„Rick Master“, oder im französischsprachigen Original das Wortspiel „Ric Hochet“, war eine sehr erfolgreiche franko-belgische Comic-Reihe rund um den gleichnamigen, prinzipientreuen Investigativreporter, der zu einer Schießerei nicht einmal mit einem Messer, sondern stets unbewaffnet ging ;-) Beendet wurde die von 1955 – 2010 publizierte Reihe von Duchâteau (Autor) & Tibet (Zeichner) erst durch den Tod des Letztgenannten, doch schon 2015 ging es mit einem neuen Kreativ-Duo weiter. Sind Zidrou (Autor) und Van Liemt (Zeichner) dieser traditionsreichen Reihe gewachsen? Rick Master als den letzten Pfadfinder im Haifischbecken des Journalismus zu bezeichnen, ist sicherlich keine Übertreibung. Egal wie sehr er mit seinen Recherchen der Obrigkeit auf die Füße tritt und wie sehr er sich ein ums andere Mal selbst in Gefahr bringt, er ist ausschließlich der Wahrheit verpflichtet. Dabei kommt ihm zupass, dass er über seine Liebelei mit Nadine, der Nichte des Kommissars Bourdon, immer wieder direkten Zugang zu den Ermittlungen in gern auch mal sehr mysteriösen Kriminalfällen hat. Mit so einem unbestechlichen Arbeitsethos macht er sich aber natürlich auch recht viele Feinde...
1. ...wie er im neuen Auftaktband R.I.P. Rick! (Link) schmerzlich feststellen muss. Denn ein perfekter Doppelgänger nimmt ihn nicht nur gefangen, sondern stiehlt auch seine Identität und lebt sein Leben. Dabei hat er natürlich nichts Gutes im Sinn (obwohl er sich gar nicht mal schlecht dabei fühlt, von Allen gemocht zu werden und auch noch endlich mal die unbedarfte Nadine zu verräumen ;-)), stattdessen versucht er in der Rolle von Rick einen teuflischen Rachefeldzug gegen Kommissar Bourdon zu führen – Denn der hat im 2. Weltkrieg viel Schuld auf sich geladen...
2. Im zweiten Band geht es um Morde im französischen Garten (Link). Vier ältere Herren, die auf den ersten Blick absolut nichts miteinander gemein haben, überleben ihre Verabredung mit einer jungen, hübschen Frau nicht. Rick, der eh auf der Suche nach der nächsten Schlagzeile ist, nimmt die Ermittlungen auf und kommt dabei einem den französischen Staat erschütternden Skandal auf die Spur. Durch seinen letzten Kampf gehandicapt, muss er sich dafür in die Niederungen des marxistischen Journalismus begeben und nicht nur einen Mordanschlag überleben!
Beide Comics bieten unterhaltsame Krimikost, wobei gerade „R.I.P. Rick!“ mit seiner Doppelgänger-Prämisse sehr viel Spannung bietet und man dem Schurken – zumindest in diesem Fall aufgrund seiner Beweggründe – sogar gar nicht so richtig böse sein kann. Auch entwickeln sich die Figuren hier weiter: Okay, der echte Rick ist noch immer Everybody's Darling, aber die dunkle Vergangenheit & neuen Gefühle von Kommissar Bourdon sowie das entfachte Liebesfeuer von Nadine sind für einen so dünnen Band schon große Fortschritte ;-) „Morde im französischen Garten“ fällt dagegen leider etwas ab, da er recht langsam und umschweifig erzählt wird, nichtsdestotrotz handelt es sich hier aber um einen sehr soliden Politik-Krimi. Zugegeben, wie viel Rick Master in „Die neuen Fälle des Rick Master“ steckt, kann ich in Unkenntnis der bisherigen Bände nicht sagen (andere Rezensenten sagen, es wäre sehr viel). Was ich aber sagen kann ist, dass die beiden Comics sowohl von der Optik und der Geschichte, aber auch besonders vom transportierten Zeitgeist, einfach unglaublich und im allerpositivsten Sinne retro wirken – Würde ich es nicht wissen, ich hätte gedacht es wären einfach Neudrucke aus den 60er oder 70er Jahren :-) Zum Glück ist die Druckqualität in der „modernen“ Qualität des „Splitter Verlags“ (welcher mir dankenswerterweise Rezensionsmuster zur Verfügung stellte), darum gehen die jeweils 14,80 € für 56 Seiten umfassende Hardcover vollkommen in Ordnung. Fazit: Sowohl „R.I.P. Rick!“ (Link) als auch „Morde im französischen Garten“ (Link) schaffen es sehr gut, die traditionsreiche franko-belgische Comic-Serie wiederzubeleben. Gerade der Auftaktband sticht dabei mit einer spannenden Geschichte und interessanten neuen Perspektiven auf die Protagonisten positiv hervor :-D
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