Das Spektrum an Rezensionen, welches ich hier im Blog bespreche, ist mittlerweile ja sehr weit gefächert. Interessanterweise sind es dabei gerade die Phantastik-Kinderbücher, welche im Durchschnitt die positivsten Kritiken erhalten. Ob sich da auch die vom Feuilleton gefeierte Bildergeschichte „Weißt du noch“ einreihen wird? Um die Antwort vorneweg zu nehmen: Ja und Jein ;-) Erst einmal zum Ja, denn das ist rascher abzuhandeln: Qualitativ gesellt sich „Weißt du noch“ problemlos zu den anderen hier im Blog besprochenen Kinderbüchern – Es drängelt sich sogar an vielen Büchern vorbei in die erste Reihe :-P Nun zum Jein: So richtig hinein in diese Reihe passt es dann doch nicht, weil es sich hier eigentlich gar nicht um ein Phantastik-Kinderbuch im klassischen Sinne handelt. Denn gemäß der maximalistischen Definition werden hier eben nicht die Naturgesetze in einer fiktiven Welt verletzt. Um Phantasie geht es jedoch trotzdem: Ein altes Ehepaar erinnert sich an seine Kindheit, in der alltägliche Ereignisse (z.B. ein überfahrener Fuchs) durch die kindliche Phantasie verklärt werden. Beispielsweise schreibt der überfahrene Fuchs noch schnell sein Testament und ein herumstreunender Hund macht einen Stepptanz, weil er die Kinder für Prinzessinnen hält. Dabei beginnt jede der Doppelseiten, welche oft kaum mehr als eine halbe Seite Text enthält und entsprechend viel Platz für die ansprechenden Zeichnungen bietet, mit eben jenem Buchtitel „Weißt du noch“. Dabei gelingt es dem Autor Zoran Drvenkar, jede der kleinen, wundervollen Geschichten für sich stehen zu lassen – In ihrer Gesamtheit jedoch schließen sie sich zu einem einzigen, äußerst phantasievollen Tag zweier abenteuerlustiger Kinder zusammen. Dabei verleiht eine Kleinigkeit, die man fast übersieht, den fröhlichen Texten eine melancholische, fast schon traurige Note: Neben den großflächigen Farbzeichnungen findet sich zu jeder Geschichte auch immer noch, wesentlich kleiner gezeichnet, die Illustration des alternden Ehepaars. Dieses erinnert sich, ausgelöst durch alltägliche Ereignisse (beispielsweise die Fuchsgeschichte durch einen Krankenhausaufenthalt), irgendwie schon sehr wehmütig an die unbeschwerte Kindheit zurück. Dieser kleine Story-Kniff erdet die phantastischen Geschichten und lässt den Leser nachdenklich, seiner Kindheit hinterher trauernd zurück. Mag sein, dass das empfohlene Alter „ab 5 Jahren“ ist – Die wahre Größe dieses kleinen Büchleins werden erst Erwachsene begreifen... Die 14 €, welche „Hanser“ verlangt (welcher mir dankenswerterweise ein Rezensionsexemplar zur Verfügung stellte), kann man sich wirklich mal gönnen :-D Fazit: „Weißt du noch“ (Link) ist ein wundervolles, melancholisches Meisterwerk!
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