Dass du gerade diese Zeilen lesen kannst, liegt primär daran, dass es Strom gibt. Der Server, auf dem der Blog gehostet wird, wird mit Strom betrieben. Die Sendemasten, die gerade dein LTE-Signal herumschicken, arbeiten mit Strom. Und womit wurde dein Handy aufgeladen, damit auf den Bildschirm nun dieser Text dargestellt wird? Genau, mit Strom. Wäre doch schade, wenn es den plötzlich nicht mehr gäbe, oder?
Und damit sind wir auch schon am Ausgangspunkt von „Batman: Die Festung“, einem 212 Seiten starken Sammelband von Drehbuchautor Garry Whitta (u.a. „Rouge One: A Star Wars Story“ & „The Book of Eli“) und dem Zeichner Darick Robertson. Denn hier ist plötzlich der Strom weg! Und zwar nicht nur in Gotham City, sondern auf der ganzen Welt. Anarchie und Kriminalität breiten sich aus, da kommt selbst Batman kaum hinterher. Immerhin geht es voran mit der Ursachenforschung: Aliens haben mit kryptonischer Spitzentechnologie den Planeten lahmgelegt, damit sie Superman aufspüren können. Denn dieser hat ein Familiengeheimnis, welches die Welt in ihren Grundfesten erschüttern wird...
Das Problem: Superman ist verschwunden! Ärgerlich für die Aliens, welche die Erde deshalb ein wenig länger belagern müssen. Vor allem aber ärgerlich für die Menschheit, die nun wieder im Mittelalter lebt. Aber hey, wir wären ja nicht die Menschheit, wenn wir auf so eine Bedrohung nicht einfach mal mit Gewalt antworten würden ;-) Leider ist die kryptonische Technologie aber einfach viel zu stark, zudem wollen die Green Lanterns nicht beim Angriff mitfliegen, sodass die Justice League und auch eine begleitende Kampfflieger-Koalition schwere Verluste erleiden muss. Doof gelaufen, vielleicht geht man doch erst einmal auf die Suche nach Superman, um das Problem gemeinschaftlich zu lösen?
Das macht Batman dann so ziemlich genau nach der Hälfte des Sammelbandes, dessen acht US-Einzelhefte von „Panini Comics“ (die mir dankenswerterweise ein Rezensionsexemplar zur Verfügung stellten) als abgeschlossenes Gesamtwerk publiziert wurden. Mit einem zusammengewürfelten Team aus B-Helden und Supermans Erzfeind Lex Luthor (der jetzt auch noch US-Präsident ist) will er in die versteckte Festung der Einsamkeit einbrechen, um dort Hinweise auf Supermans Verbleib zu finden. Eine scheinbar unmögliche Mission, ist sie doch mittlerweile im tiefsten Meeresgraben versteckt und noch dazu mit tödlichen Hightech-Fallen gesichert...
„Batman: Die Festung“ erfindet zweifelsohne das Rad nicht neu, solche Geschichten (Ermittlungen wo jemand ist, außerdem Aneinanderreihungen von zu überwindenden Fallen) gab es schon häufig. Nichtsdestotrotz unterhält dieser Comic-Sammelband gut, bietet das Szenario einer krass unterlegenen, stromlosen Welt mit verzweifelten und ebenfalls krass unterlegenen Super- & AntiheldInnen doch einen interessanten Rahmen für die Suche nach der Wahrheit. Die ist dann, gerade mit der Holterdiepolter-Offscreen-Auflösung, zwar ein wenig simpel; in ihrer Konsequenz aber umso interessanter. Da ist es fast schade, dass dieser Comic für sich allein steht, denn selten würde mich eine Fortsetzung so sehr interessieren. Andererseits erhöht dies aber die Zugänglichkeit für Comic-Neulinge, die sich halbwegs gut zurechtfinden werden. Alte DC-Hasen werden trotzdem gut abgeholt, baut der Autor doch eine nette Fanservice-Jokes ein. Außerdem sind die Zeichnungen sehr ansehnlich, sodass wir am Ende insgesamt ein echtes Lesevergnügen haben. Deshalb gibt es auch ein positives...
Fazit: „Batman: Die Festung“ (Link) erfindet zu keinem Zeitpunkt das erzählerische Rad neu, macht aber erstaunlich viel Spaß.