Tja, wie finde ich jetzt den richtigen Einstieg für einen Comic, dessen gesamter Inhalt eigentlich schon im Buchtitel beschrieben ist? :-) Fangen wir mal so an: In der Selbstbeschreibung dieses Auftakts einer ganzen Comic-Reihe aus (angeblich) authentischen Erlebnisberichten wird ein Blick hinter die Kulissen der Arbeit von Sexworkerinnen versprochen. Also neben der offensichtlichen Tätigkeit auch noch der ganze organisatorische Kram drumherum. Darum hab ich dem dünnen Büchlein mal eine Chance gegeben... Der Auftaktband handelt vom ersten gemeinsamen Arbeitstag der erst einundzwanzigjährigen, aber schon abgebrühten Fifi und der als Vollzeit-Prostituierte noch unerfahrenen Babsy. Nach anfänglichen Startschwierigkeiten (Fifi findet die 25-jährige Babsy zu alt und zu fett, Babsy findet deren Bordellwohnung dafür zu unordentlich) und einigen mehr oder minder extravaganten Kunden raufen sie sich dann aber doch zusammen, um sich am nächsten Tag mit einer Polizei-Razzia auseinandersetzen zu müssen... Und das war es dann eigentlich auch schon mit der Handlung dieses doch eher belanglos daherkommenden ersten Teils. Der organisatorische Aspekt (Anzeige schalten etc.) tritt deutlich zurück hinter eine Aneinanderreihung von mehr oder minder interessanten Sexgeschichten. Da bleibt natürlich auch die Charakterisierung der Protagonistinnen auf der Strecke, welche erst am Buchende mit jeweils einem kurzen Textkasten erfolgt. Gerade Babsy beispielsweise, welche eigentlich Sonja heißt und aus Dresden kommt, hätte mit ihrer Hintergrundgeschichte (geschieden, arbeitslos, pleite, versucht mittels Prostitution Geld anzuschaffen für einen eigenen Friseursalon) viel Potential geboten. Aber auch bei Titel-Geberin Fifi hätte ich schon gern gewusst, warum die Abiturientin ihre Ausbildung schmiss und sich stattdessen lieber prostituiert. So bleiben die Charaktere beide recht oberflächlich: Babsy als die Unerfahrene und Fifi als die abgebrühte Geld-Geile (welche insgesamt mit ihrer „Schnell fertig machen, denn Zeit ist Geld“-Attitüde eher unsympathisch rüberkommt). Der Comic bleibt also recht oberflächlich, er reflektiert nicht und zeichnet dabei eine Art Idealbild von selbstbestimmten, glücklichen Sexworkerinnen, welche eine ganze Menge schnelles Geld mit möglichst wenig Aufwand verdienen. Um es ein wenig überspitzt zu schreiben: Nach dem ersten Durchlesen hatte ich fast das Gefühl eine Werbebroschüre der Rotlicht-Lobby in den Händen zu halten :-P Und tatsächlich, die letzte Seite gab dann Aufschluss über den Hintergrund dieses Werkes: Hinter dem Verlag comicladies.de (Link) steht die „RTO GmbH“, einer Medienagentur für das Erotikgewerbe, welche auch die im Comic beworb... ähm angesprochenen Anzeigen-Portale betreibt. Immerhin muss man zugestehen, dass man sich mit der Präsentation durchaus Mühe gegeben hat: Die „softpornösen“ Zeichnungen (nackte Brüste und eher jugendfreier Geschlechtsverkehr sind schon das Expliziteste – typisches „ab 16“ halt, so wie es auch der Comic selbst angibt) sind allesamt gut gelungen und wurden zudem ansprechend, für meinen Geschmack aber einen Tick zu warm und glossy, koloriert. Hier gibt’s also nix zu meckern, auch wenn ich mich bei den Zeichnungen von Babsy frage, ob ich unter den Wörtern „dick“ und „Rubensfrau“ eine andere Vorstellung habe als der Zeichner – Bis auf ein rundliches Gesicht sieht Babsy ziemlich normalgewichtig aus ;-) Zum Preis von 14,80 € erhält man neben der 52 Seiten starken Klappenbroschur auch noch ein Brillenputztuch dazu. Fazit: So richtig weiß ich nicht, was ich mit „Geschichten aus der Erotikwelt #1: Fifis Bordellabenteuer“ (Link) anfangen soll. Ist es wirklich ein Blick hinter die Kulissen der Sexarbeit? Wenn, dann nur ein sehr geschönter, und auch nur am Rande einer Aneinanderreihung von Sexgeschichten, welche zu unsexy sind um als klassischer Erotik-Comic durchzugehen. Ich will dieses Buch nicht verreißen, denn dafür finde ich die Intention, diese gesellschaftlich relevante Thematik aus der Comic-Schmuddelecke zu holen, viel zu lobenswert. Allerdings dürfte die Handlung dafür nicht so distanzlos, idealisiert und letztendlich auch belanglos bleiben – Bitte liebe comicladies.de (Link), macht es im nächsten Band „Fifi macht Hausbesuche“ besser!
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