Auf einen überaus coolen Auftakt und einen immerhin ordentlichen Mittelteil folgt mit dem noch unvollendeten Final-Zyklus der inhaltlich radikale Abschluss der Strygen-Saga. Auch wenn der allerletzte 18. Band aussteht, kann man dem dritten Zyklus bereits alte Stärken, aber auch neue Schwächen bescheinigen. Und gleichzeitig auch alte Schwächen und neue Stärken ;-) Wie immer eine kleine Rekapitulation der bisherigen Geschichte: Im ersten Zyklus (Link) ermitteln der wegen einem mutmaßlichen Anschlag auf den US-Präsidenten erst entlassene, dann gejagte Sicherheitschef Kevin Nivek sowie die Profikillerin Debrah Faith anfangs unabhängig voneinander, dann gemeinsam mit einem kleinen Team über die Hintergründe. Dabei kommen sie den sogenannten Strygen (uralte geflügelte Monster) auf die Spur, welche mit den höchsten Entscheidungsträgern aus Politik und Wirtschaft verflochten sind. Letztendlich konnten die Protagonisten deren Existenz zwar beweisen, doch gab es nach dem sechsten Band mehr als genug offene Fragen und Handlungsfäden… Sieben Jahre später hat sich das Team im zweiten Zyklus (Link) zerstreut: Kevin kümmert sich um die totkranke Melly, welche jedoch von ihrem Vater entführt wird. Debrah dagegen kämpft mit ihrer Exkollegin Jill gegen den mutmaßlichen Strygen-Verbündeten Weltman, welcher seinerseits Debrahs Killerorganisation angreift. Im Verlauf der sechs Bände, in denen viele Hintergründe über die Strygen enthüllt werden, wechseln öfters mal die (Zwecks-)Bündnisse – Letztendlich gelingt es der hier nun zur alleinigen Hauptfigur aufgestiegenen Debrah, Weltman zu töten und seinen Platz einzunehmen... Der dritte Zyklus beginnt nun wiederum mit einem siebenjährigen Zeitsprung:
13. Viel ist passiert in den letzten sieben Jahren: Debrah hat Weltmans Organisation, deren Kopf sie jetzt ist, zerschlagen. Mit seinen Ressourcen und einem neuen Team macht sie aber weiterhin Jagd auf die Strygen. Ihre dank der Weltman-Technologie mittlerweile unsterbliche Exkollegin Jill arbeitet derweil als Bodyguard, während der nun inhaftierte Kevin mit seiner Gefängnispsychologin Dr. Shelton anbandelt. Das altbekannte Protagonisten-Team hat sich also in alle Winde verstreut, und es wird auch noch länger als diesen Band dauern, bis sie ihre Kräfte (Link) wieder gemeinsam einsetzen. So lange wollen ihre ehemaligen Verbündeten, die Hybrid-Geschwister Celia und Abel, aber nicht warten – Darum befreien sie den wahnsinnigen Hybrid-Killer Austin „Sinner“ Carson, um ihn in ihrem Sinne zu manipulieren.
14. Kevin ist wieder frei und versucht mit seiner ehemaligen Psychologin und nun Lebenspartnerin Dr. Shelton eine neue Existenz aufzubauen. Das bleibt sowohl Jill als auch Sinner nicht verborgen, die beide noch eine offene Rechnung mit Kevin haben – So kommt es gleich zu zwei Entführungen (Link). Debrah, die einen ganz eigenen Plan mit den Strygen hat, bricht derweil mit ihren ehemaligen Verbündeten Celia und Abel, welche ihrerseits einen Maulwurf in ihr neues Team geschleust haben.
15. Es könnte alles so schön sein: Nicht nur, dass Debrah einen der seltenen weiblichen Strygen fangen kann, sie rettet auch noch Jill und Kevin aus misslicher Lage. Endlich findet das alte Team wieder zusammen :-D Darum legt sie nun auch die Karten auf den Tisch: Dank Weltmans Forschungen will sie neue Strygen-Nachkommem züchten, um mit dieser Technologie dann den Strygen gegenüberzutreten. Doch endgültig darüber soll ein Rat der Hybriden (Link) entscheiden, dessen potentielle Mitglieder jedoch vom wahnsinnigen Sinner gejagt werden.
16. Die Freude war nur von kurzer Dauer, denn das altbewährte Erfolgsteam Debrah, Kevin & Jill trennt sich, aber nicht im Guten ;-) Schwerer als dieser Verlust wiegt jedoch die Tatsache, dass die schwangere Stryge dank eines Verräters aus Debrahs geheimer Forschungsanlage entkommen kann. Derweil setzt Sinner seine Hybrid-Exekutionen (Link) fort...
