Die Entwicklung eines Spiels ist manchmal ein ziemlich langer Prozess, in dessen Verlauf sich der Autor vom ursprünglichen Konzept entfernt und neue Wege einschlägt. Manchmal wechselt dabei einfach das Genre, manchmal gar die Art des Mediums. "Die Heiligen Quellen" ist dafür ein Musterbeispiel: Seine Ursprünge hatte es als Brettspiel, welches als Buch umgesetzt werden sollte. Dann ging es in Richtung Browsergame, nun aber wird es ein literarisches Solo-Spiel. Autor Tobias Thulke bringt uns sein Konzept näher :-) Hallo Tobias, stell Dich doch erstmal den Lesern vor.
"Meine Name ist Tobias Thulke und ich bin 1980 geboren. Ich habe Industriekaufmann gelernt und an der Fachhochschule Köln BWL studiert. Außer mit Spielen, beschäftige ich mich gerne noch mit meiner Bassgitarre oder Gitarre."
Bevor wir zu dem Projekt kommen: Wie war Deine Spielerkarriere und wie wurdest Du Spielautor?
"Als ich 7 Jahre alt war hat mein Vater mir Skat erklärt. Mit diesem Spiel habe ich mich intensiv auseinandergesetzt. Schon als Kind habe ich versucht einen Spieler zu simulieren, was mir aber nicht zufriedenstellend gelungen ist. Außerdem habe ich mit Karten, Papier und Stift die Fußball Bundesliga simuliert, als ich bei meinen Großeltern zu Besuch war. Als ich 16 Jahre alt war, habe ich zum ersten mal "Die Siedler von Catan" gespielt und andere weit verbreitete Spiele. Als ich 2009 nach Köln gezogen bin, habe ich Anschluss an eine Spielerunde gefunden. Wir spielten dort Spiele wie "St. Petersburg", "Funkenschlag", "Village, Dominion" und "Imperial". Spiele erfinde ich seit 2003 und bin 2005 in die SAZ eingetreten. Ich habe mich zeitweise einem Autorentreffen in Köln angeschlossen, welches einmal im Monat stattgefunden hat. Ich war zweimal beim Göttinger Autorentreffen. 2010 bin ich mit meinem Prototyp "Monster" in die Endrunde vom Hippodice-Autorenwettbewerb gekommen. Dieser wurde als "Zeit der Zünfte" als Beilage zu einer Jubiläumsausgabe der Zeitschrift "Spielerei" veröffentlicht. Mein Spiel "Schwere Schritte" wurde 2010 als Spiel im Heft in der Spielbox veröffentlicht."
Herzlichen Glückwunsch :-) Stell doch bitte mal das Projekt "Die Heiligen Quellen" vor.
"Ausgangspunkt war eine Brettspielidee, die ich in einem Buch umsetzen wollte, indem ich die Spielsituationen im Buch abbildete. Es folgte eine Einbeziehung von Kurzgeschichten, welche durch das Element der staatlichen Zensur mit dem Spiel verbunden werden sollten. Zunächst war dieses als Printversion gedacht. Später folgte eine Übertragung in die digitale Welt, da am Computer die Zensur besser zur Geltung kommen würde und die nicht gewählten Versionen unter Verschluss gehalten werden könnten. Dieses Grundprinzip entwickelte ich Anfang 2017 zu einem Solospiel weiter, das besser verständlich ist, manche Dinge vereinfacht und die besondere Struktur besser herausstellt. Dieses Spiel habe ich als Spielanleitung gepostet (Erste Weiterentwicklung des ursprünglichen Konzepts). Eine konkrete Umsetzung ist zurzeit nicht geplant. Dieses eignet sich in erster Linie als Online-Umsetzung und nur bedingt als Printversion. Literatur wird nicht mehr in Form von Kurzgeschichten eingebunden, sondern als ein Handlungsstrang, der abschnittsweise in verschiedenen Versionen geschrieben wird. Allerdings entscheidet der Leser nicht, wie die Geschichte fortgesetzt wird, sondern von wem sie erzählt wird. Eine beispielhafte Geschichte habe ich unabhängig von einem Spiel als kostenloses eBook veröffentlicht. Dafür habe ich mit zwei AutorInnen zusammengearbeitet. Dieses eBook ist der Anlass für diesen Beitrag. Ich möchte Euch dieses Lesevergnügen ans Herz legen: Fantasiegeschichte "Die gestohlene Karte" (Link)"
Wie funktionieren die Spielmechaniken? Ist es mit einem anderen Spiel vergleichbar?
"Ein ähnliches Spiel ist mir nicht bekannt. Ich empfehle, die erste Weiterentwicklung des urpsprünglichen Konzepts zu lesen. Ich denke, dass man dieses Spiel als ganzes verstehen muss. Das Regelwerk hier verkürzt zu erklären, halte ich nicht für sinnvoll. Deswegen verweise ich auf meinen Post bei Facebook (Link). Die Spielanleitung ist aber nicht besonders lang. Der nächste Post bei Facebook (Link) beschäftigt sich damit, wie Geschichtstexte in diese erste Weiterentwicklung einbezogen werden. Am Schluss gibt es noch eine kritische Anmerkung zum Sinn und Zweck des Konzeptes, dass Buch und Spiel verbinden soll. Hier (Link) seht Ihr ein mögliches Layout der ersten Weiterentwicklung des ursprünglichen Konzepts. Es soll das beschriebene Spiel veranschaulichen."
Ein ganzer Fragenkomplex ;-) Wie kamst Du überhaupt auf die Idee? Kamen erst die Regeln oder erst das Setting? Und wie kamst Du zu diesem speziellen Setting?
"Wie es zum ursprünglichen Konzept kam, erklärt der Post "Von der Brettspielidee zum Spiel im Buch" (Link). Ich habe mir schon viel Mühe gegeben, die Entstehungsgeschichte zu erklären."
Sind schon Erweiterungen geplant?
"Ich habe eine weitere Idee für ein Beispiel im Kopf, wie eine Geschichte in verschiedenen Versionen geschrieben werden kann. Ich werde dabei auf das ursprüngliche Element der Zensur zurückgreifen. Bei diesem Konzept soll das Wechseln zwischen den Versionen besser funktionieren als bei der Fantasy-Geschichte "Die gestohlene Karte" (Link), welche trotz dieses Kritikpunktes einen hohen Lesespaß bietet."
Ich danke Dir für das Interview und verweise gerne noch auf die Projektseite bei Facebook (Link) und für Interessierte auch gerne auf das ursprüngliche Projekt (Link).
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