"Legenden von Nuareth: Die Stunde der Helden" (Link) hat in der Vergangenheit durchaus wohlwollende Kritiken bekommen (auch bei mir 80 %), aber nur einen kleinen Leserkreis erschlossen. Mit einem neuen Story-Ansatz (Horror statt Kriegsaction) meldet sich der Autor Jörg Benne nun zurück und schickt die Leser ins gruselige "Dämonengrab" (Link). Dieses wurde am letzten Montag als eBook veröffentlicht und wird demnächst auch als Taschenbuch bei einem renommierten Fantasy-Verlag erscheinen. Was sein neuer Roman so bietet, welche Lehren er aus den vorherigen Werken gezogen hat und wie es nun weitergehen wird, verrät Jörg hier exklusiv im Interview. Viel Spaß :-) Hallo Jörg. So schnell trifft man sich wieder zum nächsten Interview. Trotzdem, als lockeren Einstieg: Stell den LeserInnen doch bitte mal den Mensch und den Autor Jörg Benne vor.
"Ich bin Jahrgang 1975, komme aus dem Ruhrgebiet (und wohne immer noch nah dran) und habe schon in der Grundschule mit dem Schreiben von Geschichten angefangen. Später war ich dann eher im Bereich Pen&Paper ("Das Schwarze Auge" vor allem) und Computerspiele kreativ, studierte Informatik und arbeitete ein paar Jahre als Software-Entwickler, bis meine Kinder zur Welt kamen. Als da die Elternzeit meiner Frau bei Kind Nr. 2 zu Ende war, blieb ich zuhause und sie ging arbeiten, so ist es bis heute. Als die Kinder dann in Kindergarten/Schule kamen, hatte ich vormittags auch wieder Zeit zum Schreiben und so wurde dann 2008 der erste Roman fertig. Es dauerte aber noch bis 2012, bis er veröffentlicht wurde. Seither sind vier weitere dazugekommen und mit "Dämonengrab" ist nun ganz frisch Nr. 6 am Start."
Seit unserem letzten Interview (Link) ist ein knappes Jahr vergangen. Was ist seitdem alles passiert?
"Zuerst hat "Dämonengrab" länger gebraucht als gedacht und erscheint nun doch nicht bei "Prometheus Games", sondern wieder beim "Mantikore Verlag" - Wie schon „Die Stunde der Helden“ (Link), das übrigens ein neues Cover bekommen hat. Das noch immer titellose Spielbuch ist mittlerweile in der ersten Überarbeitung, wurde vom "Mantikore Verlag" aber auf Herbst 2018 verschoben. Das sind so die beiden wesentlichen Neuigkeiten des Jahres."
Damals ging es um den Roman „Die Stunde der Helden“ sowie die Fantasy-Welt Nuareth ganz allgemein. Auch diesmal werden wir darüber reden, denn Du hast ein neues Buch namens „Dämonengrab“ in Deiner Fantasy-Welt geschrieben. Stell diese doch der Vollständigkeit halber vor, bevor wir direkt zum Roman wechseln.
"Ich habe mir vorgenommen, alle meine Fantasy-Romane in der gleichen Welt spielen zu lassen, sodass diese mit den Werken wächst und der Leser (hoffentlich) das Gefühl hat, dass die Welt mehr ist als nur eine Staffage für eine Romanhandlung. Nuareth ist eine klassische, mittelalterlich angehauchte Welt, aber ohne Elfen, Zwerge und Orks, stattdessen bevölkern neben weniger ausgelutschten Völkern wie Ogern und Gnomen auch Eigenkreationen wie Echsenmenschen, Gläserne, Vogelmenschen usw die Welt. Magie gibt es natürlich auch."
