Dafür, dass sich hier in Europa gerne mal auf die christlich-jüdischen Wurzeln berufen wird, ist es mit der Nächstenliebe (vergl. Lev 19.18 (Link) & Mk 12.31 (Link)) gerade auch von christlichen Parteien nicht immer so weit her. Wo die Staaten versagen, müssen gemeinnützige Nichtregierungsorganisationen in die Bresche springen. Beispielsweise „SOS Méditeranée“ (Link), denen mit dieser Comic-Reportage aus dem „Splitter Verlag“ ein Denkmal gesetzt wurde. Die beiden Comic-Autoren Gaby von Bostel und Peter Eickmeyer (welcher auch für die Zeichnungen verantwortlich ist) begleiteten für ihre Reportage die Crew des Rettungsschiffs MS Aquarius (Link). Rund die erste Hälfte des Comics dokumentiert dabei das Leben auf dem ehemaligen Fischereischutzschiff, dabei gehen die Autoren tiefer auf die Organisation an Bord, die Einsatz-Vorbereitungen & -Trainings und auch einzelne Crewmitglieder ein. Schnell wird klar, dass hier zwar durchweg Idealisten am Werk sind, diese aber überaus professionell und strukturiert arbeiten. Bis hierhin ist diese interessante Comic-Reportage noch sehr nüchtern. Die Tonalität und auch der Zeichenstil ändern sich jedoch merklich ab dem ersten Einsatz. Man kann förmlich spüren, wie diese Erlebnisse die Autoren geprägt haben. Nach der eigentlichen Rettungsmission stehen die Geretteten im Fokus der Berichterstattung. Diese Einzelschicksale geben der anonymen Masse, die da von einem zu kentern drohenden Schlauchboot gerettet wurden, ein Gesicht. Der ganze Comic ist sehr dokumentarisch angelegt, ohne Sprechblasen, aber mit teils ausführlichen, informativen Info-Kästen. Wären die Bilder nicht gezeichnet (Tuschbilder, welche anfangs am PC nachkoloriert wurden, ab der Rettung dann durchweg per Hand), so könnte man sich in einer der großen Foto-Reportagen wähnen, welche die Wochenzeitschriften wie der „Stern“ früher mal so brachten. Die Bilder sehen an sich nicht schlecht aus, jedoch nehmen sie gelegentlich dann doch zu oft eine Doppelseite sein, was das wie immer in toller Qualität gedruckte Hardcover ein wenig aufbläht. Für 128 Seiten möchte der „Splitter Verlag“ (welcher mir dankenswerterweise ein Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt hat) 24,80 €, wobei davon 1 € direkt an „SOS Méditeranée“ geht. Fazit: „Liebe Deinen Nächsten“ (Link) ist weniger ein klassischer Comic als vielmehr eine gezeichnete Reportage. Diese macht aus ihrer Intention kein Geheimnis, ist unabhängig davon jedoch sehr lesenswert und in unseren heutigen Zeiten ungemein wichtig.
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