existenz aufbauen und gegen fiese Revolverhelden bestehen müssen – Nur halt, dass wieder mannigfaltige Aliens rumlaufen und statt Pferde Raumschiffe rumfliegen ;-) Dieser Settingwechsel tut dem Lesevergnügen gut und wirkt regelrecht erfrischend, sodass der Mittelteil des Buches der bisher unterhaltsamste Story-Abschnitt der gesamten „Untold Stories of a Galaxy“-Reihe ist. Schön ist auch, dass sich einige der Protagonistinnen weiterentwickeln, wenn auch eher zum Schlechten (Kysaek findet kriminelle Handlungen mittlerweile gar nicht mal mehr so schlecht, auch wenn sie und die gesamte Gruppe dies - wenn auch etwas zu seicht und zaghaft - reflektiert). Leider ist damit die Fallhöhe für den „Rückfall“ in das gewohnte SciFi-Cyberpunk-„alle jagen die unschuldige Kysaek“-Schema wesentlich höher, worunter gerade das letzte (man möchte fast sagen „traditionelle“ ;-)), wie immer mit einem Cliffhanger versehene Abschlusskapitel des Buches leidet. Hier gibt es wieder einen der üblichen SciFi-Prismatik-Kämpfe auf engem Raum, was aufgrund des distanzierten Schreibstils des Autors einfach sehr gewöhnungsbedürftig zu lesen ist. Ich weiß, dass Michael E. Campbell genau dafür auch einige Fans hat, aber für mich liest es sich eher als würde er einen Kampf nüchtern protokollieren anstatt die dramatische Action um Leben und Tod greifbar zu machen. Aber das ist natürlich Geschmackssache… So richtig gewöhnt habe ich mich einfach immer noch nicht daran, genauso wie an das fehlende Lektorat, was leider wieder ein paar Wertungspunkte kostet :-( Fazit: Sehen wir den Tatsachen ins Gesicht: „Untold Stories of a Galaxy“ wird wohl nie eine Romanreihe werden, welche den SciFi-Geschmack einer ganzen Generation prägen wird. Mittlerweile aber hat sich deren Qualität auf einem ordentlichen Niveau verfestigt, sodass Genre-Fans mit gutem Gewissen zugreifen können, gerade auch wegen des fairen Preises von 2,99 €. Besonders die WildWest-Abschnitte von „Untold Stories of a Galaxy: Kysaek: Im Zentrum“ (Link) sind gelungen, daher vergebe ich gerne eine Wertung von 66 %. Leider müssen wieder 5 % für das fehlende Lektorat abgezogen werden, sodass am Ende immerhin noch ordentliche 61 % beziehungsweise gerundet glatte 3 / 5 Sternchen übrig bleiben.
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