Dann verrate den LeserInnen doch bitte mal, worum es in "Dämonengrab" geht :-)
"Gern. "Dämonengrab" ist eine Mischung aus klassischer Dungeon-Erkundung und Grubenhorror a la „Descent“. Nach einem Sturm wird in einem abgelegenen Tal ein Zugang zu einer legendären Tempelanlage freigelegt, in der einst ein Kult Dämonen beschworen haben soll, bis der Zorn der Götter eine ganze Bergflanke darüber einstürzen ließ. Zwei Jungen aus einem nahen Dorf finden diesen Zugang und steigen in der Hoffnung auf Reichtümer hinab. Sie finden auch eine Münze und wollen tags darauf wiederkommen. Doch am nächsten Morgen sind der eine Junge und seine Eltern verschwunden, Spuren in ihrem Haus deuten auf einen blutigen Kampf hin. Haben Dämonen sie in die Ruinen verschleppt? Herbeigerufene Gardisten aus der nächsten Stadt sollen Licht ins Dunkel bringen. Von den Gerüchten angelockte Schatzsucher schließen sich ihnen an. Gemeinsam wagen sie sich in die Ruinen vor..."
Das klingt vom Grundkonzept schon ein wenig anders als das (Anti-)Helden-Epos „Die Stunde der Helden“. In welches Genre würdest Du „Dämonengrab“ einordnen?
"Gar nicht unbedingt in ein anderes Genre, ich würde es auch als Dark Fantasy in einem klassischen Setting bezeichnen, wenn auch mit deutlich mehr Einschlag in Richtung Grusel/Horror. Der Hauptunterschied ist, dass "Die Stunde der Helden" sich eher auf die Charaktere und ihr Miteinander konzentriert hat und der Schrecken hier in der Grausamkeit des Krieges lag. "Dämonengrab" ist hingegen handlungsorientiert und soll den Leser vor allem spannend unterhalten, mehr wie ein Thriller."
Warum überhaupt dieser, naja okay sagen wir mal halbe, Genre-Wechsel? Hattest Du da eher kreative oder aber kommerzielle Gründe für?
"Nun ja, hätte ich kommerzielle Hintergedanken, wäre ich wohl mit Young Adult oder Dystopie besser gefahren ;-) - oder mit einem All Ager wie „Das Schicksal der Paladine“, das läuft deutlich besser als "Die Stunde der Helden". Aber ich hatte mal Lust was in Richtung Grusel auszuprobieren, da ich in dem Genre auch gerne mal lese."
Fügt es sich trotzdem harmonisch in die bestehende Nuareth-Welt sein?
"Es präsentiert einen neuen Landstrich und neue Aspekte der Welt, z.B. Religion und Aberglaube. Manches davon, z.B. die Gottkönigin Lako-Ma, wurde schon in den Paladinen mal erwähnt, sodass der Leser hier mehr erfahren kann – Vorwissen ist aber nicht nötig."
Fiel Dir der Genre-Wechsel beim Schreiben schwer? Und schreibt sich Horror-Fantasy eigentlich grundlegend anders als heroische Fantasy?
"Ich empfand es als spannende neue Herausforderung. Beim Thema Grusel kommt es ja viel auf Atmosphäre an. Ich hoffe es ist mir Gelungen, die Drohkulisse der düsteren, halb verfallenen Gänge und der Kreaturen, die darin lauern, gut rüberzubringen."
Werden wir mal wieder ein wenig allgemeiner: Wie gehst Du beim Schreiben der Romane vor? Ist die gesamte Geschichte durchgeplant oder schreibst Du eher spontan von Szene zu Szene?
"Die vorherigen Romane habe ich allesamt mehr oder weniger spontan geschrieben und bin damit auch ganz gut gefahren. Aber das darauffolgende Projekt hab ich so gleich mehrmals vor die Wand gefahren. Nach fast 40.000 Wörtern hatte ich plötzlich eine Idee, wie ich die Geschichte besser erzählen könnte, setzte nochmal neu auf, schrieb Szenen um, warf andere weg und war wieder bei 40.000 Wörter, nur um dann festzustellen, dass das auch nicht so funktionierte, wie ich mir das vorstellte. Also landete das Projekt erst mal auf Halde und ich nahm mir vor, stattdessen was eher Unkomliziertes zu schreiben und das diesmal auch durchzuplanen (nach der Schneeflocken-Methode, mehr oder weniger zumindest). Tatsächlich hatte ich "Dämonengrab" dann auch recht schnell fertig, habe mich aber nicht 100% an den Plan gehalten, das Ende ist z.B. ganz anders als ursprünglich gedacht und auch einige Figuren hatten andere Rollen als mal geplant war."