17. Und schon sind wir im vorläufigen Finalband der Reihe, der in dieser Form durchaus auch als vielleicht unbefriedigendes, aber definitiv konsequentes Serien-Ende durchgehen könnte :-) Trotz allerlei Irrungen und Wirrungen finden sich alle bisher verbliebenen ProtagonistInnen in dem (übrigens schon aus dem Finalband des ersten Zyklus bekannten) Strygen-Versteck ein, um endlich Tatsachen (Link) zu schaffen – Um ein beliebtes Meme zu zitieren: Well, that escalated quickly (Link) ;-)
Um vielleicht gleich mal die drängendste Frage zu beantworten: Ja, der dritte Zyklus ist ein würdiger Serienabschluss. Ich würde gar behaupten, wenn auch unter Vorbehalt, da ja noch ein Band aussteht, dass er der beste der drei Zyklen ist. Die fünf Bände sind geprägt von spannenden Intrigen und (noch öfter als im zweiten Zyklus) wechselnden Zweckbündnissen sowie einer immer stärker eskalierenden Handlung (inklusive überraschender Charaktertode). Aus der Debrah-OneWoman-Show des Mittelteils wird hier zum Glück wieder ein Ensemblestück :-D Dabei kochen alle ProtagonistInnen (selbst die neuen Nebenfiguren) irgendwie ihr eigenes Süppchen, was der Dynamik der Geschichte merklich gut tut. Auch die Weiterentwicklung der altbekannten Figuren weiß zu gefallen, wenn sie auch allesamt weiterhin blass bleiben und mancher Sinneswandel arg plötzlich kommt (Jill: “Ich prügel dich tot, weil du uns verraten hast!“ Kevin: „Sorry, aber der Verrat hat mir letztlich nicht genützt.“ Jill: „Okay, dann bist du frei und ich helf dir, wenn du mich brauchst.“). Schon klar, „Der Gesang der Strygen“ war nie ein Charakterdrama, sondern immer ein trashiger Urban-Fantasy-Actioner. Aber für eine Serie dieses Umfangs, bisher über 800 Seiten, ist die gebotene Leistung des Autors dann doch arg traurig. Was umso mehr verwundert, wenn man bedenkt, dass er viele Dialoge und vor allem aber den langfristigen Handlungsaufbau so geschickt gemeistert hat... Was dem letzten Zyklus etwas abgeht, aber das ist gegenüber dem teils grotesk übertriebenen Mittelteil ein großer Vorteil, sind Nacktheit und Action. Beides kommt nun wesentlich wohldosierter vor. Dafür wurde noch einmal merklich an der Brutalitätsschraube gedreht, was absolut unnötig ist. Hier hatte ich das deutliche Gefühl, dass der Autor arg an seinen Fähigkeiten gezweifelt hat und dann nach dem Motto „Wir müssen jetzt unbedingt und mega-eindeutig zeigen, wie brutal Sinner ist, weil nur über die Charakterisierung merken das die LeserInnen garantiert nicht...“ verfahren ist. Die Reihe war, gerade im zweiten Zyklus, immer schon brachial, aber ein sich seiner erzählerischen Qualitäten bewusster Charakterzeichner hätte einen solchen Bruch in der atmosphärischen Story-Tonalität echt nicht gebraucht. Unabhängig von solchen Gore-Spitzen muss man jedoch einfach mal die inszenatorische Qualität loben. Viele der Szenen sind absolut filmreif, wozu sicherlich auch die atmosphärisch dichte Farbgebung viel beiträgt. Wieder haben die Koloristen gewechselt und ich habe das Gefühl, mit jedem Wechsel kommen die Illustrationen noch besser zur Geltung :-) Die Druckqualität der von „Bunte Dimensionen“ (welche mir dankenswerterweise Rezensionsmuster zur Verfügung gestellt haben) produzierten Hardcover ist den Zeichnungen vollkommen angemessen, sodass 14 – 15 € für je 48 – 56 Seiten vollkommen in Ordnung gehen. Fazit: Der dritte Zyklus von „Der Gesang der Strygen“ (Link) ist trotz zumeist altbekannter Kritikpunkte ein mehr als würdiger Serienabschluss :-D Und der Cliffhanger ist übel, daher sollen sich Autor & Zeichner gefälligst beeilen, damit ich bald den 18. Band in meinen Händen halte ;-)
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