Der erste Band der steinzeitlichen Entwicklungs-Graphic Novel „Mezolith“ schaffte es im letzten Jahr zwar durchaus mich zu begeistern, doch war ich mit dem damaligen Konzept-Mischmasch aus düsterer Fantasy-Geschichte einerseits und historisch korrektem Bildungscomic andererseits nicht vollumfänglich glücklich. Damals wünschte ich mir, der Autor möge seinen konzeptionellen Weg finden... Und in der Tat, der zweite Teil ist in seiner Ausrichtung viel klarer und wirkt dadurch in seiner Erzählung weniger bruchstückhaft, sondern vielmehr wie aus einem Guss :-) Weiterhin begleitet „Mezolith“ den jungen Steinzeitmenschen Poika, welcher vor 10.000 Jahren an der östlichen Küste Großbritanniens lebte, auf seinem Weg zum Erwachsenwerden. Dabei erlebt er zwar auch „klassische“ Abenteuer, etwa die Flucht vor einem Bären, doch sein größter Kampf auf seinem Weg zum Mann ist der Umgang mit dem weiblichen Geschlecht ;-) Insgesamt sechs mehr oder minder kurze Kurzgeschichten enthält der 96 Seiten umfassende Hardcover-Comic, welche in sich zwar zumeist abgeschlossen sind, aber eine fortlaufende Handlung erzählen. Diese nahm schon im ersten Band ihren Anfang, man muss den Serienauftakt des Verständnisses wegen aber nicht zwangsläufig gelesen haben. Protagonist Poika ist dabei der Dreh- und Angelpunkt der Geschichten, doch räumt dieser Band auch den Nebenfiguren im Vergleich zum Vorgänger mehr Platz ein. Die eigentlichen Stars vom zweiten „Mezolith“-Band sind jedoch die faszinierenden Mythen und Sagen, welche das Leben der Dorfbewohner prägen. Egal ob die Heirat zweier Jungfrauen mit den Sternen, ein Wahnsinn verursachender Glitzerstein, mysteriöse Visionen oder der Angriff eines Eiskannibalen – Die abwechslungsreichen Geschichten wirken, nachdem sich das Comic-Konzept eindeutig auf Fantasy ausgerichtet hat, nicht mehr wie Fremdkörper, sondern sie bereichern die Handlung ungemein. Dabei verliert diese aber zwischen all den Nebencharakteren, Traumsequenzen und Mythen ein wenig den Fokus auf die Entwicklung Poikas, welche im zweiten Teil nun schleppender vorangeht und erst am Ende wieder einen größeren Schritt tut – Dessen Auswirkungen jedoch erst in einem eventuellen dritten Teil zu sehen sein werden, da seine, ganz weitläufig also solche interpretierbare, Transformation als ein Cliffhanger gestaltet ist. Ich bin jedenfalls gespannt :-D Die graphische Umsetzung der Geschichte ist, wie schon im ersten Teil, wieder wirklich hervorragend gelungen. Die Figuren sind detailliert, die Landschaftszeichnungen sind stimmungsvoll und die Bewegungsabläufe wirken dynamisch. Dazu die sehr atmosphärische Kolorierung, das wirkt einfach alles wie aus einem Guss und ist eine echte Augenweide :-) Den Bildern wird die sehr gute Druckqualität von „Cross Cult“ (welche mir dankenswerterweise ein Rezensionsexemplar zur Verfügung stellten) mehr als gerecht, sodass der Preis von 25 € (Link) für ein 96 Seiten starkes Hardcover durchaus in Ordnung geht. Fazit: Eigentlich hab ich das Fazit ja schon in der Einleitung vorweggenommen: Das Konzept von „Mezolith #2“ (Link) ist in seiner Ausrichtung viel klarer und wirkt dadurch in seiner Erzählung weniger bruchstückhaft, sondern vielmehr wie aus einem Guss :-) Der übergeordnete Handlungsbogen um die Mannwerdung ist interessant und die neuen Nebencharaktere bereichern die Geschichte, sodass ich den zweiten Teil letztendlich noch ein Stück weit besser als den Serienauftakt finde. Empfehlenswert!
Tags