Die tatsächlich häufigste Bitte, die ich von meinen Lesern erhalten habe, war der Wunsch doch auch mal einen Manga zu rezensieren. Euer Wunsch ist mit Befehl :-D Mit „Gangsta:Cursed. - EP_Marco Adriano 1“ (welch umständlicher Titel :-P) veröffentlichte der renommierte „Carlsen Verlag“ nun den ersten Band der Spin Off-Reihe zur populären Manga-Serie „GANGSTA.“ (Link). In diesem wird die 15 Jahre zurückliegende Vorgeschichte des titelgebenden Mafioso Marco beleuchtet. Die Geschichte dieses Auftaktbandes, welcher drei Kapitel (plus einen Prolog und etwas Bonusmaterial) umfasst, ist dabei für ein Buch dieser Dicke (192 Seiten) überraschend schnell erzählt: Marco, damals noch Spas genannt, marodiert gemeinsam mit Striker, Beretta, Minimi und Maverick als zweite Generation der Destroyers durch die Stadt Ergastulum. Ihre Mission ist die Vernichtung der Twilights, welche sie als Ungeziefer und Bedrohung wahrnehmen – Denn Twilights sind menschenhassende Monster, zumindest wurde den Destroyern diese Lüge eingeimpft. Im Verlauf des Gemetzels kommen Marco aber immer mehr Zweifel, ob nicht er selbst das Monster ist... Für einen Flachwitz bin ich ja immer zu haben, daher fasste ich schon vor Lesebeginn den Entschluss, die Rezension mit einem kleinen Lacher zu beginnen ;-) Es sollte ungefähr in die Richtung gehen, dass ich mich wunderte, warum die Geschichte wohl rückwärts abläuft – Für den Nicht-Manga-Leser: Die Pointe ist, dass Mangas entgegen der westlichen Gewohnheit von hinten nach vorne und rechts nach links gelesen werden. Nur muss ich nach der Lektüre von „Gangsta:Cursed. - EP_Marco Adriano 1“ zugeben, dass dieser Witz nicht funktioniert hätte. Denn um ehrlich zu sein ist es hier wirklich halbwegs egal ob man von vorne oder hinten liest, weil die drei Kapitel zu 80, nein sogar eher zu 90 Prozent aus einer bloßen Aneinanderreihung von überbrutalen, stakkatoartigen, zumeist unzusammenhängenden Metzelszenen bestehen. Eine fortschreitende Handlung nimmt nur einen minimalen Bruchteil des Mangas ein. Dabei wirkt diese wirr und wenig durchschaubar, was noch nicht einmal primär an dem nicht-erklärten Setting liegt (ich vermute, dass man durch die Lektüre der Hauptserie mehr weiß?), sondern vielmehr an der vollkommen unzureichenden Einführung und Charakterisierung der handelnden Figuren. Für die fünf Destroyer muss jeweils eine eigene Tötungsmethode sowie eine banale, teils in einem Nebensatz auftauchende Tötungsmotivation ausreichen (ausgenommen Marco, der als Charakterentwicklungsbonus noch eine rasche Reflektierung seiner Morde spendiert bekommt) - Wohlgemerkt, dieser Auftaktband umfasst bereits ein Drittel der gesamten Reihe, da darf es ruhig ein wenig mehr sein ;-) Die Nebenfiguren geben da sogar ein noch viel traurigeres Bild ab: 90 % dieser Statisten und Stichwortgeber sind einfach nur Schlachtvieh, welches im idealsten Fall vor der Ermordung noch ein oder zwei jammernde oder vorwurfsvolle Sätze aufsagen darf. Wo „Gangsta:Cursed. - EP_Marco Adriano 1“ also bei Handlung und Figuren eindeutig versagt, punktet es bei der Präsentation. Den schwarz-weiß-grauen Manga-Zeichnungen liegt eine (für den von franko-belgischen Comics geprägten Leser ungewohnt) ausdrucksstarke Dynamik inne. Gedruckt in guter Qualität, verlangt der „Carlsen Verlag“ (welcher mir dankenswerterweise ein Rezensionsexemplar zur Verfügung stellte) für das 192 Seiten umfassende Großtaschenbuch marktübliche 7,99 €. Fazit: Eine erzählerisch arg schwachbrüstige Metzelorgie, da retten selbst die dynamischen Zeichnungen den Spin Off-Manga „Gangsta:Cursed. - EP_Marco Adriano 1“ (Link) nicht vor einem Verriss :-(
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