Bekanntermaßen bin ich ja schrecklich unkreativ, was die Erfindung eigener Geschichten und Abenteuer angeht ;-) Aber mein Jammern hat ein Ende, denn Daniela Festi (Autorin des Karten-Universalrollenspiels „Idee!“) hat nun ihr Buch „42! Ideen zum Rollenspiel mit Karten“ veröffentlicht. Das bezieht sich zwar sehr explizit auf die „Idee!“-Varianten, soll laut Verlag „Flying Games“ aber auch gut dazu geeignet sein, um sich unabhängig vom Setting einfach und schnell Ideen für Geschichten, Charaktere und Abenteuer zu holen. Mal schauen, ob dieses Buch an meiner Unfähigkeit scheitern wird :-P
Ich denke es ist erst einmal sinnvoll zu beschreiben, worum es eigentlich bei „Idee!“ geht. Dabei handelt es sich um ein kartenbasiertes und erzählorientiertes Universalrollenspiel, bei dem man die Proben über die Interpretation von 42 speziellen Spielkarten regelt. Würfel fallen dabei ebenso weg wie etwa feste Werte und Fertigkeiten, stattdessen muss man die Vorteile und Schwierigkeiten des Charakters zur Interpretation der gezogenen Karte heranziehen. Zudem kann man mittels dieser Karten mit wenig Aufwand auch eigene Charaktere, Spielwelten und natürlich Abenteuer erstellen.
„42! Ideen zum Rollenspiel mit Karten“ ist 188 Seiten stark und umfasst, dem Titel entsprechend, 42 Ideen. Diese teilen sich in fünf Abschnitte auf:
1. Die ersten drei Ideen geben eine kleine Einführung in das Rollenspiel mit Karten. 2. In Die Karten als Spielsystem werden zwanzig Ideen lang die Regeln des Spiels genauer erklärt, wobei gezielt auch auf die verschiedenen Spezialkarten eingegangen wird. Das liest sich anhand von hilfreichen Beispielen wesentlich verständlicher im Vergleich zur minimalistischen Anleitung, welche den „Idee!“-Kartenspielen beiliegt. Ich war dabei persönlich sehr davon angetan, wie die Autorin hier versucht, auch nicht gerade erzählwütige Darstellungsspieler, etwa Taktierer und Kampffreunde, mit den Regeln abzuholen. 3. Nun wird es aber auch für Nicht-“Idee!“-Spieler interessant: In den folgenden neun Ideen erfährt man, wie man mittels der Karten eigene Geschichten schmieden kann. Sowohl die Erstellung eines einfachen oder cineastischen Kurzabenteuers als auch die Konzeptionierung einer langen Kampagne ist möglich. Ein Demo-Abenteuer ist hier ebenfalls enthalten, richtig begeistert war ich aber von Idee 31, in welcher man erfährt wie man ohne jegliche Vorbereitung ein Rollenspiel durchführen kann :-) 4. Weitere sechs Ideen befassen sich damit, wie die Spieler Figuren erschaffen. Hier wird ziemlich tief ins Detail gegangen, sodass gerade Charakterspieler ihre wahre Freude an diesen Anregungen haben werden. 5. Die Kunst der Improvisation bietet vier Ideen für verplante Spielleiter wie mich ;-) Generell hatte ich aber den Eindruck, dass man hierfür doch schon ein wenig Spielerfahrung mitbringen sollte – Oder man befolgt einfach die letzte Idee 42 und lässt den Spielleiter gleich ganz weg ;-) 6. Zuletzt folgt noch ein umfangreicher Appendix, welcher beispielsweise Regelanhänge, einen FAQ, einen Glossar und einen Index enthält.Idee 2: Stell eine Frage, dann zieh eine Karte – Tja, wie finde ich das Buch denn nun? :-P Auch ohne eine Karte zu ziehen muss ich zugeben, dass mir das Buch überraschend gut gefallen hat. Der Regelteil war, gerade auch dank der vielen nachvollziehbaren Beispiele, verständlich beschrieben. Einen würfelfixierten Battlemap-Powergamer wie mich kann die Autorin damit zwar nicht zum erzählorientierten Charakterspiel bekehren, aber meine Hemmschwelle, das System mal auf einer Con oder bei einem One-Shot außerhalb meiner Testrunden-Komfortzone zu zocken, ist definitiv gesunken ;-) Man muss es halt mögen die Karten, teilweise auch etwas um die Ecke denkend, zu interpretieren. Lasse ich den gerade mal ein Viertel des Buches ausmachenden Regelteil beiseite, bleibt noch ein großer Teil systemunabhängiger Tipps & Tricks, etwa zur Charaktererschaffung und der Konzeption von Abenteuern. Diese Abschnitte, auch wenn sie wieder den Einsatz von „Idee!“-Karten (Link) voraussetzen (man könnte sie theoretisch auch proxen, etwa indem man ein Tarot-Deck oder die Karten-Beschreibungen im Anhang nutzt, aber das wär krass umständlich), lasen sich für mich sehr interessant und ich habe durchaus die ein oder andere Idee mitgenommen. Für Spiel(leit)er mit jahrelanger Erfahrung sicherlich nicht notwendig, für mein Niveau aber durchaus hilfreich. Kann man schon mal lesen, vor allem da die Texte gut und zumeist leicht verständlich geschrieben wurden. Inhaltlich kann man sich das Buch also mal geben, auch optisch wird man davon durchaus angetan sein. Das 188 Seiten starke A5-Softcover (mit abgerundeten Ecken) ist ansprechend designt mit einem übersichtlichen Layout und gefälligen Zeichnungen. Die von „Flying Games“ (welche mir dankenswerterweise ein Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt haben) verlangten 19,95 € gehen in Ordnung, wobei ich persönlich für einen Euro mehr oder so ein oder zwei Lesebändchen cool gefunden hätte ;-) Fazit: Für mich persönlich ist „42! Ideen zum Rollenspiel mit Karten“ (Link) sicherlich das exotischte Rollenspielprodukt, welches ich dieses Jahr in meinen Händen halten durfte. Aber ich muss zugeben, es hat mich in allen Belangen positiv überrascht! Das „Idee!“-Regelsystem funktioniert und die Tipps & Tricks waren für mich als Spielleiter durchaus hilfreich. Kann man sich, gerade auch wenn man kein erfahrener Erzählrollenspiel-Hase ist, durchaus mal gönnen :-D