Ich weiß es noch genau, als ob es gestern gewesen wäre... Ich mache nichtsahnend meinen Facebook-Account auf und mir springen sofort gefühlt zweihundert empörte oder verzweifelte Beiträge entgegen, dass (mittlerweile ist das ja kein Spoiler mehr) der amerikanische Superheld Captain America schon immer ein heimtückischer Hydra-Agent war - Ohne Quatsch, das hat mein Weltbild erschüttert ;-) Nun ist der erste deutsche Sammelband erschienen und ich frage mich natürlich, ob das eigentlich die Aufregung wert war? Der Sammelband „Captain America: Steve Rogers #1“ enthält die Hefte „Captain America: Steve Rogers #1-3“ sowie „Captain America: Sam Wilson #7 (II)“ und die Geschichte des 2016er Free Comic Book Day. Dabei lässt sich der Handlung überraschend gut folgen, ein wenig Vorwissen zu den bisherigen Ereignissen (Captain America war plötzlich alt, übergab den Titel an Falcon und wurde dann durch Kobik verjüngt; außerdem wurden verschiedene SHIELD-Pläne wie ein Superschurken-Gefängnis und die Machtnutzung eines kosmischen Würfels verhindert) sollte man aber für den vollen Lesegenuss mitbringen. Dann versteht man auch, warum die Welt von der Nazi-Organisation Hydra bedroht wird – Gleich zweimal! Denn sowohl Red Skull als auch Baron Nemo planen, bei & mit Hydra die Macht an sich zu reißen. Da bedarf es natürlich eines echten Helden! Captain America, und zwar das Original (also Steve Rogers), stellt sich dem Terror zusammen mit seinen Sidekicks Jack Flag und Free Spirit sowie einem neuen Schild entgegen. Doch mitten im Trubel des Einsatzes wechselt er die Seiten und kämpft für Hydra! War er etwa die ganze Zeit ein unentdeckter Schläfer? Durch zahlreiche Rückblenden in seine Kindheit, als sich Hydra mittels sozialer Projekte in die gebeutelte Familie Rogers einschleicht, scheint sich dieser Verdacht zu erhärten... Wie die Geschichte ausgeht und ob Captain America wirklich ein fieser Nazi ist, wird man natürlich erst in späteren Ausgaben erfahren. Aber mit diesem Sammelband startet die Geschichte jedenfalls sehr stark! Gerade das erste Kapitel bzw. die erste Ausgabe der Reihe, in welcher man neben Steves Selbstenttarnung auch noch die verkorkste Lebensgeschichte eines Hydra-Selbstmordattentäters präsentiert bekommt (welcher u.a. durch eine bedrückende Rede von Red Skull, die aktuellen Bezug auf die deutsche Politik nimmt, motiviert wird), gehört für mich zu den im besten Sinne atmosphärisch bedrückendsten Storylines, die ich je gelesen habe. An dieser Geschichte werde ich unbedingt dranbleiben, da hat dieser Auftaktband seinen Zweck vollkommen erfüllt :-D Zeichnerisch geht der Comic auch vollkommen in Ordnung, es ist halt gute Standardkost mit einer in den schwarz-weiß-roten Szenen tollen, in den bunten Szenen etwas gewöhnungsbedürftigen Kolorierung (natürlich Geschmackssache!). Die Druckqualität von „Panini Comics“ (welche mir dankenswerterweise ein Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt haben) ist wieder gut, sodass 12,99 € für ein 100 Seiten starkes Softcover beziehungsweise 16 € für die die auf 333 Exemplare limitierte Variant-Edition (Link) akzeptabel sind. Fazit: Der erste Sammelband „Captain America: Steve Rogers #1“ (Link) ist ein sehr gelungener Auftakt einer vielversprechenden Storyline.
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