Das 13 Bände umfassende Comic-Epos „Roma“ rund um die verfluchte Götterstatue Palladium, welche der Stadt Rom über Jahrtausende hinweg Ruhm und Ehre, aber auch Tot und Verderben bringt, geht mit dem 44. v. Chr. handelnden „Tötet Cäsar“ in die dritte Runde. Die Geschichte rund um Julius Cäsar und Kleopatra verdeutlicht, wie bisher kein anderer Teil dieser Serie, die Stärken und Schwächen der Rahmenhandlung - Und lässt mich durchaus mit der Frage zurück, ob die (meiner ganz persönlichen Meinung nach) beste Graphic Novel-Reihe des Jahres 2016 diesen Titel auch im nächsten Jahr verteidigen kann? Julius Cäsar, großer Feldherr und Diktator des mittlerweile riesigen römischen Reiches, ist bezwungen wurden – Allerdings nicht auf dem Schlachtfeld, sondern im Bett. Die ägyptische Königin Kleopatra hat ihn verführt und dazu gebracht, ihr das Palladium als Geschenk zu machen. Denn Cäsar ist mittlerweile von seiner Machtfülle berauscht und glaubt, die verfluchte Schutzstatue nicht mehr zu benötigen. Dieser Frevel fordert Furios Leo und Nautius Aquilia heraus, zwei Abkömmlinge der beiden schon seit trojanischen Zeiten verfluchten Familien, deren Aufgabe es ist das Palladium zu schützen. Doch während der eine noch besonnen daran glaubt, dass die schwächelnde Republik den Diktator in die Schranken weisen kann, plant der andere bereits ein großangelegtes Mordkomplott, welchem nicht nur Cäsar, sondern auch Kleopatra und deren gemeinsamer Sohn zum Opfer fallen sollen... In einem weiteren Handlungsstrang erkennt die junge Palladium-Priesterin Nautia in ihren Visionen die drohende Gefahr, doch versuchen sowohl die anderen Priesterinnen als auch das Palladium höchstselbst das vorgegebene Schicksal Roms beizubehalten... Rein von der Handlung und dem Erzählfluss her ist dieser dritte Teil leider der bisher schwächste – was noch immer Jammern auf hohem Niveau ist ;-) Die drei mehr oder minder parallel ablaufenden Handlungsstränge (Cäsar & Kleopatra, die Intrige, die Visionen der Pristerin) wollen diesmal nicht so richtig harmonisch ineinander greifen wie in den Vorgängern, wirken auf mich persönlich eher ein wenig abgehackt. Auch mangelt es diesmal an einem echten Protagonisten, welcher die Handlung trägt und den Leser mitfiebern lässt. Cäsar ist ein machtberauschter Diktator, der sich von ein wenig Sex mit der (laut, wieder sehr gelungenem, historischen Anhang) gar nicht mal sooo hübschen Kleopatra zu dummen Entscheidungen verführen lässt. Die Intriganten (Furios Leo, aber auch z.B. historische Persönlichkeiten wie Cicero und Brutus) sind eher Antagonisten – und dabei auch so blass, dass man mit den bösen Jungs nicht mitfiebern will – und den Cäsar-Treuen (Nautius, Nautia) wird einfach viel zu wenig Platz in der Handlung eingeräumt, um ein echtes Interesse an ihrem Schicksal zu entwickeln. Das klingt jetzt alles ein wenig härter, als ich es eigentlich gemeint habe ;-) Denn, gerade im Gesamtkontext der Serie, ist die Handlung trotzdem noch sehr interessant und weckt bei dem Leser den Wunsch, gleich mit dem vierten Teil fortzufahren (auf den man noch viel zu lang warten muss :-(). Außerdem ist die Vermischung von historischen Ereignissen und Persönlichkeiten mit der fiktionalen Palladium-Geschichte wieder gelungen. Doch auch hier, und jetzt muss ich leider schon wieder ein wenig kritisch werden, zeigen sich erneut die Abnutzungserscheinungen der Serie: Wie bei einer Seifenoper wiederholt sich der Handlungsaufbau immer und immer wieder: Person X will das Palladium los werden, Person Y sorgt für dessen Scheitern, dazu mindestens eine Quoten-Nacktszene und das Schaulaufen historischer Persönlichkeiten, am Ende sterben (mindestens fast) alle Beteiligten, damit die Handlung ein paar Jahrhunderte später wieder auf Anfang steht. Dieses Konzept hat jetzt dreimal (ok, zweieinhalb mal, denn der erste Teil war mehr Prolog) durchaus gut bis sehr gut funktioniert, ob es sich aber immerhin noch zehn weitere Bände trägt, warte ich aber mal mit leichter Skepsis ab. „Roma“, quo vadis? Ob der Wechsel der Zeichner in jeder Ausgabe eine Stärke oder eine Schwäche der Reihe ist, muss jeder Leser für sich selber entscheiden. Obwohl sie handwerklich sauber gearbeitet haben, sprechen mich persönlich die Arbeiten von Annabel (Zeichnungen) sowie Filippo Rizzu (Farben) leider nicht so an. Tendenziell würde ich dies vornehmlich Letztgenannten anlasten, da die Bilder auf mich durch die Kolorierung ein wenig weichgezeichnet wirken. Aber das ist wie immer Geschmackssache, ich habe auch schon Stimmen gehört dass dies der bisher schönste Band der Reihe sei :-) Keine Diskussion muss man dagegen über die Druckqualität vom „Splitter Verlag“ (welcher mir dankenswerterweise ein Rezensionsexemplar zur Verfügung stellte) führen, die ist wieder sehr gut. So sind 15,80 € für ein 64 Seiten starkes Hardcover durchaus angemessen. Fazit: Jetzt habe ich zugegebenermaßen ganz schön viel gemeckert ;-) Obwohl „Roma #3 Tötet Cäsar“ (Link) der schwächste Band der insgesamt sehr guten Reihe ist, ist er doch für sich betrachtet durchaus gut und damit noch immer besser als vieles anderes, was es sonst so auf den Markt gibt. Fans der Serie können also mit gutem Gewissen zugreifen :-)
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