Geheimdienstgeschichten erfreuen sich, egal ob sie jeweils eher zu den knalligeren oder den verschwörerischen Sub-Genres gehören, nach wie vor riesiger Beliebtheit. Gerade rennen alle Kino-Fans in den überraschend guten „Mission Impossible“, zugleich warten wir alle sehnsüchtig auf den nächsten „James Bond 007“-Streifen. Und auch eine kleine französische Comic-Reihe hält sich sehr tapfer, obwohl sie wohl die unsympathischte Hauptfigur des gesamten „Bunte Dimensionen“-Portfolios bietet: Sisco! Der ist ja bekanntermaßen der absolute GigaChad des französischen Geheimdienstes DGSPPR (Direction Générale des Services de Protection du Président de la République), welcher für den französischen Präsidenten die Kohlen aus dem Feuer holt – Selbst wenn er dafür über Leichen gehen muss. Aber, und ich hätte es nach den ersten paar Bänden nicht gedacht, tatsächlich hat so ein staatlich unterstütztes Rambo-Verhalten auch mal Konsequenzen! Ironischerweise aber nicht in Frankreich, denn da stört es irgendwie niemanden, dass der Präsident mit der DGSPPR seine eigene Assassinen-Behörde hat, sondern in den USA. Sisco übertreibt und kommt in den Knast (#5+6 bzw. Zyklus 3, Link), wird dann aber ausgetauscht und kaltgestellt (#7+8 bzw. Zyklus 4, Link). Aber er kann einfach keine Ruhe geben und pfuscht direkt wieder in ein Attentatskomplott rein...

9. Das ist nun alles drei Jahre her. Sisco hat sich von seinem Agenten-Job verabschiedet und schiebt als Leibwächter eine ruhige Kugel in der Privatwirtschaft. Doch dann vermasseln seine KollegInnen ihren Job, als sie in Neuseeland bei einer Sabotage-Aktion erwischt werden. Schlecht für Frankreich, denn so kommt es natürlich nie an Neuseelands Schwarzes Gold (Link). Und weil Sisco eh wieder auf seine alten Kontakte zugreifen möchte, da er im Sudan eine persönliche Angelegenheit regeln muss, lässt er sich doch nochmal rekrutieren...

10. Wie immer umfasst ein Story-Zyklus zwei Bände, sodass dieser nun mit dem „Maori Blues“ (Link) endet. Sisco hat seinen Auftrag wieder mal in typischer Rambo-Manier ausgeführt (Rettung, Hinrichtung, da kann man schon mal durcheinander kommen :-P), doch durch das Mitmischen zahlreicher internationaler MitspielerInnen (u.a. der CIA und einer russischen Info-Dealerin) läuft die Mission immer weiter aus dem Ruder!

Man muss schon ein besonderes Faible für ultramaskuline Alphamännchen haben, um an der Person Vincent Sisco-Castiglioni irgendwie Gefallen zu finden. Denn wie schon in der Einleitung geschrieben, mir fällt spontan einfach kein anderer Protagonist im Comic-Portfolio des kleinen Augsburger Verlags „Bunte Dimensionen“ (der mir dankenswerterweise Rezensionsexemplare zur Verfügung stellte) ein, der so dermaßen unympathisch ist. Außer natürlich die Nazis in den Historien-Comics, aber das sollte ja allgemein Konsens sein... Aber trotzdem lese ich die Abenteuer von Sisco und der DGSPPR immer wieder gerne! Denn sie bieten eben genau das, was man von so einer klassischen Geheimagenten-Story erwartet: Knallharte Typen, verführerische Frauen, intrigante Hinterzimmerpolitik und nicht zuletzt brutal-brachiale Action. Gerade für die Fans der älteren 007-Streifen, denen die Neuausrichtung mit Daniel Craig zu wenig an der literarischen Originalfigur liegt, ist diese Comic-Reihe ein ganz wunderbares Medium zur Substitution ;-) Dass Sisco dabei nun auch noch auf sich allein gestellt ist, weil die schützende Hand des Präsidenten fehlt und damit die „Du kommst aus dem Gefängnis frei“-Karte, treibt die Spannung sogar noch nach oben. Deshalb ordnet sich dieser 5. Zyklus definitiv in der oberen Hälfte der gesamten Comic-Reihe ein! Fazit: Ob er will oder nicht, Sisco kommt einfach nicht von seinem Agenten-Job weg. Und genauso komme ich nicht von der „Sisco“-Reihe (Link) weg, denn macht einfach einfach richtig Spaß :-D