Und noch eine Spur größer, auf die gesamte Fantasy-Welt Nuareth bezogen: Entwickelt sich die Geschichte von Roman zu Roman weiter oder gibt es eher einen langfristigen Meta-Plot? Und hast Du schon Pläne für weitere Nuareth-Romane? Vielleicht wieder mit einem Genre-Wechsel?
"Ich habe Pläne für fünf oder sechs weitere Nuareth-Romane und will auch noch dieses Jahr mit einem davon beginnen – wenn das oben genannte Spielbuch fertig ist. Die Idee mit dem Meta-Plot ist mir dabei auch schon gekommen, das "Dämonengrab" würde da durchaus einen Einstieg ermöglichen, aber es hängt nun vom Erfolg der Geschichte ab, ob was daraus wird. Der Roman, den ich als nächstes angehen werde, geht eher in die Fantasy-Thriller-Richtung und wird allenfalls Referenzen zu den anderen Bänden haben, aber ansonsten wieder für sich stehen."
Um die Fantasy-Welt mal ein wenig rascher zu befüllen: Was wäre, wenn sich andere AutorInnen für Nuareth interessieren? Schon mal an eine Franchise-Reihe wie bei "Das Schwarze Auge" und "Splittermond" gedacht?
"Nun, ich bezweifle zwar, dass da in nächster Zeit eine Anfrage kommt, dazu ist die Bekanntheit der Welt wohl noch deutlich zu gering - und außerdem macht vielen Autoren ja gerade das eigene World-Building Spaß. Wenn es aber mal soweit käme, wäre das sicher ein Balanceakt. Einerseits muss man ja die Kontrolle behalten und es ist schon jetzt manchmal schwer genug, über 6 Romane alles konsistent zu halten. Andererseits müsste man dann anderen Autoren Freiheiten zugestehen, den von ihnen ausgesuchten Landstrich oder Völker und Kulturen zu gestalten und sich mit den Ergebnissen auch anfreunden. Das könnte mitunter sicher schwierig werden. Gut vorstellen kann ich mir allerdings, Nuareth in andere Bereiche zu bringen. Ein kleines Browserspiel (Link) gibt es ja schon, ein systemunabhängiger Rollenspiel-Quellenband wäre sicher spannend, ein Spielbuch in Nuareth könnte ich mir auch gut vorstellen bzw. habe sogar eine vage Idee dafür. Mal sehen, was sich für Gelegenheiten ergeben."
Du hast das spaßige World-Building angesprochen, daher mal Hand aufs Herz: Du hast ja nun schon einige Nuareth-Romane geschrieben. Nehmen wir mal an, dass Du nochmal ganz von vorn beginnen könntest: Würdest Du irgendetwas ändern oder es wieder ganz genau so schreiben?
"Eine Sache würde ich sicher ändern: Die Reitechsen waren eine Schnapsidee! Nun können meine Leute immer nur tagsüber reiten und im Winter müssen sie auf Ochsenkarren ausweichen, weil die kaltblütigen Echsen da erstarren. Und Formulierungen wie "Er hörte Hufschlag" fehlen mir auch manchmal... :-) "
Ich danke Dir für das Interview und wünsche Dir viel Erfolg bei Käufern und Kritikern ;-) Und da das hier ja eine Blogtour ist, gibt es natürlich wieder so ne Aktion drumherum - Auch wenn ich persönlich solche überhypten "Lies-die-Artikel-nicht-weil-Du-interessiert-bist-sondern-für-die-minimale-Chance-auf-ein-Taschenbuch"-Aktionen voll unnötig finde, denn weder der Autor noch die beteiligten BloggerInnen haben es nötig, mit solch einer Werbeaktion ihr Licht unter den Scheffel zu stellen... Aber mitgefangen, mitgehangen :-P Okay, der Satz musste für die Street Credibility sein, nun also zur Sache: Alle Infos zur Blogtour, zu eben jener Aktion (und das Kleingedruckte) sowie obendrein auch noch eine lesenswerte Leseprobe finden sich auf der Webseite des Autors (Link). Viel Spaß und viel Glück, das Ergebnis gibt's morgen im Nerd-Blog des Autors (Link) :-D
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